Landfrauentag in Stangenroth mit Abschied
Autor: Kathrin Kupka-Hahn
Stangenroth, Dienstag, 14. Februar 2017
Rita Jörg aus Schondra ist das diesjährige Treffen in der Rhönfesthalle für sie ein ganz besonderes. Als Gastrednerin war Barbara Stamm vor Ort.
Rund um die Rhönfesthalle ging es gestern sehr eng zu. Sämtliche Anliegerstraßen waren zugeparkt, auch an der Ortsdurchfahrt standen die Fahrzeuge. Der Grund: Es war wieder Landfrauentag.
Mehr als 550 Frauen und auch einige Männer aus dem gesamten Landkreis waren nach Stangenroth gekommen. Aber nicht nur, um Hofprodukte einzukaufen oder Rita Jörg neun Tage vor dem Ende ihrer Amtszeit als Kreisbäuerin "Adieu" zu sagen. Viele wollten Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) reden hören, die heuer als Gastreferentin zum Thema "Landfrauen tragen Verantwortung" eingeladen worden war.
Besuche in Schulen und Kitas
So auch Petra Wolf aus Burkardroth. "Ich bin heute das erste Mal hier", gibt sie offen zu. Die Rede Stamms habe ihr gut gefallen. "Sie hat gesagt, was Sache ist und deutliche Worte gefunden. Sie hat vielen aus der Seele geredet", betonte Petra Wolf. Die Landtagspräsidentin lobte in ihrer Ansprache zunächst das Engagement der Landfrauen und Ortsbäuerinnen. "Es passiert viel Gutes." Als Beispiele dafür nannte sie die Besuche in den Schulen und Kindergärten, bei denen Alltagskompetenzen sowie Wissen rund um Landwirtschaft und Ernährung vermittelt werden. Aber auch dem ehrenamtlichen Engagement der Landfrauen in den Dörfern zollte sie Respekt. "Es ist Ihre Leistung, was aus Ihrem Dorf geworden ist", sagte Stamm. Nun gelte es, diese Errungenschaften und das Leben im Dorf zu bewahren. Es müsse nicht nur für die ältere Generationen, sondern auch für junge Familien attraktiv sein, auf dem Land zu leben. Entsprechend müssten Politik und Wirtschaft dafür sorgen, dass gleichwertige Lebensbedingungen geschaffen werden.
Kritik an Hendricks Bauernregeln
"Junge Menschen wollen nicht fort. Wir müssen ihnen die Möglichkeiten geben, zu bleiben", betonte sie. Deshalb sieht Stamm letztlich auch die DAX-Unternehmen in der Pflicht, Arbeitsplätze auch auf dem Land zu schaffen. Kritik äußerte die Landtagspräsidentin an der jüngsten Kampagne von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Mit ihren so genannten "Bauernregeln" wollte diese auf Missstände in der Landwirtschaft hinweisen, was bei den Bäuerinnen und Bauern jedoch weniger gut ankam. Man dürfe nicht an den Menschen vorbei agieren. Man sollte stattdessen mit ihnen reden und ihnen zuhören, konstatierte Stamm. Das müsse man auch in Sachen Flüchtlingspolitik. Besonders, wenn Ängste geäußert werden, beispielsweise von alleinerziehenden Müttern oder einer alten Frau, die am Existenzminimum lebt, aber noch nie auf dem Sozialamt war, weil sie es bisher immer geschafft habe, zurechtzukommen. Diesen Platz dürfe man nicht den Rechten überlassen.
Dennoch räumte Stamm ein: "Die Integration ist eine Riesenherausforderung ... Wir können nicht jedem Flüchtling gerecht werden." Zwar habe man schon nach 1945 eine ähnliche Flüchtlingssituation gemeistert. Heute jedoch würden Religionen und Kulturen aufeinander prallen. "Wir wollen in unserer Werteordnung weiterleben", fügte sie hinzu. Es folgte kräftiger Applaus.
Mehr als 25 Jahre im Vorstand
Auch Rita Jörg bekam ihn, als sich etwas später der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner (CSU) mit einem Blumenstrauß für ihre geleistete Arbeit bedankte. Insgesamt zehn Jahre war Rita Jörg als Kreisbäuerin aktiv, zuvor fünf Jahre als Stellvertreterin. "Ich glaube, ich bin schon fast 30 Jahre im Vorstand", fasst sie ihre Zeit beim Bayerischen Bauernverband (BBV) zusammen. In neun Tagen scheidet die 66-Jährige aus dem Ehrenamt. Sie wird sich künftig in der Seniorenarbeit des Verbandes engagieren. Als Nachfolgerin ist Edeltraud Häusler aus Wartmannsroth im Gespräch, die jetzige Stellvertreterin. Ihre Aufgabe wird es dann unter anderem sein, den nächsten Landfrauentag 2018 zu organisieren - mit Gottesdienst, Gastredner, Mittagessen und Kulturprogramm. "Es ist hier immer sehr informativ", fasst Irmgard Prietzel aus Untererthal den Landfrauentag zusammen. Deshalb käme sie auch jedes Jahr Stangenroth, kauft zudem gerne Mitbringsel ein. Diesmal entscheidet sie sich für eine Nudelfigur. Nur hinsichtlich der Parkplätze hat die Untererthalerin keine Probleme. "Ich fahre immer mit unserer Ortsbäuerin mit", sagt sie.