Druckartikel: Lauter Schaustücke sind bei Spectaculum auf Lager

Lauter Schaustücke sind bei Spectaculum auf Lager


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Samstag, 13. April 2013

Seit 25 Jahren spielt Spectaculum Theater. Das neue Stück zum Jubiläum stellt besondere Anforderungen an die Ausstattung - ein Besuch in der Requisitenkammer.
Wolfgang Althoff mit Gummihuhn. Fotos: Arkadius Guzy


Wolfgang Althoff zerrt das Huhn an den Füßen aus seinem Versteck. Althoff zitiert eine Passage aus "Romulus der Große": "Bald kräht hier keiner mehr." Noch nach Jahren sitzt der Text. Der gerupfte Vogel kann aber nicht Antworten, denn er ist aus Gummi. Das Huhn ist eine von zahlreichen Requisiten, die Spectaculum in 25 Jahren Bühnenarbeit zusammengetragen hat.

Im Obergeschoss der alten Volksschule in Hammelburg lagern

Möbel, Kostüme, Masken, Kerzenständer und Gläser. Die Kulissenelemente sind dagegen in der früheren Brauerei untergebracht. Die Sachen stammen vom Flohmarkt, wurden bei Ebay gekauft oder vom Sperrmüll mitgenommen, wie Gertrud Bergmann berichtet. Sie fertigt mit anderen Helfern die Kostüme an oder arbeitet sie für neue Stücke um.

Als eine der wenigen Erinnerungen an das mittelalterliche Theaterspektakel rund um Pfarrkirche und Kellereischloss, die Ursprüge von Spectaculum, hängt noch der Königsmantel im Fundus.

Trotz der Sammlung fehlen für das aktuelle Stück "Les Misérables" aber wichtige Gegenstände: Waffen. Genauer: alte Steinschlossgewehre. "Waffen sind immer ein Problem", sagt Althoff. Schließlich soll die Inszenierung authentisch wirken. "Wir bringen nicht das klassische bäuerliche Theater auf die Bühne, sondern haben einen gewissen Anspruch", erklärt Werner Bergmann.


Barrikade für die Kulissen

Er hat die Romanvorlage von Victor Hugo für die Laienschauspielgruppe umgeschrieben. Seit 25 Jahren führt Bergmann bei Spectaculum Regie. Bis auf ein Stück verantwortete er bisher alle Inszenierungen. Bergmann kam als Lehrer über das Schultheater zu Spectaculum. Bei "Les Misérables" musste er zunächst die Romanvorlage kürzen. Bergmann spreizt Daumen und Zeigefinger: "Es ist so ein dicker Wälzer." Das neue Stück sei dem Jubiläum durchaus angemessen. Denn es ist recht aufwendig. Die Handlung spiele an vielen Orten. Außerdem müssten alle 27 Mitwirkenden auf der Bühne untergebracht werden. Daher wird die Schlossbühne für "Les Misérables" durch einen Anbau erweitert. Wenn es nun endlich wärmer wird, beginnen dort die Proben.

Auf Althoff wartet dann eine handwerkliche Herausforderung: Er muss für die Kulissen eine Barrikade bauen. Sie muss einerseits stabil genug sein, dass Schauspieler auf sie klettern können, soll aber andererseits leicht zu bewegen sein. Die Lösung wird sich bei den Proben ergeben, sagt Althoff zuversichtlich. Die Umsetzung jedes Stücks sei ein Prozess, wie Bergmann erklärt. "Es ist immer bis zum Schluss, bis zur Vorstellung nicht fertig."