Legionellen im Duschwasser der Mehrzweckhalle Münnerstadt
Autor: Heike Beudert
Münnerstadt, Mittwoch, 03. April 2013
Die Duschen im Sportzentrum dürfen seit vergangener Woche nicht mehr genutzt werden. Bei einer routinemäßigen Wasserkontrolle sind Legionellen festgestellt worden.
Die Keime können die sogenannte Legionärskrankheit (Legionellose) verursachen, eine Lungenerkrankung, die im schlimmsten Fall sogar tödlich verlaufen kann. Bürgermeister Helmut Blank (CSU) bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung den Legionellenbefall im Duschwasser. "Wir haben zeitnah gehandelt", betont er. Es seien sofort die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet worden.
Zwischenzeitlich sei der alte Mischer in der Warmwasserzirkulation gegen einen neuen ausgetauscht worden. Dieser lasse deutliche höhere Temperaturen zu und hohe Wassertemperaturen töten die Keime ab.
Am vergangenen Montag erhielt die Stadt Münnerstadt die Mitteilung, dass bei einer Routineuntersuchung am Sportzentrum Legionellen im Wasser der Duschen nachgewiesen wurden. Daraufhin sei das Gesundheitsamt informiert worden. Man habe die Duschen sofort gesperrt. In Absprache mit dem Gesundheitsamt sei nach dem Mischeraustausch eine zweimalige thermische Desinfektion durchgeführt worden. Dabei wurde der Warmwasserboiler auf 80 Grad erhitzt, das Wasser im Mischer auf 70 Grad.
Bei einer dritten heißen Spülung am Gründonnerstag stellte das untersuchende Labor Dr. Nuss am Duschkopf eine Wassertemperatur von 62,9 Grad fest, erläutert Helmut Blank das genaue Verlaufsprotokoll der Reinigungsmaßnahme. Bei einer solchen Temperatur sterben die Legionellen ab.
Blank geht davon aus, dass damit das Problem beseitigt ist. Allerdings braucht es noch rund eine Woche, bis die Stadt Gewissheit hat. Erst dann liegen die Untersuchungsergebnisse vor. Solange bleiben die Duschen geschlossen. Bei Sportveranstaltungen muss bis dahin auf die Duschen in den beiden Schulturnhallen ausgewichen werden, so Helmut Blank.
Häufigere Desinfektion
Den Legionellenbefall im Duschwasser hat Helmut Blank zum Anlass genommen, eine neue Dienstanweisung herauszugeben, erläutert er. "Künftig muss alle drei Monate eine thermische Desinfektion durchgeführt werden", sagt Blank. Bislang fand diese nur zweimal im Jahr statt. "Für den Hausmeister bedeutet dies einen deutlichen Mehraufwand", ergänzt der Bürgermeister. Doch dieser sei gerechtfertigt. Diese Anweisung gelte nicht nur für die Duschen im Sportzentrum, sondern auch für die in der Mittelschule, obgleich dort noch keine Probleme aufgetreten sind.
Dass es gerade im Sportzentrum Probleme mit Legionellen gegeben hat, liegt nach Einschätzung Blanks am Leitungssystem der Sporthalle.Es ist alt, die Leitungswege vom Erhitzer zu den Duschen sehr lang.
Froh ist Blank, dass der Stadtrat mit dem Haushalt 2013 den Grundstein zur schrittweisen Generalsanierung des Sportzentrums gelegt habe. Heuer sind Gelder für den Architekten im Etat eingestellt.
Eine zu niedrige Wassertemperatur bei der Warmwasserzubereitung sei oftmals eine Ursache für Legionellenbefall im Wasser, erklärt Dr. Ingo Baumgart vom staatlichen Gesundheitsamt Bad Kissingen. Problematisch werde es vor allem dann, wenn im Leitungssystem Wasser längere Zeit stehe, was vorkommt, wenn beispielsweise Sanitäranlagen nicht regelmäßig genutzt werden.Ein Legionellenbefall sei nichts ungewöhnliches, weiß der Fachmann. Seit 2012 die Trinkwasserverordnung verschärft wurde und nun das Leitungssystem von Mietshäusern oder Sportanlagen vermehrt kontrolliert wird, finde man auch mehr.
Wie groß die Gefahr tatsächlich ist, sich beim Einatmen von verkeimtem Wasserdampf mit Legionellen zu infizieren, ist für den Fachmann schwer zu sagen. 600 statistisch erfasste Erkrankungsfälle mit Legionellose gebe es pro Jahr in Deutschland, erklärt Dr. Baumgart. Die Krankheit sei meldepflichtig. Fachkreise vermuten aber, dass die Dunkelziffer höher ist, so der Mediziner. Auch im Landkreis Bad Kissingen komme es immer wieder einmal zu einzelnen Erkrankungsfällen. Gefährdet seien vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, erklärt der Mediziner.