Lehrlingswettbewerb in Bad Kissingen: Rhöner Küche, Rhöner Köche
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 15. März 2019
17 Auszubildende aus drei Bundesländern treten beim Wettbewerb "So schmeckt die Rhön" gegeneinander an.
Es sind die letzten Handgriffe für den angehenden Koch Stefan Szabo. Drei Stunden hat er für den länderübergreifenden Lehrlingswettbewerb "So schmeckt die Rhön" in der Lehrküche der Staatlichen Berufsschule schon geschuftet. "Es war ein ziemlich großer Stress, aber ich bin zufrieden", meint der 25-Jährige. Schweinebäckchen mit regionalem Gemüse und Honigjus hat er als Hauptgang zubereitet, als Dessert gibt es "Öpfelstrudel ma annersch", als Vorspeise Saibling mit Birnenkugeln. Die Kugeln dafür schmurgelt er gerade in einem Gemüsesud. Seine Ausbildung absolviert Szabo in Bad Bocklet im Wellnesshotel Kunzmanns. An einem Kochwettbewerb hat er bislang noch nicht teilgenommen, die Erfahrung nimmt er aber gern mit. "Mein Chef hat gemeint, das ist eine gute Vorbereitung für die Abschlussprüfungen", sagt er.
Rhöner Rezepte pflegen
Neun Koch- und acht Kellnerazubis aus Bayern, Hessen und Thüringen - darunter drei Teilnehmer aus Bad Kissingen und eben einer aus Bad Bocklet - stellen sich dem Urteil der Fachjury und dem des Publikums. Der Wettbewerb "So schmeckt die Rhön" findet zum siebten Mal statt und wird alle zwei Jahre an wechselnden Standorten ausgetragen. In Bad Kissingen ist er zweiten Mal.
Die Jury bewertet die handwerkliche Leistung der Teilnehmer anhand der üblichen IHK-Prüfungskriterien. Zerlegt der Koch das Fleisch ordentlich, hält er sich an Hygienevorschriften? Deckt die Servicekraft den Tisch korrekt ein, ist sie freundlich, gelingt es ihr, je drei gleichschmeckende alkoholische und alkoholfreie Cocktails zu mixen?
Das Handwerkliche macht nur einen Teil der Bewertung aus, erklärt Brigitte Vorndran. Die Gastronomin aus Bischofsheim leitet für die veranstaltende Rhön GmbH den Wettbewerb. "Die Jury legt Wert auf die Höhe des regionalen Wareneinsatzes", sagt sie. Sprich: Es sollen heimische Produkte für die Cocktails und die Menüs verwendet werden. Obstler und fränkischer Whiskey statt schottischem Single-Malt, Fleisch, Eier und Kartoffeln nicht vom Großbauern aus Norddeutschland, sondern vom kleinen Hof aus der Rhön. "Die Servicekräfte müssen Fragen zur Region beantworten. Schließlich müssen sie später den Gast beraten und sich auskennen", sagt Vorndran. Von den Köchen wiederum wird erwartet, dass sie sich an alten Rhöner Rezepten versuchen und sie zeitgemäß kochen. "Wir wollen unsere heimische Küche pflegen."
Der Wettbewerb soll jedoch nicht nur die angehenden Gastronomen auf regionale Küche aufmerksam machen, sondern er soll auch seinen Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel leisten und somit auch die von Schülermangel bedrohten Berufsschulen im ländlichen Raum stützen. Vorndran: "Wir wollen junge Leute ziehen, die sagen: Es lohnt sich in der Region zu bleiben und sich hier vielleicht auch selbstständig zu machen", sagt sie.
Politik soll Anreize setzen
Das Hotel Kaiserhof Victoria aus Bad Kissingen schickt Azubis zu dem Wettbewerb, damit sie Erfahrungen sammeln. Hoteldirektor Christian Weghofer steht außerdem hinter den Zielen der Veranstaltung. "Das ist der richtige Weg. Produkte aus der Region kommen beim Gast gut an", sagt er. Das Bestreben, gute junge Mitarbeiter in der Region zu halten, sei für die Branche wichtig, weil sie zunehmend auch auf ausländische Mitarbeiter angewiesen ist. "Es wäre schlimm, wenn uns die Mitarbeiter aus der Region abhanden wären", findet er.
Von unattraktiven Arbeitszeiten, über bürokratische Hürden bis zur Bereitschaft immer wieder den Ort zu wechseln, um Karriere zu machen: Bad Kissingens stellvertretender Landrat Emil Müller (CSU) sieht die Schwierigkeiten, Nachwuchs für die Gastronomie zu begeistern. Wer sich dafür entscheide, tue das aus Überzeugung. "Die Politik wird Wege gehen müssen, um diese Leute zur Selbstständigkeit zu motivieren. Da ist viel Luft nach oben", denkt er. Das sei eine Aufgabe der kommunalen Wirtschaftsförderung: Finanzielle Anreize zu schaffen, damit ein junger Gastronom eine Dorfwirtschaft übernimmt oder eröffnet. Müller: "Das wird in anderen Bereichen, etwa bei Ärzten, schon gemacht."