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Landkreis Bad Kissingen: Wie gerecht ist die Verteilung der ukrainischen Schüler auf die Schulen?


Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz

LKR Bad Kissingen, Sonntag, 22. Mai 2022

Kritische Stimmen sagen: Die Verteilung der ukrainischen Schüler auf die Schulen ist nicht gerecht. Schulleiter und das Landratsamt sehen das nicht so.
Wie viele Schüler die Schulen  aufgenommen haben, ist je nach Gemeinde sehr unterschiedlich. Foto: Halfpoint - stock.adobe/Symbolbild


Sieht man sich die Verteilung der ukrainischen Schülerinnen und Schüler im Landkreis an, fällt auf, dass besonders viele Kinder und Jugendliche in Bad Kissingen zur Schule gehen. Während in Bad Kissingen 105 Schülerinnen und Schüler bei den Schulen angemeldet sind, sind die Zahlen in Hammelburg (21), Münnerstadt (17) und Bad Brückenau (26) verhältnismäßig niedrig (die Zahlen sind nur als eine Momentaufnahme zu verstehen, da sie sich täglich ändern).

Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 16 Jahren werden beschult. Ein Teil der Schülerinnen und Schüler geht in extra gebildete Willkommensgruppen (insgesamt elf Stück im Landkreis), Kinder in kleineren Gemeinden werden meist in die normalen Regelklassen aufgenommen.

Nach den Osterferien entschied das Alter, welcher Schule sie zugeteilt wurden, nicht ihre Fähigkeiten. Genau genommen müssen die Schüler auch noch nicht zur Schule gehen. Die Schulpflicht greift ab einem dreimonatigen Aufenthalt in Deutschland.

Am Frobenius-Gymnasium in Hammelburg beispielsweise haben die Schüler derzeit den Status "Gastschüler". Sie sind verpflichtet, an allen schulischen Veranstaltungen teilzunehmen und müssen eine Entschuldigung liefern, wenn sie fehlen.

Kritik an der Verteilung

Wie die Schüler auf den Landkreis verteilt sind, daran stören sich manche. "Das Ungleichgewicht bleibt an den Kindern hängen", sagt eine Person (Name der Redaktion bekannt), die eine ukrainische Familie bei sich aufgenommen hat. Und begründet das so: Vom Deutschlevel sei abhängig, ob die Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien die Mittelschule, die Realschule oder das Gymnasium besuchten. "Die zwei Monate bis dahin sind wertvolle Zeit. Wenn ich da nicht so viel mitbekomme, komme ich in die falsche Schule." Während im Gymnasium teilweise Leute säßen, die kein Wort Englisch sprächen, gebe es in Realschulen Schüler, die "Däumchen drehen".

Bei manchen Ukrainern herrsche die Angst, den gewohnten ukrainischen Schulstatus zu verlieren und dann nicht studieren zu können. "Die ukrainischen Schülerinnen und Schüler sollten alle die gleichen Chancen haben und in das Schulsystem kommen, wo sie vorher waren." Auch die Schulen im Landkreis sollten gleichermaßen ausgelastet sein.

Schulamt: Es gibt kein Problem

Cornelia Krodel vom Landratsamt sieht bei der derzeitigen Verteilung der Schüler dagegen überhaupt kein Problem. "Es läuft sehr gut", sagt die Schulamtsdirektorin.

Die meisten ukrainischen Schüler aus Bad Kissingen seien an der Sinnberg-Grundschule und an der Anton-Kliegl-Mittelschule. Zudem gehen die Schülerinnen und Schüler in die Realschule (5. bis 7. Klasse) und das Jack-Steinberger-Gymnasium (8. bis 10. Klasse).

Eine ukrainische Lehrkraft fahre mit etwa 15 Kinder mit dem Bus nach Nüdlingen und unterrichte sie dort an der Grundschule in Deutsch. Statistisch gesehen würden die Kinder bei Bad Kissingen mitgezählt.

Vorschulkinder

Krodel nennt die Aufnahme von Vorschulkindern als ein Problem. "Die Kindergärten platzen aus allen Nähten." Viele finden keinen Platz.

Wie es nach den Sommerferien für die Kinder weitergeht, kann derzeit niemand sagen. Die Zahlen sind fragil und wenig belastbar. Viele ukrainische Familien sind auf der Durchreise oder wissen noch gar nicht, ob sie nach den Sommerferien noch in Deutschland sind.

Aber auch die Festlegung, in welche weiterführende Schule die Schüler langfristig gehen, ist nicht so einfach zu treffen. Zum einen ist da die Vergleichbarkeit: "Das ukrainische Schulsystem lässt sich nicht eins zu eins mit dem deutschen System vergleichen", sagt Krodel. "In Deutschland gibt es ein dreigliedriges System, in der Ukraine ein zweigliedriges."

Zum anderen ist da die Sprachbarriere: "Solange sie nicht einigermaßen auf Deutsch kommunizieren, können die Lehrer auch schwer über ihre Leistungsfähigkeit entscheiden", sagt Schulleiter Matthias Ludolph vom Frobenius-Gymnasium in Hammelburg.

Derzeit beobachteten die Lehrer den Fortschritt der Schüler. Beweisen sie eine schnelle Auffassungsgabe? Sind sie konzentriert und motiviert? Können sie das behalten, was sie beigebracht bekommen? Es gebe bereits einzelne Schulwechsel: Eine Schülerin, die sich an der Realschule sehr durch ihre Sprachkenntnis und Auffassungsgabe hervortue, wechsle jetzt ans Gymnasium, berichtet Ludolph.

In Bad Brückenau profitieren die Schüler vom Schulzentrum, davon, dass Mittelschule, Realschule und Gymnasium räumlich so nah zusammenliegen. Schüler, die den Eindruck erweckten, am Gymnasium überfordert zu sein, gingen an die Realschule. Diejenigen, die unterfordert seien, wechselten ans Gymnasium, sagt Michael Kreil, Direktor der Realschule. "Wir entwickeln uns laufend weiter und versuchen, den Schülern gerecht zu werden."