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Leerstehende Häuser suchen einen Nutzer


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Montag, 19. März 2018

Die digitale Leerstandsbörse des Landkreises gibt es seit Mitte 2016. Die Klickzahlen zeigen dem Landratsamt, dass die Seite gut angenommen wird.
Hier hat schon lange keiner mehr geklingelt. Blick auf eines der vielen leerstehenden Gebäude im Landkreis.Heike Beudert


Kein Name mehr steht auf den Klingelschildern des alten Fachwerkhauses. Der letzte Besuch der Sternsinger ist auch schon mehr als zwei Jahrzehnte her. Die verblasste Kreideschrift auf dem Türstock lässt eine Jahreszahl in den 1990ern erahnen. Es ist ein typischer Leerstand, wie es im Landkreis viele gibt. Im Oktober 2016 hat der Landkreis deshalb über das Projektmanagement "Mitten im Ort" eine digitale Leerstandsbörse ins Leben gerufen. Dort können Kommunen , aber auch Privatleute Leerstände einstellen, die zu erwerben sind.
"Wir achten sehr darauf, dass dies auch geschieht", betont der Maßbacher Bürgermeister Matthias Klement, der die Leerstandsbörse von Anfang an befürwortet und unterstützt hat. Matthias Klement berichtet, dass er und sein Stellvertreter Wolfgang Rützel in Maßbach und Poppenlauer sowie die Ortssprecher von Weichtungen und Volkershausen die Ortschaften Straße für Straße abgegangen sind, um Leerstände oder Baulücken zu erfassen. Wenn die Eigentümer zustimmten, wurden Objekte in die Börse eingestellt. "Wir haben wirklich geackert", meint Matthias Klement. Die Arbeit hat sich aber seiner Meinung nach gelohnt.
Mittlerweile hat das Bauamt die Verantwortung für die Pflege der Maßbacher Liste. "Sobald wir etwas hören, fragt das Bauamt nach", erklärt Klement. Es wird abgefragt, ob das Objekt für die Leerstandsbörse geeignet ist. Wenn ja, wird es online gestellt.
Wie Lena Pfister, Pressereferentin des Landkreises Bad Kissingen auf Anfrage erklärt, haben mittlerweile auch die in den Allianzen organisierten Gemeinden jeweils einen eigenen Login und können ihre Immobilienangebote eigenständig einstellen und bearbeiten. Unterstützung gibt es vom Projektmanagement. Privatleute können ihre Objekte der Gemeinde oder direkt dem Projektmanagement melden.
Für Matthias Klement ist die Leerstandsbörse ein wichtiges Instrument, auch wenn er nicht direkt nachvollziehen kann, ob sich Verkäufe tatsächlich durch die Börse ergeben. Klement beobachtet aber, dass in jüngster Zeit durchaus Interesse an leerstehenden Gebäuden besteht. "Die Nachfrage ist da", betont er. Erst kürzlich habe es einen Eigentümerwechsel in Volkershausen gegeben.


Infos zu Förderprogrammen

Einige Objekte seien bereits über die Börse und die flankierenden Maßnahmen (Förderberatung) neuen Nutzern zugeführt worden, betont Lena Pfister. Allerdings unterstreicht sie, dass das Portal grundsätzlich nur der Information diene und keine Maklertätigkeit übernehme. Die Börse sei nur Bestandteil des Regionalmanagements "Mitten im Ort". Weitere Inhalte des Portals seien eine breite Information rund um die Innenentwicklung im Landkreis. So wird die Veranstaltungsreihe "Mitten im Ort" genannt, aber auch die Informationen, die es für Sanierungswillige und Bauherren gibt.
Seit Einführung der Leerstandsbörse ist der Objektbestand deutlich angestiegen. 2016 der Altlandkreis Bad Brückenau eher schwach vertreten. Mittlerweile hat beispielsweise die Bad Brückenauer Rhön-Allianz ihre Leerstände erhoben und in der Börse eingestellt, so Allianzmanager Uwe Schmidt. Rund 50 Prozent der erfassten Leerstände oder bebaubaren Grundstücke seien käuflich zu erwerben, so die Erfahrung von Uwe Schmitt. Sie finden sich dann in der Leerstandsbörse, wenn der Eigentümer zustimmt. Außerdem gibt es eine Verlinkung zur Homepage der kommunalen Allianz. Dort schlagen alle Objekte auf, die in den Mitgliedsgemeinden gerade zu kaufen sind. Diese Verlinkung hält Schmidt für sehr sinnvoll, denn Interessenten haben somit einen Überblick über die Angebote direkt aus der Region. Wie sich die Leerstandsbörse auswirkt, kann auch Schmidt schwer abschätzen. Es habe aber Verkäufe in Wildflecken und Oberleichtersbach gegeben.


Steigende Klickzahlen

Zufrieden ist man beim Landkreis mit der Resonanz auf die Angebote. "Auch von Interessenten wird die Seite gut angenommen", erklärt Lena Pfister. Zwischen Januar und September 2017 wurde die Leerstandsbörse 20 255 Mal angeklickt.
Aber noch nicht alle Kommunen sind in der Börse vertreten. Münnerstadt mit seiner hohen Anzahl sucht man beim Klick auf die Leerstandsbörse vergeblich. Bürgermeister Helmut Blank erklärt das mit dem laufenden Erstellen eines Leerstandskatasters und -managements über eine Initiative der Nes-Allianz, der sich Münnerstadt angeschlossen hat. Dieses Projekt sei so gut wie abgeschlossen und werde im April vorgestellt.Es sei sehr umfangreich und habe deshalb entsprechend Zeit in Anspruch genommen, stellt Blank fest.


Ab September gelistet

Spätestens ab September will die Stadt aber doppelgleisig fahren und zum Verkauf stehende Leerstände sowohl über das neue Portal der der Allianz, als auch über die Leerstandbörse des Landkreises präsentieren. Das sei auch so mit der zuständigen Projektmanagerin von "Mitten im Ort" abgestimmt, erklärt Blank."Besser geht es dann nicht", stellt er fest.