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Leise Töne verzaubern den Advent


Autor: Werner Vogel

Bad Kissingen, Montag, 09. Dezember 2019

Zum zehnten Mal präsentiert Gabriele Kanz im Max-Littmann-Saal mit der Fränkischen Weihnacht eine stimmungsvolle musikalische Visitenkarte der Rhön.
So klingt Advent in Franken. Foto: Werner Vogel


Wenn die Glocken der St. Sebastian-Kirche in Stangenroth zur Stille rufen, wird es ruhig im Regentenbau, und so sollte es fast zwei Stunden bleiben. Laut wird es nur ganz zum Schluss: Beim stehenden Applaus für ein so ganz anderes Weihnachtskonzert. Ohne "Jingle Bells" und "Rudolph the red noused Reindier", dafür mit den "Premicher Blechbläsern", der "Hoibüche Muisig" aus Gefäll und Gabriele Kanz aus Rottershausen. Sie organisiert den Adventsnachmittag, singt, spielt Gitarre und führt charmant durch das Programm, ist das Gesicht der Fränkischen Abende und der Fränkischen Weihnacht, die die Staatsbad GmbH veranstaltet.

Und weil das Allroundtalent mit so viel Herzblut dabei ist, sind zu ihrem zehnjährigen Jubiläum auch Landrat Thomas Bold, Kurdirektorin Sylvie Thormann, viele Anhänger fränkischer Kultur und noch mehr Gäste gekommen, die erleben möchten, wie's weihnachtlich klingt in Franken.

Zurückgenommene Klänge

Der Saal ist immer ein Erlebnis, stilvoll adventlich dekoriert, ein Juwel. Echte Weihnachtsbäume und große Tannen aus Sperrholz. Leuchten, Kerzen, sogar Schlitten und Skier. Die Instrumente der Musikanten auch nicht alltäglich: Hackbrett, Zither, Knopfharmonika und Blech in Variationen. Stimmige Lichteffekte und die ganz besondere Akustik, wenn selbst der leiseste Ton der Zither bis hinauf in die Loge schwebt. Das Ambiente ein Gesamterlebnis - die Veranstaltung eine Erfolgsgeschichte, die Identität mit unserer Heimat schafft. Sie begann vor 30 Jahren mit dem Ehepaar Moritz und wird, zum Glück, von Gabriele Kanz erfolgreich fortgesetzt. "Gabi", wie sie von den Musikern genannt wird, vergisst die Entdecker Rhön-Fränkischer Volksmusik in Ihrer Begrüßung nicht.

Auch schön, dass die überwiegend zurückgenommenen Klänge nachhalten können, das intensive Erleben nicht durch Applaus unterbrochen wird. So flüstert das Tenorhorn der Premicher Blechbläser die "Land Weihnacht", und selbst die Tuba dämpft den Schritt des durch Rhöner Schnee stapfenden Nikolaus. Ein Aushängeschild handgemachter Rhöner Volksmusik sind die Musiker(innen) und Sänger(innen) der "Hoibüche Muisig". Altes Liedgut ist bei Ihnen gut aufgehoben. "Die Hirten sind vom Feld erwacht" und "Mistel vom Baam" haben sie mitgebracht. Die Steirische Harmonika dominiert den Klang, dazu kommen Bass, Klarinetten, Gitarre - und die schönen Stimmen von Gabi Kanz, Margit Kirchner und Luise Voll machen aus Blasmusik vielschichtige musikalische Gemälde aus der Rhön.

Gäste aus Iphofen und der Oberpfalz

Nichts verbindet man so sehr mit Stubenmusik wie die Zither. "Das Frank Bluhm Trio wollte ich unbedingt wieder mal haben", verrät Gabi Kanz, denn "der Frank ist nicht mehr der Jüngste". Das Spiel des Iphöfers (Landkreis Kitzingen) ist von seltener Innigkeit mit dem Instrument geprägt, und wenn Iris Blum die Gitarre nicht nur als Begleitung sieht, sondern sie ein virtuoses Eigenleben führen lässt, dann werden "The Sound of Silence" und "Winter Wonderland" zu anheimelnden Weihnachtsliedern. Später dreht sich die Eigenkomposition "Kleine Spieluhr" wie von Kinderhand aufgezogen. Immer wieder neu findet die Melodie, leicht verändert, glockenhell zum Gleichklang mit Gitarre und Kontrabass.

"De 3 Andern" sind durch Fernsehauftritte bekannt, Uschi, Bettina und Franz Rappl haben bei den "Wirtshausmusikanten" mit Traudi Siferlinger gesungen, bei Florian Silbereisen gespielt und sorgen überall mit ihrem unaufgeregt stillen und doch so harmonischen Dreigesang für die innigen Momente. Und wie schön klingen "Und iatz iss hald Winter worn" oder "A Stern steht am Himmel" erst im Max-Littmann-Saal. Gut, fränkisch ist das nicht mehr, aber Gäste aus der Oberpfalz sind nicht nur im Fasching hochwillkommen, zumal die Familie Rappl nicht aus Altneuhaus, sondern aus Burglengenfeld kommt. Gabi Kanz führt aber schnell wieder in die Vorrhön zurück mit einer Herbergsuche auf Fränkisch, und weil sie schon einige Jahre auch bei der Hoibuche Muisig mitspielt, hat sie den Gefäller Dialekt schon verinnerlicht, wenn sie vom "Schwoardemooche" und dem "Laib Broad" spricht, den der Hl. Josef in den Rucksack gepackt hat. Oder sie Wirt sagen lässt: "Wos sücht denn ihr"? Fränkisch klingt's auch mit "Jetz höm mer weil g'sunge", bei dem sich die Premicher Blechbläser und die Hoibüche Muisig zu fulminantem Chor und Orchester zusammenfinden. Nicht fränkisch, aber feierlich der Schlusschor. Aus nahe tausend Kehlen klingt "Oh du fröhliche" ergreifend schön.