Druckartikel: Leidenschaft für Farben

Leidenschaft für Farben


Autor: Werner Vogel

Bad Kissingen, Freitag, 17. Februar 2017

Bei der Vernissage im Kaiserhof Victoria überrascht Lothar Gärtner mit farbintensiven Portraits.
Lothar Gärtner erklärt sein Werke: (von links), Laudator Jan Hemmerich, Lothar Gärtner, Norbert Köhler, Hoteldirektor Christian Weghofer.  Foto: Werner Vogel


Spannung liegt in der Luft. Zwar ist das nostalgisch, stilvolle Interieur der Eingangshalle des "Kaiserhof Victoria" schon zum siebten Mal stimmungsvoller Rahmen der Vernissage einer Ausstellung von Lothar Gärtner, aber nach einer längeren Pause hatte man sich schon ein wenig Sorgen gemacht, um den "Grandseigneur der Kissinger Kunstszene" , wie ihn Kulturreferent Peter Weidisch schon mal genannt hatte.


"Danke, es geht mir gut"

Aufatmen bei seiner großen Fangemeinde: Er ist wieder da und er stellt wieder aus. Der prominenteste Kissinger Maler hat wieder einen Ausweis seines Könnens im Kaiserhof Victoria präsentiert und seine Freunde beruhigt: "Danke, es geht mir gut", so hat er die Bilderschau genannt. Und so wirkt er auch auf seine Freunde: Als charmanter Gastgeber seiner Fangemeinde. Küsschen hier, Umarmung da. Er lässt Nähe zu bei Freundinnen und Freunden, nimmt sich zurück bei Fremden, aber Lächeln und einen Händedruck gibt es für jeden. Häppchen und Sekt werden gereicht, dazu erklingt dezente Hintergrundmusik, mit der Ralph Meyer-Natus am Klavier die Begrüßungszeremonie gekonnt untermalt.


Stimmungsvolle Party

Es war alles wieder gerichtet, so wie sich Lothar Gärtner seine Vernissage vorstellt, als stimmungsvolle Party. Er dankt Hoteldirektor Christian Weghofer nicht nur für die Gastfreundschaft, sondern auch für die wunderbare Art, wie das Haus die künstlerische Zusammenarbeit pflegt. Zur Stimmung trägt auch ein gutgelaunter Oberbürgermeister mit Gattin bei, der von Lothar Gärtner als "Menschenkünstler" spricht und feststellt, dass sein Atelier "Zeitgeist" dem reichen Kissinger Kulturleben auf seine Weise einen Stempel aufdrückt.
Als Überraschungsgast hatte Gärtner den erst 22-jährigen Jan Hemmerich als Laudator präsentiert, der ihn bei einem Forum für junge Künstler mit seinem Verständnis für die Malerei beeindruckt hatte, und "der aus Sicht der jungen Generation einiges zu meinen Bildern zu sagen hat, worauf ich gespannt bin", wie Gärtner meint. Hemmerich schildert die zunächst beeindruckende Farbigkeit und Lebendigkeit der Bilder, die bei näherem Hinsehen Struktur und Tiefe erkennen lassen und Raum für Fantasie freigeben. Die eindringliche Stimme von Jutta Wieczorek wird zum emotionalen Höhepunkt der Begrüßung, als sie bei Leonard Cohens "Hallelujah" die Gäste bittet, den Refrain mitzusingen.
"Danke, es geht mir gut", kann eine Floskel sein, auf die Frage, wie es einem geht. Bei einem Künstler hat sie aber auch einen tieferen Grund: Wie geht es mit Lothar Gärtners Schaffen weiter? Die ausgestellten Bilder haben diese Frage eindrucksvoll beantwortet: Ja, es geht ihm gut. Er ist der Mensch, der er war, geblieben: Echt, unverbogen, spontan und widersprüchlich.
Als Künstler hingegen überrascht er, hat seinem Werk kraftvoller Bilder von Mensch und Natur eine neue eindrucksvolle Facette hinzugefügt: Farbintensive Portraits vor dunklem Hintergrund. Ausdrucksstarke Gesichter von Außenseitern. Teils nicht zu unterscheiden, welchen Geschlechts. Menschen, deren Augen dem Betrachter höchst spannende Fragen stellen.
"Seelenreiter" 1 bis 10 ist die Serie eher kleinformatiger Bilder überschrieben, die bei der Vernissage zum vielbeachteten Ausrufezeichen geworden sind. Wie bei Gudrun und Norbert Köhler, die im Hotel wohnen und sich immer wieder vor diesen Bildern treffen: "Weil wir stets Neues in den Bildern entdecken".