Landkreis Bad Kissingen: Rottmann fordert Landrat Bold heraus
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Mittwoch, 25. Sept. 2019
Die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann will 2020 Landrätin werden. Thematisch setzt sie auf Dialog mit den Bürgern, Klimapolitik, Mobilität und Gesundheit.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Dr. Manuela Rottmann tritt am 15. März 2020 gegen CSU-Landrat Thomas Bold an. "Die Amtsperiode 2020 bis 2026 wird absolut entscheidend sein", begründet die 47-Jährige ihre Kandidatur und verweist vor allem auf den Klimawandel: "Entweder wir kriegen die Kurve jetzt oder es hat sich irgendwann erledigt." Außerdem tue es der demokratischen Kultur gut, wenn es eine Auswahl-Möglichkeit bei den Landratswahlen gebe. Bold wurde 2014 mit 92,6 Prozent im Amt bestätigt, allerdings ohne Gegenkandidaten.
Mit dem aktuellen Höhenflug der Grünen habe ihre Kandidatur nichts zu tun, versichert Rottmann auf Nachfrage. Und die promovierte Juristin bleibt realistisch: "Mir ist klar, dass ich nicht der Favorit bin." Bei der Bundestagswahl 2017 hatte sie gerade einmal 7,1 Prozent der Erststimmen. Immerhin zwei grüne Landräte gibt es bereits in Bayern: in Miltenberg und in Miesbach. Beide kenne sie persönlich, aber Erfolgsrezepte könne sie sich dort ebenso wenig abschauen wie von der im Juni überraschend zur grünen Landrätin gewählten Anna Kebschull in Osnabrück. Sie lobt zwar das landkreisweite Fahrrad-Konzept in Miltenberg, setzt aber vor allem auf eigene Stärken: "Ich weiß, wie man eine Verwaltung führt", verweist sie auf ihre Zeit als hauptamtliche Dezernentin der Stadt Frankfurt mit mehr als 1500 Mitarbeitern.
Fragen nach dem Amtsinhaber weicht Rottmann aus: "Die Union ist vielfältig, da gibt es auch Politiker, die bei den Grünen populär sind", sagt sie allgemein. Deshalb wäre sie nie gegen Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth angetreten. Für den Landkreis erwartet sie einen sachlichen Wahlkampf, denn: "Thomas Bold und ich sind so unterschiedlich, dass wir nicht aufeinander los gehen müssen."
Rottmann ist seit ihrer Wahl in den Bundestag regelmäßig in ihrem Wahlkreis unterwegs: In sitzungsfreien Wochen mache sie bis zu fünf Abend-Veranstaltungen - neben Sprechstunden und Treffen mit Kommunalpolitikern. "Es gibt ein Bedürfnis danach", stellt sie fest, und: "Das Interesse flaut nicht ab, sondern nimmt eher zu." Zwischen 20 und 200 Menschen kommen zu den Diskussionsrunden. "Ich nehme mehr mit als ich gebe", sagt sie, und: "Das ist der beste Test, ob meine Argumente was taugen."
Bei den Treffen wirbt sie auch um Kandidaten für Gemeinde- und Stadtratswahlen: Für Maßbach, Bad Bocklet und Bad Brückenau hofft Rottmann auf neue grüne Listen, in Hammelburg und Bad Kissingen gibt es sie bereits, weitere sollen folgen, denn: "Aktuell fühlen sich viele Leute nicht angemessen repräsentiert."
"Politisches Schwergewicht"
Als Beispiel für die Bürger-Anliegen nennt Rottmann die Mobilität: "Seit Jahrzehnten heißt es, dass die Leute nicht Bus fahren wollen, aber ich höre genau das Gegenteil." Im Selbstversuch teste sie immer, wie schwierig es sei, auf dem Land mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Noch wichtiger sei die Gesundheitsversorgung auf dem Land, man müsse sich nur das Durchschnittsalter der Ärzte anschauen. "Telemedizin allein ist nicht die Antwort." Beide Themen müssten im Landratsamt Chefsache sein.
Als Grüne lägen ihr natürlich vor allem Themen wie Frauenrechte, Integration und Ökologie am Herzen. Sie fordert für ländliche Regionen einen klimaschonenden demographischen Wandel: "Wir brauchen städtebauliche Konzepte, um den Bestand in die Moderne zu bringen." Ein Haus aus den 1970er Jahren bestehe eben "den Wettbewerb mit dem KfW-geförderten Neubau auf der grünen Wiese" nicht.