Landkreis Bad Kissingen: November war der schlimmste Monat der Pandemie
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Mittwoch, 01. Dezember 2021
In Ramsthal und Burkardroth haben sich im November mehr Menschen mit Covid 19 angesteckt als in der gesamten Pandemie zuvor. In Summe haben Fuchsstadt und Rannungen die höchsten Werte.
Lange ist der Landkreis vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen: In der zweiten und dritten Welle lagen die Spitzen-Werte bei der Sieben-Tage-Inzidenz bei 200. Im November jedoch hat das Virus im Landkreis voll zugeschlagen: Innerhalb eines Monats stieg die Zahl der Menschen, die Covid 19 hatten oder haben, um 43,8 Prozent von 4388 auf 6311. Das sind 6,1 Prozent der Bevölkerung. In einigen Kommunen haben sich die Zahlen sogar verdoppelt: In Bad Bocklet gab es Ende Oktober 161 Infizierte, Ende November 301. In Burkardroth stieg die Zahl von 222 auf 454. Prozentual den höchsten Anstieg hatte Ramsthal, dort ging es von 39 auf 97 hoch.
Große Wirkung bei kleinen Gemeinden
"Wir hatten zeitweise 32 Infizierte auf einen Schlag", berichtet der Ramsthaler Bürgermeister Rainer Morper. Umgerechnet entsprechen die Ramsthaler Zahlen einer Sieben-Tage-Inzidenz von durchschnittlich 1200 im November. Wegen der Größe seiner Gemeinde verweist Morper jedoch auf statistische Effekte: "Es ging wohl durch mehrere Familien, das schlägt dann natürlich bei uns ganz anders durch." In jedem Fall gebe es keine Hinweise darauf, dass sich Mitbürger leichtfertig oder sogar absichtlich angesteckt hätten. Auffällig sei, dass auch einige bereits geimpfte ältere Mitbürger betroffen seien. Umso wichtiger findet Morper, dass jetzt möglichst viele eine Booster-Impfung erhalten.
Fast jeder Zehnte hatte schon mal Covid-19
Rechnet man alle Zahlen zusammen, hat Fuchsstadt die höchsten Werte: 9,5 Prozent aller Einwohner dort, also fast jeder zehnte, hat sich bis heute nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert. Warum ist das so? "Ich glaube, wenn wir auf diese Frage der erhöhten Inzidenz eine Antwort hätten, wären wir auf der ganzen Welt ein stückweit weiter", sagt Bürgermeister Rene Gerner. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Landratsamt seien aber die Infektionsketten gut analysiert worden. "Wenn das Virus einmal in einer Familie hängt, dann verbreitet es sich innerhalb dieser fast ausnahmslos", berichtet Gerner, und: "Das war am Anfang des Jahres nicht so schwerwiegend wie jetzt." Nach oben getrieben habe die Zahlen wohl auch das örtliche Wohnheim der Lebenshilfe: "Bei unserer geringen Einwohnerzahl macht das dann gleich viel aus", verweist Gerner ebenfalls auf statistische Effekte.
Booster-Impfaktion am Sonntag
Auch Gerner hat keine Hinweise darauf, dass sich Mitbürger besonders fahrlässig angesteckt hätten. Und die Impfbereitschaft sei "gleich hoch wie anderswo". "Es muss jeder für sich entscheiden, ob er sich impfen lassen will oder nicht", kommentiert Gerner die aktuelle Diskussion über eine Impfpflicht. "Ich selbst bin natürlich geimpft, da ich das als eine gesellschaftliche Verpflichtung sehe", stellt er klar. "Annähernd 100 Prozent" der Beschäftigten in Verwaltung, Kindergarten und Bauhof seien geimpft, die Gemeindeverwaltung liege auf alle Fälle "über dem Bundesdurchschnitt an Geimpften". Für kommenden Sonntag habe die Gemeinde Fuchsstadt eine Booster-Impfung organisiert. "Für zwei Praxen organisieren wir die Impftermine", beschreibt er den aktiven Beitrag seiner Verwaltung. Unterlagen gebe es auf der Homepage der Gemeinde.
Bis Ende Oktober hatte Rannungen den höchsten Anteil an Infizierten, mittlerweile hat Fuchsstadt überholt. 8,9 Prozent hatten in Rannungen bereits Covid 19. "Warum insgesamt die Zahlen so hoch sind, kann ich Ihnen auch nicht erklären", sagt der dortige Bürgermeister Fridolin Zehner. Seine Gemeinde sei am Anfang der Pandemie stark betroffen gewesen, viele hätten sich in der Familie angesteckt, aktuell gebe es nur einen Infizierten (siehe Bericht rechts).
Wartmannsroth hat den niedrigsten Stand
Die einzige Gemeinde, in der die Zahl der Infizierten auch Ende November noch unter 2,5 Prozent liegt, ist Wartmannsroth: Gerade einmal 32 der gut 2100 Einwohner hatten bisher einen nachgewiesenen Kontakt mit Corona-Viren. Bürgermeister Florian Atzmüller führt das unter anderem auf "unsere ländliche Lage ohne größere zentrale Einrichtungen mit hohem Publikumsverkehr" und den " dörflichen Charakter" zurück. Ein Baustein seien vermutlich auch die vielen Rückzugsmöglichkeiten für die Bürger auf dem eigenen Grundstück. Die Impfbereitschaft ist nach Atzmüllers Auffassung hoch, die Bürger würden auch ihre Kontakte selbst einschränken. "Ich bin selbst geimpft, im Gemeinderat herrscht nach meinem Wissen eine hohe Impfquote", berichtet der Bürgermeister. Die Verwaltung sei zu 100 Prozent geimpft.