Landjugend misst sich im Berufswettbewerb
Autor: Carmen Schmitt
Obererthal, Donnerstag, 06. Juni 2013
Die 119 besten Auszubildenden aus ganz Deutschland treten in Schwarzenau zum Berufswettbewerb an. Mario Wolf aus Obererthal beweist dabei Millimeterarbeit. Der Forstwirt aus Oberethal gehört zu den Besten seines Faches.
"Achtung!" Steffen Sibberns übertönt mit dem Warnruf gerade so das Knattern seiner Motorsäge, die er in der Hand hält. Eine Minute hat der junge Mann aus Niedersachsen Zeit, um den gut vier Meter hohen Stamm zu fällen. Die "Königsdisziplin" unter den Forstwirten.
In Schwarzenau beim Berufswettbewerb der deutschen Landjugend muss jetzt jeder Handgriff sitzen.
Dort messen sich die besten Nachwuchskräfte aus Land-, Forst-, Haus- und Tierwirtschaft sowie dem Weinbau - aus ganz Deutschland. Von 10.000 Teilnehmern sind 119 übrig geblieben, die sich für den Bundesentscheid in Schwarzenau qualifiziert haben.
Bis in die letzte Runde geschafft
Mario Wolf aus dem Hammelburger Stadtteil Obererthal ist einer von ihnen. Der 18-Jährige ist im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Forstwirt. Er tritt in dem Wettbewerb gegen 22 Berufskollegen an. Wie die anderen trägt er Schutzkleidung in Rot und Neongelb. Die Forstwirte stechen hervor auf dem Gelände des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums. An Marios Jacke ist seine Teilnehmernummer befestigt - 23. Er macht sich für die nächste Prüfung bereit: das Entasten. Er klappt sein Visier nach unten und reißt am Seilzug der Kettensäge.
Der Motor rumpelt. Vor ihm liegt aufgebockt ein Stamm, aus dem 30 Äste ragen. Nach oben, rechts und links. Wenn Mario mit dem Holzstück fertig ist, soll der Stamm frei von den Ästen sein. Bündig muss er sie abtrennen, sonst gibt es Punktabzug. Nicht einmal fünf Millimeter dürfen überstehen. Außerdem darf das Holz nicht eingeschnitten sein. "Es kommt auch auf die richtige Schnittfolge und die Methode an", erklärt Hartmut Otto.
Mehr Maschinen und Naturschutz
Der Forstingenieur arbeitet seit 37 Jahren mit jugendlichen Auszubildenden. "Solche Wettbewerbe sind wichtig. Gerade für den Austausch von Erfahrungen und für den Leistungsvergleich." Der Ausbilder aus Sachsen-Anhalt arbeitet in einem forstwirtschaftlichen Bildungszentrum. Die Ausbildung wandelt sich mit der Zeit: "Der Forstwirt von heute braucht immer mehr Kenntnisse in der Maschinenführung. Die sind wichtig für die maschinelle Holzernte." Auch immer mehr Wissen zum Naturschutz werde während der Ausbildung vermittelt. Damit die Jugendlichen nach ihrer Lehrzeit vielerorts einsetzbar sind, erklärt Hartmut Otto.
Übungen aus dem Alltag
Die Prüfungen der Forstwirte beim Berufswettbewerb sind Aufgaben aus ihrer täglichen Arbeit. Auch die Zeitvorgaben sind realistisch, sagt Peter Köhler. Er ist Arbeitslehrer in Thüringen und Schiedsrichter bei der Station "Schwachholzfällung". Für das Fällen der vier Meter hohen Stämme haben die Prüflinge gerade einmal eine Minute Zeit. Punktgenau soll der Stamm auf der Markierung landen. Fingerspitzengefühl ist gefragt. "Sie müssen ihre Säge gut beherrschen", sagt Köhler. Auch auf die sogenannte Fallkerb komme es beim Fällen an. Nur wenn die richtig am Stamm gesetzt ist, stimmt die Richtung beim Fall, erklärt der Lehrer.
Diese Übung hat Mario Wolf noch vor sich. Wenn die so gut läuft, wie das Entasten, wäre er froh. Neun von zehn Punkten hat er erreicht. "Da war er bisher der Beste", meint der Richter Hartmut Otto. Marios Ausbilder sind stolz auf ihn. Sie haben ihren Schützling nach Schwarzenau zum Bundesentscheid begleitet. Manfred Oeldemann: "Für die Azubis ist der Wettbewerb eine sehr gute Erfahrung. So werden sie nicht betriebsblind und es bringt ihnen viel, wenn sie sich mit den Besten messen können."
Dazu gehört nicht nur, mit der Kettensäge perfekt umgehen zu können. Geprüft wird außerdem, ob die angehenden Forstwirte Bäume und Sträucher pflanzen und erkennen können. Auch einen Nistkasten für Fledermäuse müssen sie bauen und sich im Test theoretischen Fragen stellen. Mario hat sich in seinem Ausbildungsbetrieb gut vorbereitet auf den Wettbewerb. Er hat "auf Zeit und auf Genauigkeit" geübt. Der 18-Jährige war schon als Kind gerne im Freien und im Wald. Der Beruf macht ihm Spaß. Am besten gefalle ihm die Holzernte, das Fällen. Es ist sein erster Wettkampf, an dem er teilnimmt. "Man braucht eine ruhige Hand", sagt er. "Es ist nicht so gut, wenn man zu aufgeregt ist." Und ein bisschen Glück ist am Ende auch dabei, meint Hartmut Otto.