Laudenbach nur formal Geschäftsführer
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Montag, 16. Juni 2014
Der vierte Verhandlungstag lief nicht günstig für Karl Heinz Laudenbach, den früheren Oberbürgermeister von Bad Kissingen. Die Buchhalterin des Hotels "Kaiserhof Victoria" widersprach als Zeugin seinen Angaben zur Herkunft der verdächtigen Geldzahlungen.
Wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung muss sich der frühere Bad Kissinger Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach (CSU/ parteilos) vor dem Landgericht Würzburg verantworten. Der vierte Verhandlungstag lief nicht günstig für den Kriminaldirektor a. D.
Es ging vor allem um die Frage, ob Laudenbach nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Stadtoberhaupt für seine Tätigkeit im Hotel "Kaiserhof Victoria" Geld bekommen hat. Hat er nicht, sagte Buchhalterin Tatjana O. Sie ist seit Mitte 2008 in dem Haus beschäftigt, dessen Geschäftsführer Laudenbach zeitweise war.
Außerdem war er zusammen mit Raymonds Libers Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Indels GmbH, damals mit Sitz in Hausen. Tatjana O. war sich sicher: "Gar nichts" habe Laudenbach an Honorar erhalten. Er habe "weder Gehalt, noch irgendwelche Vergütungen" bezogen.
Laudenbach soll, so die Staatsanwaltschaft, 434 000 Euro zu Unrecht als Provision für den Verkauf von "Fürstenhof" und Schweizerhaus kassiert haben. Der Angeklagte widerspricht dem. 180 000 Euro aus dieser Summe habe er für sein dreijähriges "Victoria"-Engagement bekommen, bei weiteren 50 000 Euro handele es sich um ein Darlehen, das er Libers, gegen den auch ermittelt wird, gewährt habe. Sie, beteuerte die Buchhalterin, habe jedenfalls vom neuen Gesellschafter Viktor Stolyarchuk nichts bekommen und an Laudenbach weitergeleitet.
Hotel war "praktisch tot"
Nach Darstellung von Tatjana O. war Laudenbachs Wirken auch nicht so kraftvoll, wie von diesem behauptet. Geschäftsführer sei der Ex-OB "nur formell" gewesen, weil eine GmbH eben einen Geschäftsführer brauche. Als solcher sei er "eingetragen, aber nicht tätig" gewesen; "dazu braucht es auch einen Fachmann". Laudenbach habe sich aber um das Personal gekümmert, mit Versicherungen verhandelt und eine gewisse Reisetätigkeit entfaltet, um das "Haus zu vermitteln".
Sehr erfolgreich war das wohl nicht. "Kaiserhof Victoria" sei "praktisch tot" gewesen, als der jetzige Direktor Christian Wegmann im Juli 2009 seinen Dienst angetreten hat. Ihm sei es zu verdanken, dass das Haus jetzt schwarze Zahlen schreibe.
Tatjana O. erinnerte sich auch an einen heftigen Streit zwischen den damaligen Gesellschaftern Laudenbach und Libers. Sie fetzten sich am 24. August, an ihrem Geburtstag. An das Jahr konnte sich die Zeugin aber nicht mehr erinnern. Auch den Grund kenne sie nicht: "Das geht mich auch nichts an, das waren die Herrschaften - ich bin nur eine kleine Angestellte." Auch von einem angeblichen 50 000 Euro-Darlehen wisse sie nichts.
Streit der Gesellschafter
Gekracht hat es zwischen den beiden auch Anfang 2010. Damals beschimpfte Laudenbach Mitgesellschafter Libers in einer E-Mail. Er habe sehr viel Kraft, Zeit und Geld in das Hotel "Kaiserhof" gesteckt. O-Ton: "Du hast mich ausgenutzt, belogen, betrogen und mein Vertrauen gebrochen." Libers äußerte darob nur sein Unverständnis.
Noch nicht entschieden hat die Kammer über die drei Beweisanträge, die Laudenbachs Verteidiger am Freitag gestellt hatten. Staatsanwältin Zechnall nannte sie in einer Stellungnahme unzulässig oder nicht erforderlich. Vorsitzender Richter Hans Brückner ließ anklingen, dass es nicht einfach sein werde, einige Zeugen - Russen - zu befragen.
Deutlich gelichtet haben sich auch die Reihen der Zuhörer. Die Zahl der Interessenten aus Bad Kissingen tendiert gegen Null. Nur Michael Kron war diesmal wieder dabei. Der frühere Personalratsvorsitzende der Bad Kissinger Sparkasse hat nicht vergessen, dass sich Laudenbach als OB für die gebeutelte Belegschaft des Geldinstituts eingesetzt hat.
Am 3. Juli geht es weiter
Der Prozess hätte eigentlich schon am Montag nach vier Tagen zu Ende sein sollen. Die Kammer hat aber weitere Termine bis 1. August anberaumt. Der nächste Verhandlungstag beginnt am 3. Juli um 9 Uhr. Dann wird Laudenbach wieder von zwei bewaffneten Polizeibeamten aus der U-Haft in Schweinfurt, wo er seit 6. August einsitzt, vorgeführt.