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Labor L+S baut Kerngeschäft in Großenbrach aus


Autor: Benedikt Borst

Großenbrach, Freitag, 11. März 2016

Die Arbeiten an der Fassade des Laborneubaus von L+S sind nahezu abgeschlossen. Herzstück der 19 Millionen Euro Investition ist der Trakt für Steriltests.
Im Haupthaus prüft eine Laborantin ein Antibiotikum in der höchsten Reinraumklasse. Fotos: Benedikt Borst


Die Fenster sind abgedunkelt und bestehen nicht aus Glas, sondern aus Aluminium. So fügen sie sich optisch besser in das Anthrazitgrau der Fassade ein. Im Innern des viergeschossigen Gebäudekomplexes sollen demnächst Labore und Büros auf einer Fläche von 7000 Quadratmetern Platz finden. " Die Fassade ist bis auf wenige Restarbeiten fertig", sagt Dr. Frank Böttcher, Vorstand der Labor L+S AG. "Der für uns als Labor interessantere Teil startet jetzt mit dem Innenausbau", sagt er. Die Bauarbeiten für den 19 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau liegen im Zeitplan. Etwa 6,5 bis 7 Millionen Euro Baukosten werden in die Labore investiert. Ab Mitte des Jahres soll der Neubau nach und nach bezogen werden.


Kerngeschäft mit Sterilität

Das Herzstück ist im ersten Obergeschoss geplant. "Hier werden Labore reinkommen, die noch eine Stufe steriler sind, als Operationssäle, in denen am offenen Herzen operiert wird", sagt Böttcher. Hier werden beispielsweise medizinische Produkte auf Verunreinigungen geprüft, die in den Körper injiziert werden wie Impfstoffe. Ebenso werden auch Flüssigkeiten untersucht, in denen Organe bei Transplantationen aufbewahrt werden. Eintritt in das Labor gibt es nur über eine Schleuse in entsprechender Laborkleidung. "Der Mensch ist immer die größte Dreckquelle", erklärt er. Um eine maximal sterile Umgebung zu gewährleisten, sind die Mitarbeiter durch eine Glasscheibe von den Proben getrennt. Gefilterte Druckluft wird von oben auf die Arbeitsfläche geblasen, um auch das letzte Risiko auszuschließen, dass von außen eine Mikrobe an die Proben gelangt.


Forschung in Großenbrach

Die sogenannte Sterilprüfung ist das Kerngeschäft von L+S. Für Pharmakonzerne sollen viele Produkte zügig untersucht werden. "Das wollen wir in Zukunft noch ausbauen. Wir haben gemerkt, dass für unsere Kunden die Schnelligkeit der Prüfungen und die Kapazitäten entscheidend sind", erklärt der Geschäftsführer. Das Labor aus Großenbrach ist nach eigenem Bekunden in dem Bereich schon jetzt in Europa führend und gehört auch weltweit zu den großen Laboren. Vom Neubau verspricht sich das Unternehmen eine starke Weiterentwicklung. Langfristig können hier bei guten Geschäftszahlen 200 bis 500 neue Arbeitsplätze entstehen, schon bis 2017 soll die Zahl der Auszubildenden von derzeit 32 auf 50 steigen. Das Unternehmen plant, in freiwerdenden Flächen im Haupthaus ein Lehrlabor und einen Unterrichtsraum einzurichten. Außerdem will L+S mit dem Neubau in den nächsten Jahren den Bereich Forschung und Entwicklung weiter ausbauen. "Es geht darum, neue Prüfverfahren marktgängig zu machen", sagt Böttcher.


Inbetriebnahme Anfang 2017

Als erstes werden die Büroräume bezogen, die im Erdgeschoss und im dritten Obergeschoss liegen. Bei den Labortrakten im ersten und zweiten Stock ist der Umzug aufwendiger. Sobald der Innenausbau fertig und die Technik eingerichtet ist, folgt eine Funktionalitätsprüfung und schließlich noch die offizielle Abnahme durch die Arzneimittelüberwachung der Regierung von Oberfranken. Böttcher: "Wenn es weiter gut läuft, werden wir Anfang 2017 in den neuen Laboren mit aktuellsten Standards arbeiten können." Mehr zum Baufortschritt auf

ie Fassade für den L+S Erweiterungsbau in Großenbrach steht. Das Unternehmen will sukzessive bis Anfang 2017 erst die neuen Büro- und danach die Laborflächen beziehen. "Für die Labors gibt es noch keine detaillierten Konzepte und Ablaufpläne. Die werden jetzt erarbeitet", sagt L+S Vorstand Dr. Frank Böttcher. Der Betrieb im alten Haupthaus müsse gewährleistet bleiben.

Der Innenausbau beschränkt sich bisher noch auf das Erd- und das dritte Obergeschoss. "Das ist klassischer Bürobau. Wir machen hier gerade die Rohinstallation der Gebäudetechnik", sagt Bauleiter Benedikt Rüth aus Bad Kissingen. 60 bis 70 Arbeiter verlegen derzeit Elektrokabel, installieren die Heizungs- und Lüftungsanlage. "Die Masse an Installationen, die hier gemacht wird, ist enorm. Für unseren Landkreis ist das schon eine schöne Baustelle", findet der Ingenieur. Rüth zeigt den Heizungsraum, in dem sich Metallrohr an Metallrohr reiht. "Das hat ein bisschen was von einem U-Boot", meint er.


Langfristig mehr Labore möglich


Der Innenausbau de r Labore tagen wird von einer Spezialfirma aus Oberbayern übernommen. Die Entwürfe wurden von den Fachplanern und von Experten von L+S maßgeschneidert. Das dritte Obergeschoss ist außerdem so geplant, dass es später komplett vom Büro- zum Labortrakt umgenutzt werden kann, wenn Umsatz und Auslastung des Unternehmens stimmen. "Wir bauen uns gleich eine gewisse Flexibilität mit ein", erklärt Böttcher. Selbst wenn dann noch ein zusätzlicher Büroanbau notwendig wäre, wäre die Lösung kostengünstiger. Soweit zumindest die Gedankenspiele. Den Zeithorizont für ein solches Szenario setzt Böttcher bei frühestens zehn Jahren an.


Daten und Fakten zur L+S AG und zum Laborneubau

Unternehmen Das Labor wurde 1987 gegründet. Kerngeschäft ist die mikrobiologische Qualitätskontrolle im Pharmabereich. Arzneien, medizinische Produkte, Kosmetika , Lebensmittel werden getestet. Jährlich werden in Großenbrach 250 000 Prüfungen vorgenommen. Der Umsatz beträgt 30 Millionen Euro. Bei L+S sind aktuell rund 430 Mitarbeiter beschäftigt.

Neubau Im Erdgeschoss sind unter anderem die Qualitätssicherung, die Nährmittelherstellung, Lager- und Besprechungsräume sowie einfache Labore geplant. Im ersten Obergeschoss ist die Laboretage geplant, in der die sterilen Produkte (z.B. Impfstoffe) geprüft werden. Im zweiten Obergeschoss befindet sich eine weitere Laboretage für mikrobiologische Dienstleistungen. Im dritten Obergeschoss werden zunächst Büroräume untergebracht. Langfristig kann die Etage aber auch als Labor umgenutzt werden.

Reinraumkategorien Labore werden in verschiedene Reinraumklassen eingeteilt. Die niedrigste Stufe ist D, was einem normalen medizinischen Labor entspricht. Die Kategorie B entspricht einem Operationssaal, A ist die höchste Reinraumklasse. Hier wird sogar die Umgebungsluft auf mögliche Verunreinigungen hin kontrolliert.