Landkreis Bad Kissingen wird sicherer
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Mittwoch, 29. April 2015
Die Zahl der Straftaten ging 2014 um 7,2 Prozent zurück. Lediglich im Norden gab es einen leichten Anstieg.
Als letzte der drei Inspektionen im Landkreis hat die Bad Kissinger Polizei in dieser Woche ihre Jahresstatistik 2014 veröffentlicht. "Die Entwicklung der Kriminalität ist sehr stark rückläufig", freute sich Dienststellenleiter Stefan Haschke über einen Rückgang um 13,3 Prozent von 2429 auf 2105 Straftaten in seinem Zuständigkeitsbereich.
Rund um Hammelburg war die Zahl 2014 genau auf dem Vorjahresniveu (851 Straftaten), im Altlandkreis Bad Brückenau gab es eine leichte Zunahme von 783 auf 813.
Damit wurde der Landkreis als Ganzes sicherer: "Wir haben hier in der Region niedrige Kriminalitätszahlen, so gut wie keine schweren Straftaten und eine hohe Aufklärungsquote", fasst Haschke die Statistik zusammen. 3769 Straftaten registrierten alle drei Polizeiinspektionen zusammen, das macht 39 Fälle pro 1000 Einwohner. Die niedrigste Häufigkeitszahl hat die PI Hammelburg mit 31, gefolgt von Bad Kissingen mit rund 37 und Bad Brückenau mit 42 Straftaten pro 1000 Einwohner. Zum Vergleich: Der gesamt-bayerische Wert liegt bei knapp 52, der unterfränksiche bei gut 42.
Je nach PI zwischen 25 und 30 Prozent aller Straftaten sind leichte und schwere Diebstähle. In diesem Bereich gab es 2014 den stärksten Rückgang im Landkreis: Die Diebstähle sanken um 256 oder 19,2 Prozent auf 1074 Fälle. Besonders groß ist der Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen: Nach 35 im Jahr 2013 reduzierte sich die Zahl um 40 Prozent auf 21. "Die Wohnung als Angriffsobjekt spielt eine untergeordnete Rolle", kommentiert Stefan Haschke dieses Ergebnis. Das trage sehr zum hohen Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung bei. Kleiner Wermutstropfen: Die Aufklärungsquote in diesem Bereich ist extrem gering.
Hohe Aufklärungsquote
Über alle Straftaten hinweg kann der Landkreis dagegen mit einer sehr guten Aufklärungsquote punkten: In Hammelburg und Bad Brückenau wurden jeweils mehr als 69 Prozent aller Straftaten aufgeklärt, in Bad Kissingen waren es im vergangenen Jahr 65,6 Prozent. Der Landkreis liegt damit über dem bayerischen Landesdurchschnitt von 64,4 Prozent und etwa in Höhe des unterfränkischen Wertes von 68,5 Prozent.
"Bei den Statistiken ist natürlich zu berücksichtigen, dass immer nur die bekannt gewordenen Straftaten enthalten sind", relativiert Stefan Haschke die Aussage-Kraft der reinen Zahlen. "Aber der Trend setzt sich auch in diesem Jahr so fort", berichtet der Bad Kissinger Polizei-Chef. "Auch wenn Bad Kissingen die viertgrößte Stadt in Unterfranken ist, sind wir hier doch im ländlichen Raum", hat er auch eine Begründung für die gute Lage parat. Die soziale Kontrolle in den Dörfern sei noch sehr hoch, und viele Bürger würden sich bei verdächtigen Beobachtungen bei der Polizei melden. "Das hilft uns sehr", verweist Haschke darauf, dass immer wieder Zeugen-Hinweise zum Erfolg führen.
Nach einem kleinen Zwischenhoch in den Jahren 2012 und 2013 ist die Zahl der Staftaten im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Bad Brückenau deutlich rückläufig: Mit 2105 Fällen liegt die PI fast auf dem langjährigen Tiefststand von 1999 Straftaten im Jahr 2010. Im Jahr 2005 registrierte die Bad Kissinger Polizei noch 2950 Fälle. "Diese langfristig rückläufige Entwicklung ist sehr erfreulich", sagt Dienststellenleiter Stefan Haschke dazu, und: "Im Dienstbereich der PI Bad Kissingen kann man sich im Vergleich zu anderen Regionen der Bundesrepublik relativ sicher fühlen."
56 650 Menschen wohnen im Altlandkreis Bad Kissingen. In sieben der neun Kommunen nahmen die Straftaten 2014 ab. In Bad Kissingen reduzierte sich die Fallzahl von 1501 auf 1268, in Bad Bocklet von 132 auf 121, in Burkardroth von 170 auf 128, in Münnerstadt von 275 auf 241, in Nüdlingen von 99 auf 86, in Oerlenbach von 149 auf 112 und in Thundorf von 16 auf 14. Anstiege gab es lediglich in Rannungen (von 15 auf 23) und in Maßbach: Dort sorgte eine Serie von Diebstählen auf dem Friedhof für das Plus von 72 auf 111.
Keine Brandstiftungen mehr
In den einzelnen Delikten gab es zum Teil sehr unterschiedliche Entwicklungen: So gab es 2013 neun vorsätzliche Brandstiftungen, im vergangenen Jahr keinen mehr. Die Umweltdelikte reduzierten sich von 21 auf neun, die schweren Diebstähle von 320 auf 168, die Fälle von Hausfriedensbruch von 28 auf 17, die Wohnungseinbrüche von 22 auf 12 und die Tageswohnungseinbrüche halbierten sich sogar von zehn auf fünf.
In einigen Bereichen gab es auch Zunahmen: Nach zwei Fällen 2013 wurde 2014 in 14 Fällen Arbeitsentgelt vorenthalten oder veruntreut. Die Straftaten gegen die sexuelle Mitbestimmung erhöhten sich von 19 auf 32, die Nötigungen von 34 auf 58. "Zum Teil hängt das auch mit einem veränderten Anzeigeverhalten der Geschädigten zusammen", kommentiert das Polizist Horst Fischer, der für die statistische Eingruppierung der Straftaten bei der PI Bad Kissingen zuständig ist.
Die Rohheitsdelikte machen 18,5 Prozent aller Straftaten aus. Besonders stach hier 2014 der Mord an einer 46-Jährigen in der Bad Kissinger Innenstadt heraus: Die Geschäftsführerin eines Bordells wurde in ihrer Wohnung erstochen. Die Polizei verhaftete eine Stunde später die 23-Jährige Tochter des Opfers, sie steht unter dringendem Tatverdacht und wurde in die Psychiatrie eingeliefert.
Die Polizei ermittelte 2014 insgesamt 973 Tatverdächtige, 696 Männer und 277 Frauen. 20 waren Kinder, 72 Jugendliche, 92 Heranwachsende und 789 Erwachsene. Dabei seien Ausländer nicht häufiger in Erscheinung getreten als deutsche Staatsbürger, berichtet Haschke. Und auch die Asylbewerberheime seien keine zusätzliche Belastung. Zum Thema Gewalt gegen Polizisten sagt Haschke: "Es kommt auch bei uns leider immer wieder vor, aber es nimmt nicht zu."