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Landkreis: Selbsttests problemlos angelaufen


Autor: Julia Raab

LKR Bad Kissingen, Montag, 12. April 2021

Seit Montag werden Schüler im Landkreis flächendeckend und verpflichtend getestet. In den sozialen Medien kocht das Thema seit Bekanntgabe der Maßnahme hoch. Manche Eltern befürchten, dass die Kinder durch positive Tests stigmatisiert werden.
Ein Schüler führt im Klassenzimmer einen Selbsttest durch. Foto: Sebastian Gollnow/dpa


Unaufgeregt und ruhig starteten an der Mittelschule in Bad Brückenau nach Auskunft des Rektors Michael Heyne am Montag die verpflichtenden Selbsttests für alle Schüler. "Wir haben bereits mit den höheren Klassen vor den Osterferien geübt, so dass der Ablauf für Lehrer und Schüler bekannt war", sagt Heyne.

An der Bad Brückenauer Schule kamen trotz Testpflicht am Montag mehr als 95 Prozent der Schüler zum Unterricht. Diese oder ähnliche Zahlen werden nach einer Umfrage der Redaktion von mehreren weiterführenden Schulen im Landkreis genannt. Auch an der Jakob-Kaiser-Realschule in Hammelburg ging es "relativ entspannt" zu, wie Schulleiter Christian Buchner verrät.

Eltern gegen Testpflicht

Seiner Meinung nach ist die Aufklärungsarbeit besonders wichtig. "Wir haben gemeinsam mit den Schülern ein Erklärvideo vom Kultusministerium angeschaut und versucht, mögliche Ängste zu nehmen und alle Fragen zu beantworten", sagt Buchner. Die größeren Schüler nehmen es locker, ist seiner Erfahrung. Doch auch die Jüngeren könnten die Tests technisch gut umsetzen. "Es gab wirklich nur ein paar Bedenken bei vereinzelten jüngeren Schülern", sagt Buchner.

Doch nicht alle Erziehungsberechtigten sind mit der Testpflicht einverstanden: Am Montagabend erst scheiterte ein Eilantrag eines Elternpaares am Bayerischen Verwaltungsgericht gegen die allgemeine Testpflicht an den Schulen. Eine Petition im Internet mit mittlerweile über 45 000 Unterstützern kritisiert unter anderem den fehlenden Datenschutz bei gemeinsamen Tests in den Klassen und die psychische Belastung bei positivem Testergebnis.

Kein Distanzunterricht

Der Hammelburger Schulleiter akzeptiert die Meinung der Eltern. "Man kann nicht alle über einen Kamm scheren und deshalb respektiere ich die Meinung derjenigen, die ihre Kinder jetzt zuhause lassen", sagt Buchner weiter. Für die Schüler, die sich vom Unterricht haben befreien lassen, findet aktuell allerdings kein gleichwertiger digitaler Unterricht zuhause statt. Das betonen alle befragten Schulleiter der Region.

"Die Schüler erhalten einen Wochenplan, den sie selbstständig bis Ende der Woche erarbeiten und an die Lehrer schicken müssen", erklärt der Bad Brückenauer Rektor Heyne. Das solle bewusst kein Ersatz für den Unterricht und kein digitaler Distanzunterricht darstellen. Steigt die Inzidenz auf über 100 müssen alle - bis auf Abschlussklassen - in den Distanzunterricht gehen.

Reibungsloser Ablauf

Am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium Münnerstadt sieht Schulleiter Peter Rottmann generell eine große Akzeptanz der aktuellen Situation. Die Sorge über den Ablauf der Tests in der Schule seien nach den Ferien weitestgehend entkräftet worden. "Es hat bisher sehr gut funktioniert", resümiert er.

Das bestätigt auch Matthias Ludolph, Schulleiter des Hammelburger Frobenius Gymnasiums. Er gibt allerdings zu bedenken: "Auch wenn der Anteil der Schüler am Unterricht recht hoch ist, heißt das nicht automatisch, dass alle die Tests in der Schule befürworten." Kritik an der Maßnahme gebe es nach wie vor von Eltern- und Lehrerverbänden.

Mittlerweile erfahren

Am Berufsbildungszentrum Münnerstadt (BBZ) sieht Schulleiter Georg Gißler keine Probleme mit den Selbsttests der Schüler. "Aufgrund der Ausrichtung der Schule auf die Pflege haben unsere Schüler in der Praxis sowieso damit zu tun", sagt Gißler. Sie seien das bereits gewohnt. Von den 636 Schülern kommen daher nur weniger als ein Prozent nicht zum Unterricht.

In den Grundschulen im Landkreis ist die Situation etwas komplexer: Hier gaben die befragten Schulleiter an, dass aktuell zwischen fünf und zehn Prozent der Kinder nicht zur Schule kommen. "Trotzdem ist es beruhigend zu sehen, dass es erstaunlich gut funktioniert hat", sagt Christiane Helfrich, Schulleiterin der Sinntalschule Wildflecken.

Verständnis für Unsicherheit

Besonders in den ersten Klassen bemerke sie die Skepsis der Eltern, ob ihr Kind motorisch in der Lage dazu ist, den Test ohne Hilfe durchzuführen. "In der Praxis fanden sie es höchstens etwas komisch und dass es in der Nase kitzelt", fügt die Schulleiterin aus Wildflecken hinzu. Ansonsten habe es keine Probleme gegeben - auch bisher keine positiven Testergebnisse.

Bernd Czelustek, Schulleiter der Henneberg Grundschule Bad Kissingen, akzeptiert die Unsicherheiten. Eine Stigmatisierung von positiv-getesteten Schülern sieht er allerdings nicht. "Unsere Lehrer sind auf diese Situation geschult und gehen ganz pädagogisch an die Sache ran", betont er. Die Kinder wüssten außerdem, dass es auch falsch-positive Ergebnisse gebe. "Schlimmer wäre es doch, wenn ein Schüler mit Corona mehrere Tage in die Schule kommt und andere ansteckt."

Für ihn ist wichtig: "Wir müssen das Thema vom Sockel holen und auf die Füße stellen." Ein Verletzungsrisiko sieht er auch bei den jüngeren Schülern nicht. "Wenn ein Kind in der Nase bohrt, ist das sicherlich gefährlicher", fügt er hinzu.

In der Grundschule Oberleichtersbach konnte sich Schulleiterin Sabine Oschmann-Hockgeiger vor den Ferien nur schlecht vorstellen, wie die Tests mit den Kinder funktionieren sollen. Jetzt stellte sich heraus, dass es bisher "besser als gedacht" lief. Viele Eltern und Kinder hätten sich gut vorbereitet. Doch: "Es geht definitiv Unterrichtszeit verloren und zieht für uns einen Rattenschwanz an Bürokratie nach sich", sagt die Schulleiterin zum Mehraufwand für die Lehrer.

0-10 Prozent der Schüler im Landkreis Bad Kissingen nehmen nicht an den verpflichtenden Selbsttests in der Schule teil. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 15 Schulen im Landkreis.