Landkreis Bad Kissingen lässt seine Bäume erfassen
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Donnerstag, 21. April 2016
Der Wirtschafts- und Umweltausschuss gibt ein Baumkataster in Auftrag. Darin soll der Zustand von mehr als 2500 Bäumen dokumentiert werden.
Der Landkreis Bad Kissingen geht auf Nummer sicher: "Es geht um Haftungsfragen", begründete Landrat Thomas Bold (CSU) die Notwendigkeit eines Baumkatasters für den Landkreis Bad Kissingen. Eigentümer seien verpflichtet, außerhalb von Waldgebieten Bäume entlang von Straßen und öffentlich zugänglichen Flächen regelmäßig zu kontrollieren.
Die meisten Nachbar-Landkreise und viele Kommunen hätten bereits ein solches Kataster.
"Das Baumkataster muss einmalig erstellt, aber in der Folgezeit überwacht werden", sagte Jürgen Dobler von der Tiefbauabteilung des Landratsamtes in der jüngsten Sitzung des Wirtschafts- und Umweltausschusses. Bäume entlang der Kreisstraßen und auf den Liegenschaften des Kreises seien auch bislang schon kontrolliert worden, allerdings fehle ein einheitliches System und eine lückenlose Dokumentation.
Kosten in Zweifel gezogen
"Das ist auch wichtig für die Abstimmung mit den Kommunen", sagte der Freie-Wähler Kreisrat Oberthulbaer Bürgermeister Gotthard Schlereth. Auch in seiner Gemeinde gebe es bereits ein Baum-Kataster. Auch sein Fuchsstädter Amtskollege Peter Hart sprach sich für das Kataster aus.
PWG-Kreisrat Roland Limpert hat bereits Erfahrungen mit der Begutachtung von Bäumen und vermutete, dass die veranschlagten Kosten von 50 000 Euro für 2500 bis 3000 Bäumen nicht reichen dürfte. Auch wenn noch keine genauen Kostenschätzungen möglich sind, erteilte der Ausschuss einstimmig den Auftrag, das Baum-Kataster zu erstellen. Bei der Suche nach einer geeigneten Firma sei auch wichtig, welche Software dort verwendet werde. Wichtig sei, dass die erfassten Daten auch für viele Stellen zugänglich sind.
Rund um Schulen wird kontrolliert
"Im Moment arbeiten wir halt noch mit Zetteln", berichtet Dieter Büttner von der aktuellen Erfassung von Schäden. Büttner ist Kreis-Fachberater für Gartenkultur und Landespflege und seit zwei Jahren auch für die 82 Naturdenkmäler im Landkreis zuständig.
Erfasste Bäume würden zwar auf dem Computer in Tabellen eingetragen, die seien aber nicht allen zugänglich, und: "Wenn jemand nicht weiß, wo der Baum steht, wird's schwierig." Deshalb werde im Baum-Kataster auch jeder Baum nummeriert und mit GPS-Koordinaten versehen.Rund um die landkreiseigenen Schulen würden die Bäume bereits jetzt regelmäßig kontrolliert. "Problematischer ist es bei den Zeltplätzen und entlang der Kreisstraßen", nennt Büttner als Gefahrenstellen. Dort sei oft gar nicht klar, wo überhaupt die Grundstücksgrenzen verlaufen, welche Bäume also auf einem grundstück des Kreises stehen. Neben den Bäumen auf eigenen Liegenschaften sollen auch die 82 Naturdenkmäler neu erfasst werden, denn: "Wenn ein Baum als Naturdenkmal ausgewiesen ist, ist egal, auf wessen Fläche er steht, dann ist der Landkreis für alle Maßnahmen verantwortlich", berichtet Büttner.
Als Beispiel nennt er die rund 300 Jahre alte Eiche im Flurstück "In der Trieb" zwischen Dittlofsroda und dem Eidenbacher Hof. Dort ist die Krone mit Seilen verspannt, um den 19 Meter hohen Baum mit einem Durchmesser von 23 Metern möglichst lange zu erhalten. Der Baum mit dem gespaltenen Stamm werde zwei Mal im Jahr untersucht: einmal mit und einmal ohne Laub.
Nicht jeder Baum wird gerettet
Grünen-Kreisrat Richard Fix hatte nachgefragt, ob wirklich alle Bäume ab zehn Zentimetern Durchmesser erfasst werden müssen. Einzel stehende ja, betont Büttner, aber: "Wenn wir eine Machete brauchen, um zum Baum zu kommen, und der so weit von der Straße weg steht, dass keine Gefahr
davon aussteht, dann müssen wir den nicht untersuchen", stellt er klar. Außerdem werde auch nicht jeder einzelne Baum so gepflegt wie die 82 Naturdenkmäler: "Einen jüngeren Baum mit Schadstellen sägen wir natürlich auch mal einfach um."Erstaufnahme Digital erfasst werden Daten wie Standort, Gattung, Durchmesser und Schäden sowie die notwendigen Maßnahmen zur Verkehrssicherung. Zudem wird an jedem Baum eine Nummer angebracht und ein Kontrollintervall festgelegt. Alle erfassten Bäume werden mit GPS-Koordinaten in ein Luftbild eingetragen.
Kosten Die Erstaufnahme ist auf 50 000 Euro veranschlagt, für die jährlichen Kontrollen soll ein zertifizierter Baumkontrolleur fest eingestellt werden.
Umfang Ins Baum-Kataster aufgenommen werden neben den Naturdenkmälern sämtliche Bäume entlang der Kreisstraßen, rund um die kreiseigenen Zeltplätze und auf allen anderen Liegenschaften des Kreises wie Schulen und Landratsamt mit Außenstellen.
Termin Die zentrale Veranstaltung des Landkreises zum Tag des Baumes findet heuer in Euerdorf statt. Im Rahmen der Feier des 1300-jährigen Bestehens werden am Freitag, 22. April, gegen 17 Uhr an der alten Saalebrücke zwei Kastanienbäume gepflanzt.
Info Eine Übersicht über alle 82 Bäume, die im Landkreis Bad Kissingen unter Schutz gestellt wurden, gibt es zum Beispiel unter de.wikipedia.org/wiki/ Liste_der_Naturdenkmäler_im_Landkreis_Bad_Kissingen.