Landkreis Bad Kissingen: Mehr Leute brauchen die Tafeln
Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz
LKR Bad Kissingen, Dienstag, 28. Juli 2020
Vor etwa zwei Monaten endete die Spendenaktion "Mir halten zamm", bei der über 110 000 Euro zusammenkamen. Wofür setzten die Tafeln die Spenden ein und wie kommen sie momentan zurecht?
"Wir haben mehr Kunden, aber weniger Ware", sagt Patrick Bindrum, 1. Vorsitzender der Tafel Hammelburg. Er schätzt, dass rund zehn bis fünfzehn Prozent mehr Personen als bisher zur Tafel kämen.
Eine ähnliche Entwicklung beobachten auch die Vorsitzenden der Tafeln in Bad Kissingen und Bad Brückenau. 50 bis 80 Personen mehr als vor der Krise erhalten nun von der Bad Kissinger Tafel Hilfe, sagt Wolfgang Speyer. Hans-Jürgen Schelle aus Bad Brückenau berichtet, in der Woche sei man bei etwa 65 Personen. "Das können noch mehr werden." Man müsse warten, wie sich die Lage entwickle.
Mehr Personen
Der Kreis der Personen, die von den Tafeln Waren beziehen, ist damit deutlich größer geworden. Das liegt auch daran, dass hinter einer Person, die persönlich zur Tafel geht, meist noch eine ganze Familie steht.Als Beispiel für eine sehr große Familie nennt Speyer eine Familie, die 11 Kinder habe.
Die Vorsitzenden gehen davon aus, dass steigende Arbeitslosenzahlen und der Verlust von 450-Euro Jobs dazu geführt habe, dass mehr Menschen zur Tafel kommen.
Wenig Obst und Gemüse
Das Problem: Die Tafeln erhalten keine vergleichbaren Mengen an Lebensmittelspenden wie vor Corona. "Obst und Gemüse ist enorm wenig geworden", sagt Speyer.
Das liege auch daran, dass die Unternehmen Sonderaktionen eingeführt hätten. Es gelte das Motto "alles muss raus." Zum Teil gebe es 50 Prozent Rabatt auf Artikel. "Darunter leiden wir." Auch Hans-Jürgen Schelle stellt fest, dass es weniger Lebensmittelspenden gibt. Seine Vermutung: "Momentan wird vermehrt Urlaub im eigenen Land gemacht." Privatversorger kauften für sich ein, es bliebe weniger als Spende übrig.
Zusätzliche Lebensmittelkäufe
Um fehlende Lebensmittel auszugleichen, kauften die Tafeln von den Spendengeldern deshalb seit März auch Lebensmittel hinzu. Bis Ende August dürfen sie noch zusätzlich Nahrungsmittel ankaufen. Ab September sei dies dann wieder nicht mehr erlaubt, sagt Speyer. Bis dahin wollen die Ehrenamtlichen der Bad Kissinger Tafel noch Nahrungsmittel auf Vorrat besorgen.