Landkreis Bad Kissingen: Bürgermeister gegen Stromnetz-Ausbau
Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz
LKR Bad Kissingen, Freitag, 10. Juli 2020
Die geplante Hochspannungsleitung P43 könnte durch den Landkreis führen. Mitarbeiter des Stromnetzbetreibers Tennet sprachen mit Bürgermeistern , Vertretern von Behörden und Mitgliedern von Vereinen und Initiativen, die sich bei Südlink gebildet hatten.
Ohne Strom funktioniert unser modernes Leben nicht: Technische Geräte laufen nicht, die Glühbirne bleibt dunkel und eine Vielzahl alltäglicher Arbeiten sind nicht möglich. Unter dem Eindruck der Reaktorkatastrophe in Fukushima hat die Bundesregierung 2011 eine energiepolitische Kehrtwende vollzogen: Weg von der Kernkraft, hin zu erneuerbaren Energien. Dafür gibt es in der Bevölkerung einen riesigen Zuspruch von 89 Prozent wie die jährliche Studie der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) zuletzt im Oktober 2019 zeigte.
Energiewende mit Folgen
Aber die Energiewende hat Folgen: "Das Netz ist für diese Herausforderung nicht gerüstet", sagt Axel Puttkammer, Projektleiter für die P43 bei Tennet. Energie aus Windkraft oder Photovoltaik bringt Schwankungen bei der Stromerzeugung mit sich, abhängig davon, ob die Sonne scheint oder der Wind weht. Durch den Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohle seien konstante Energielieferanten zurückgegangen. Der Schwerpunkt der Ökostromerzeugung liege in Nord- und Ostdeutschland. Es bestehe ein erheblicher Importbedarf nach Süddeutschland.
Verlauf der geplanten Stromtrasse
Tennet plant deshalb eine Wechselstromtrasse, die "Fulda-Main-Leitung" (P43). Sie soll von Mecklar (Hessen) über Dipperz (Hessen) nach Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt verlaufen. Ein Großprojekt, das Folgen für Mensch und Umwelt hat.
Eine Schwierigkeit ist: Die Stromleitungen sollen größtenteils über 65 Meter hohe Masten verlaufen. Diese benötigen einen freien Schutzstreifen von rund 30 Metern. Eine Kabelführung unter der Erde ist nur unter bestimmten Voraussetzungen und nur in Teilabschnitten in einer Länge von etwa drei bis sechs Kilometern realisierbar.
Infoveranstaltungen in den Landkreisen
Mitarbeiter von Tennet reisten in den vergangenen Tagen durch alle betroffenen Landkreise, um sich mit regionalen Vertretern über die Planung auszutauschen. Am Donnerstag trafen sie sich im Hotel Frankenland in Bad Kissingen.
"Wir sind noch ganz am Anfang des Projekts. Wir haben noch die grüne Wiese", sagt Puttkammer. Die Anwesenden sollten Ideen und Hinweise zum Projekt auf Karten vermerken. Diese bündelt Tennet anschließend mithilfe eines geographischen Informationssystems.
Viel Ablehnung
Die Haltung der Politiker aus dem Landkreis und der Vertreter von Bürgerinitiativen ist eindeutig: Sie lehnen die P43 ab.