Landkreis Bad Kissingen: Jeder will der Ukraine helfen
Autor: Hans-Peter Hepp
Rottershausen, Mittwoch, 02. März 2022
In gefühlt allen Gemeinden und Städten sammeln Bürgerinnen und Bürger Kleider, Medizin und Geld. Ganze Konvois setzen sich an die polnisch-ukrainische Grenze in Bewegung. Und: Die ersten Flüchtlinge sind hier.
"Bis heute Mittag müssen wir den großen 40-Tonner füllen!" Melanie Stefan zeigt sich überwältigt von der Hilfs- und Spendenbereitschaft der Menschen rund um Rottershausen. Spontan hatte sie die Spendenaktion ins Leben gerufen, unbürokratisch den Zugang zur Schule im Dorf erhalten und via soziale Medien Freunde, Bekannte und Vereine in der Gemeinde Oerlenbach informiert.
Vom Aspirin bis zum Feuerwehrhelm
Rottershausen steht hier stellvertretend für die vielen Sammlungen und Hilfstransporte, die aktuell in Landkreis Bad Kissingen, in ganz Unterfranken anlaufen. So kommen in Rottershausen am Mittwoch unentwegt Fahrzeuge mit Sachspenden an, Menschen wollen ihre Autos ausladen und mit anpacken. Sogar aus der Nachbargemeinde Hambach rollen zwei Autos aus dem Bauhof an - dort geht die Lager-Kapazität für Spenden zu Ende und man hofft, die vielen Waren - von Kleidung über Arzneien und Verbände bis zu Spielsachen und Babyartikel, sogar Feuerwehrhelme werden angeliefert- schnell auf den Lkw laden zu können.
Bauhofmitarbeiter helfen
Melanie Stefan und ihre feste Helfercrew versuchen, die Spenden zu katalogisieren und einzupacken - an diesem Vormittag sind Kartons Mangelware, Mitarbeiter vom gemeindlichen Bauhof helfen beim Einpacken und kleben die Kartons zu. In Rottershausen wartete man auf Ganna Kravchenko; die ehemalige Allianzmanagerin stammt aus der Ukraine und soll bei der Beschriftung der Kartons helfen. Schließlich soll beim Auspacken die vom Krieg geschädigte Bevölkerung gleich erkennen, welche Spenden sich in den braunen Kartons befinden. Schnell ruft Ganna Kravchenko den "Verpackern" den Kennbuchstaben zu und bremst das Beladen der nicht korrekt beschrifteten Spendenkisten.
Bürgermeister Rogge packt an
Bürgermeister Nico Rogge, der kurz vorbeischaut, hilft gleich mit: Er regelt den Verkehr auf den beiden völlig zugeparkten Wegen unterhalb und oberhalb der Schule, die wegen Ferien und Umbaumaßnahmen derzeit geschlossen ist. Er bemüht sich um weiter Kartons und sammelt Ideen aus dem Kreis der Helfer, wo man noch Verpackungsmaterial herbekommt. Um 13 Uhr will der ukrainische Fahrer mit seinem Lkw weiter - über Ramstahl, dem nächsten Stopp, bis zur ukrainischen Grenze.
Ganz nebenbei gibt es immer Fragen an Melanie Stefan, Ganna Kravchenko, den Helfern und den Bürgermeister. Noch ist die Regelung für Geldspenden nicht rechtssicher, nur gemeinnützige Vereine dürfen solche Gelder annehmen und verbuchen. Der Strom an Spenden reist nicht ab und die Rottershäuser Helfercrew muss heute wahrscheinlich länger an der Schule bleiben. Zweimal am Tag können Spenden abgegeben werden, kurz nach 11 und nach 14 Uhr. Am Donnerstag werden die Freiwilligen die angelieferten Waren sortieren , einpacken und beschriften; einige besondere Gaben, beispielsweise Spielsachen, sind nicht für den baldigen Abtransport gedacht. Diese Spielwaren, da zeigt sich Melanie Stefan sicher, könne man später ankommenden Flüchtlingen übergeben.
Ganna Kravchenko koordiniert
Die Spendenaktionen für den Raum Bad Kissingen managt Ganna Kravchenko: Sie kennt aus Ihrer Tätigkeit für die Allianz noch viel Entscheider in den Rathäusern und kann in Ihrer Heimatsprache auch ukrainischen Bürger helfen. Der freundliche Laster-Fahrer spricht nur ein paar Worte Deutsch, auch er sucht die Koordinatorin. Um 13 Uhr, das ist dabei zu verstehen, will er den Motor des 40-Tonnen-Trucks starten und die vielen Spenden aus Rottershausen in seine ukrainischen Heimat transportieren.
Flüchtlinge sind angekommen