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Lebenslange Haft für Mord an Ehefrau


Autor: Manfred Präcklein, dpa

, Mittwoch, 20. Oktober 2010

Die Vorsitzende Richterin spricht von einer Tragödie. Weil sie sich scheiden lassen wollte, hat ein Mann in Unterfranken seine Frau und Mutter von vier Kindern getötet. Das Landgericht Schweinfurt verurteilte den 37-Jährigen jetzt zu lebenslanger Haft.
Im Burkardrother Ortsteil Katzenbach geschah an Silvester 2009 das Familiendrama. Foto: dpa


Den Mord an seiner Ehefrau und der Mutter seiner vier Kinder muss ein Kraftfahrzeugtechnik-Meister mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe büßen. Nach Überzeugung des Landgerichts Schweinfurt hat der in Brandenburg geborene 37-Jährige seine arg- und wehrlose Frau in der Nacht zu Silvester 2009 mit einem Stich in den Hals getötet.
Als Tatmotiv nannte die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ott die Trennungsabsichten der 36-Jährigen und die daraus resultierenden Unterhaltsverpflichtungen für den ehemaligen DDR-Spitzensportler. Der Verteidiger hatte die Tat als Totschlag im Affekt eingestuft und auf eine Freiheitsstrafe von weniger als elf Jahren plädiert.
"In der Nacht zu Silvester hat sich eine Tragödie ereignet, bei der eine Mutter von vier Kindern ihre Leben verlor", begann Ott die knapp einstündige Urteilsbegründung. "Bei dieser furchtbaren Tat hat der Angeklagte eine Straße der Zerstörung hinterlassen." Er habe seine Frau getötet, seinen Kindern die Mutter genommen, seiner Familie schweres Leid zugefügt und sein eigenes Leben zerstört. "An dieser schweren Schuld wird er sein Leben lang zu tragen haben", sagte Ott.

Vier Kinder in vier Jahren


Der Traum des Ruderers Dirk H. waren die Olympischen Spiele 1992. Die Wende und ihre Folgen machten die Lebensperspektive abrupt zunichte. Dirk H. ging in den Westen, heiratete erst eine frühere Freundin und im Jahr 2000 das spätere Opfer. Binnen vier Jahren kommen vier Kinder zur Welt. "Simone H. trug die Hauptlast der Erziehung", sagte die Vorsitzende Richterin. Zum Alkoholproblem des Angeklagten kamen immer wieder finanzielle Sorgen. Simone H. versteckte das Haushaltsgeld vor dem Zugriff ihres Mannes.
Im Sommer 2008 wurden die Eheprobleme massiver. "Sie ist durch die Lügen und Unzuverlässigkeiten ihres Mannes zutiefst verletzt, verlangt getrennte Konten", betonte Ott. Simone H. nahm ein knappes Jahr später einen Job an, verdiente ihr eigenes Geld. "Sie blühte auf, wurde selbstbewusster und verlangte von ihrem Mann mehr Freiraum." Im Herbst 2009 lernte sie einen anderen Mann kennen, der für ihre Lage Verständnis zeigte. Die alten Trennungsgedanken kamen wieder auf, wurden immer stärker. "Sie konnte seine Lügen, seine Unehrlichkeit und seine ständigen Kontrollanrufe nicht mehr ertragen", schilderte die Vorsitzende der Strafkammer.
Während der Weihnachtsfeiertage versuchte Dirk H. vergeblich, seine Frau zu umwerben und umzustimmen. Am 26. Dezember 2009 erklärte sie ihm, sie werde sich endgültig von ihm trennen. Beide vereinbarten Termine beim Anwalt. Am Abend des 30. Dezember eskalierte die Ehekrise. Dirk H. rechnete mit Bekannten aus, dass er alleine für seine Kinder fast 1000 Euro Unterhalt bezahlen müsste. Zu Hause redete er erneut auf seine Frau ein, begann erstmals seit seiner Entziehungskur vor rund drei Jahren wieder Bier zu trinken.

SMS an die Freunde


"Gegen 24.00 Uhr entschließt er sich, seine Frau zu töten", schilderte das Gericht die eigentliche Tat. Er holte ein Messer aus der Küche, ging ins Schlafzimmer, beugte sich über seine Frau und stach das Messer mit Wucht in den Hals, legte ein Kissen über ihr Gesicht. Die 36-Jährige verblutete. Dirk H. informierte Bekannte per Handy und SMS von der Tat, bat sie darum, sich um seine Kinder zu kümmern.
An einer Tankstelle kaufte sich Dirk H. Bier. Knapp vier Stunden nach der Tat krachte er mit seinem Auto auf der A5 vor dem Homberger Kreuz in die Leitplanken. Anschließend stach er sich das Messer selbst dreimal in die Brust. Doch er überlebte. Das Gericht bescheinigte dem 37-Jährigen eine mittelgradige narzisstische Persönlichkeitsstörung. "Sie gibt ihm endgültig den Laufpass, er verliert seinen Lebensmittelpunkt und seine Kinder", fasste die Vorsitzende Richterin das Motiv noch einmal knapp zusammen.