Leader im Landkreis Bad Kissingen: Reiten, Zelten und vieles mehr
Autor: Ralf Ruppert
LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 22. Mai 2019
Über das Leader-Programm fördert die EU seit Jahrzehnten Projekte in ländlichen Regionen. Im Kreis wird aktuell zum Beispiel der Reitplatz auf der Sulzthaler Steige ausgebaut und ein Zeltplatz in Maria Bildhausen angelegt.
Von der Marketingbroschüre der Dachmarke Rhön bis zum Brennerweg Wartmannsroth, von der Beleuchtung der Trimburg bis zum Museum "Terra Triassica" in Euerdorf: Jede Menge Leader-Projekte haben sich im Landkreis erfolgreich entwickelt. In der aktuellen Förderperiode wurden 13 weitere bewilligt, sechs davon sind bereits abgeschlossen. "Ohne Leader wären viele Projekte so gar nicht entstanden oder zumindest nicht in dieser Qualität", betont Cordula Kuhlmann von der Lokalen Aktionsgruppe (LAG), und: Über allen Projekten stehe das Motto "Bürger gestalten ihre Heimat".
Im aktuellen Förderzeitraum seien bereits 1,2 Millionen Euro an EU-Mitteln über Leader in den Landkreis geflossen. Die Neuausrichtung des Stadtmuseums Herrenmühle mit Baderturm, das Bewässerungssystem Frauenroth, die Genussbrennerei Lutz in Windheim, der "Wald für die Seele", das Projekt "Mensch - Biene - Bildung" in Maria Bildhausen und die regionsübergreifende Fastnachtakademie in Kitzingen sind bereits in Betrieb.
Reitgelände wird neu gestaltet
Aktuell im Bau befindet sich das neue Nachwuchs-Vielseitigkeitszentrum auf der Sulzthaler "Steige". "Eine solche Anlage gibt es im Umkreis von 150 Kilometer nicht, in Bayern ist die nächste in Ansbach", sagt Hans-Jürgen Bühner, der den Bau für den Reit- und Fahrverein Sulzthal betreut. In den 1970er Jahren wurde das Gelände angelegt, mit der Neugestaltung haben sich die aktuell 180 Mitglieder viel vorgenommen: Die Kosten sind auf rund 194 000 Euro veranschlagt. Die EU bezuschusst das Projekt im Rahmen von Sportförderung und Standortmarketing mit 89 000 Euro. Bühner hofft, dass der Verein durch Eigenleistung rund 40 000 Euro einsparen kann, trotzdem muss er noch rund 65 000 Euro finanzieren. "Wir müssen auch einen Kredit aufnehmen."
Pachtvertrag bis 2045 verlängert
Trotzdem standen vor allem die rund 90 aktiven Reiter im Verein hinter dem Projekt. Der 50 mal 70 Meter große Reitplatz und eine neue Zisterne mit 35 000 Litern Volumen sind bereits fertig, neue Hindernisse und die Erweiterung der Halle stehen noch an. Voraussetzung für die EU-Förderung war, dass die Gemeinde den Pachtvertrag für das 20 Hektar große Gelände bis ins Jahr 2045 verlängert. Wichtig sei dem Verein auch der Umweltschutz: Das Plateau auf dem Kappberg sei durch die Nutzung auch vor der Verbuschung geschützt worden, betont Bühner. Außerdem wurden erst vor kurzem in Absprache mit der Naturschutzbehörde auf 3000 Quadratmetern die Hecken entfernt und damit der Magerrasen wieder belebt. Gerade den mageren Standort mit wenig Mutterboden würden viele Besucher schätzen: "Unser Platz ist auch nach Regen nach wenigen Stunden wieder reitbar, da muss man auf anderen Plätzen tagelang warten", berichtet Bühner.
Gebaut wird aktuell auch das neue Schullandheim mit Jugendzeltplatz Maria Bildhausen. "Das war früher ein verschlossener Bereich", verweist Pressesprecher Matthias Guck auf die Geschichte des Klostergartens. Bis 2017 wohnten Franziskanerinnen in Maria Bildhausen. Ihr Garten im Osten der Anlage ist von hohen Mauern umgeben: Sie schützten bisher vor allem vor Blicken von außen, ab diesem Sommer bilden sie einen Rahmen für den neuen Zeltplatz. "Die erste Gruppe kommt noch in diesem Schuljahr", berichtet Guck.
Neue Toiletten und ein mobiles Haus für Lehrer und Betreuer stehen bereits und fügen sich durch die Holzverkleidung gut in den Garten und das historische Ambiente ein. Das Dominikus-Ringeisen-Werk investiert rund 190 000 Euro in das Schullandheim unter freiem Himmel. Die EU steuert davon rund 100 000 Euro bei.
Im Mittelpunkt des Projektes sollen soziale, kulturelle und religiöse Kompetenzen junger Menschen stehen. "Wir haben hier die Natur, die Historie und die Verbindung zu unserer Einrichtung", lobt Guck die Möglichkeiten in Maria Bildhausen. Wie bereits beim Projekt "Mensch, Biene, Bildung" soll viel Wert auf Inklusion gelegt werden. Die Schulklassen, Firmlings- oder Pfadfindergruppen könnten Menschen mit Behinderung bei der Arbeit begleiten, etwa wenn die Mitarbeiter der Klostergärtnerei den Zeltplatz mähen.