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Landtagspräsidium zu Besuch in Landkreis Bad Kissingen


Autor: Edgar Bartl

Bad Kissingen, Freitag, 21. Juni 2013

Das Präsidium des Bayerischen Landtags machte sich im Landkreis Bad Kissingen ein Bild von aktuellen Problemen des Gesundheitswesens. Ein konkretes Ergebnis wurde zwar nicht erwartet. Der Meinungsaustausch hat sich jedoch trotzdem gelohnt.
Für einen Rundgang durch das Reha-Zentrum Bad Bocklet reichte die Zeit nicht mehr, nur noch für einen Blick in eine Küche. Foto: Edgar Bartl


Sie und ihre Begleiter vom Präsidium des Landtags seien "im Dienste der Gesundheit unterwegs" und würden die hier geleistete Arbeit im bayerischen Parlament unterstützen. Das hat Präsidentin Barbara Stamm (CSU) in das Goldene Buch der Reha-Klinik Bad Bocklet geschrieben. Das war auch ernst gemeint, wie bei den ausführlichen Gesprächen deutlich geworden war. Dort hatten die Politiker ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte.
In Sachen Gesundheit ist Barbara Stamm eine anerkannte Fachfrau. Schließlich war sie Staatssekretärin und Ministerin in diesem Ressort. Auch kennt sie sich in der Region gut aus.

Für Luxus-Hotel

Den Auftakt des gut vierstündigen Besuchs im Landkreis bildete ein Arbeitsessen. Bei Festtagssuppe und Spargel ging es nicht nur um den Hausärzte-Notstand auf dem flachen Land und um die Deckelung der Reha-Kosten, sondern auch die wuchernde Bürokratie, die Tele-Medizin und um die Bebauung des Steigenberger-Areals.
Dazu sagte Bad Bocklets Bürgermeister Wolfgang Back, ein Fünf-Sterne-Haus sei "notwendig auch für uns". Denn wenn es Bad Kissingen gut gehe, profitiere davon Bad Bocklet. Er lief offene Türen ein. Barbara Stamm sagte, ein solches Hotel "von ganz entscheidender Bedeutung für die gesamte Region". Das Projekt stoße bei ihr auf volle Unterstützung. Das habe sie Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) signalisiert.

Auch ihre Stellvertreterin Christine Stahl (Grüne) bekannte sich dazu. Sie sei glücklich, dass es wirklich eine Lösung gebe. Von dem Vorhaben profitierten zudem die Handwerker.

Landrat Thomas Bold nannte das Luxushotel "lebenswichtig für die Region". Schon jetzt blieben viele Gäste aus. Falls der Neubau nicht komme, erwarte er "nachhaltige Probleme".

Hausärzte fehlen

Die gibt es auch bei der Hausarzt-Versorgung auf dem flachen Land. Ein Patentrezept hat niemand. Die Allgemeinmedizin müsse einen höheren Stellenwert bekommen, forderte Dieter Geis, der Landesvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes. Die Studenten müssten viel früher an die Praxis herangeführt werden. 70 Prozent der jungen Mediziner seien Frauen. Daher müsste es - Stichwort Mutterschutz und Erziehungszeit - flexiblere Strukturen und Hausarzt-Zentren geben.

Dieter Geis sieht ein "ganz evidentes Nachwuchsproblem": Viele Ärzte seien 62 und älter. Er steht der Tele-Medizin nicht euphorisch gegenüber. Die könne einen Hausarzt nicht ersetzen.

Nicht nur Barbara Stamm will die Eigenverantwortung in Sachen Prävention stärken. Viele Kranke beteten, "O Herr, ich gäbe alles, wenn ich wieder gesund wäre". Da stelle sich die Frage, warum sie das erst dann täten und nicht vorbeugten.

Überbordende Bürokratie

Bei einem Besuch des Gesundheits- und Reha-Zentrums Bad Bocklet stieß Geschäftsführer Harald Barlage bei seiner Kritik an der überbordenden Bürokratie nicht auf Widerspruch. Auch seiner Forderung nach einer Erhöhung des Reha-Budgets standen die Politiker nicht negativ gegenüber. Er hatte argumentiert, dass die geburtenstarken Jahrgänge fit gehalten werden müssten. Auch sollte der Zugang zu einer Maßnahme verändert werden: Ein Hausarzt könne zwar in ein Akutkrankenhaus einweisen, aber nicht in eine Reha-Einrichtung. Einen höheren Stellenwert sollte die betriebliche Gesundheitsförderung bekommen. Dem schloss sich Landrat Bold an. Harald Barlage sagte, in seinem Haus müsse die Geriatrie querfinanziert werden. Der Tag koste 180 Euro, erstattet würden nur 148.

Team Das Präsidium des Bayerischen Landtags besteht aus zehn Personen. Präsidentin Barbara Stamm (seit 20. Oktober 2008) hat fünf Stellvertreter: Reinhold Bocklet (CSU), Franz Josef Maget (SPD), Peter Meyer (FW), Christine Stahl (Grüne) und Jörg Rohde (FDP). Schriftführer sind Hans Herold, Sylvia Stiersdorfer, Walter Nadler (alle CSU) und Christa Steiger (SPD). Barbara Stamm (oder einer ihrer Vize) leitet nicht nur die Sitzungen des Parlamentes. Sie vertritt es auch nach außen und ist die Chefin des Landtagsamts.

Regionalbesuch Bei den Infotouren war Unterfranken in dieser Legislaturperiode die letzte Station. Erstes Ziel war das Gymnasium in Veitshöchheim. Dann ging es nach Elfershausen und Bad Bocklet. Hier stand das Gesundheitswesen im Mittelpunkt. Ein Unternehmen in Salz ist weltweit führend in der Sparte Sondermaschinenbau. Das war einen Besuch wert. Die Uni Würzburg hatte anschließend Gelegenheit, drei Themenbereiche vorzustellen. Der Tag klang aus mit einem Empfang in Würzburg mit 550 Teilnehmern.