Druckartikel: Kurgäste versorgten Verwundete im Notlazarett in Kissingens Rossini-Saal

Kurgäste versorgten Verwundete im Notlazarett in Kissingens Rossini-Saal


Autor: Björn Hein

Bad Kissingen, Sonntag, 25. Oktober 2015

Der Deutsche Krieg von 1866 ist ein Konflikt, der heute etwas aus dem Blickfeld gerückt ist. Dabei hatte er sich gerade auch in Franken ausgewirkt. Der diesjährige Fränkische Thementag, der vom Frankenbund in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis 1866-2016 in Bad Kissingen organisiert worden war, widmete sich diesem Krieg.
Der Auftakt der Veranstaltung fand im Rossini-Saal im Arkadenbau in Bad Kissingen statt, mit einem Fachvortrag von Dirk Götschmann, Tagungsleiter und emeritierten Professor für Landesgeschichte. Foto: Björn Hein


Der Thementag bildete die Eröffnungsveranstaltung für zahlreiche Aktivitäten, die vom Arbeitskreis nächstes Jahr anlässlich des 150-jährigen Jahrestages dieses Krieges angeboten werden.


150 Jahre Bruderkrieg

"Wir wollen mit der Veranstaltung auch einen Brückenschlag von der Wissenschaft zu den interessierten Laien machen", sagte die Bundesgeschäftsführerin des Frankenbundes, Christina
Bergerhausen. Die Veranstaltung war breit gefächert: Neben Vorträgen standen Exkursionen und Ausstellungen auf dem Programm, die den "Bruderkrieg" näher beleuchteten. Gerade in Bad Kissingen gab es etliche Lazarette für die Verwundeten. Die Krankenlager mussten oft in Blitzaktionen eingerichtet werden. Nur noch wenige Hinterlassenschaften zeugen überhaupt von diesem Krieg in der Region, stellte Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken und Bundesvorsitzender des Frankenbundes heraus. Teilweise seien die Toten auf Kriegerdenkmälern verewigt, teilweise wiesen auf Gräbern Hinweisschilder auf den Konflikt hin. "Dabei hat dieser Krieg entscheidende Weichen in der deutschen und europäischen Geschichte gestellt und hatte schwerwiegende Folgen", sagte Beinhofer. Franken, das zu dieser Zeit noch nicht lange zu Bayern gehörte, war mittendrin.


Lazarett im Rossini-Saal

Der Auftakt der Veranstaltung fand im Rossini-Saal im Arkadenbau in Bad Kissingen statt, mit einem Fachvortrag von Dirk Götschmann, Tagungsleiter und emeritierten Professor für Landesgeschichte. Er wies darauf hin, dass 1866 im heutigen Rossini-Saal ein Lazarett eingerichtet worden war, bei dem auch die Kurgäste bei der Versorgung der Verwundeten mithalfen.

Götschmann erläuterte den historischen Weg in das Jahr 1866. Nicht zuletzt die industrielle Revolution und die Französische Revolution hätten das Gesicht der damaligen Welt stark verändert. Entwicklungen in der Waffentechnik hatten zu großen Änderungen in den Heeren geführt und bildeten das Rückgrat, auf dem die modernen Kriege ihre explosive Wucht entfalteten. "Der Krieg von 1866 war ein Wendepunkt deutscher und europäischer Geschichte", sagte Götschmann, der im Anschluss an seinen Vortrag Fragen aus dem Publikum beantwortete.
Am Nachmittag standen weitere Vorträge auf dem Programm, unter anderem über die technischen Innovationen im "Deutschen Krieg", über die Entwicklung der bayerischen Armee nach 1866 sowie darüber wie der Bruderkrieg literarisch verarbeitet wurde.

Kreisheimatpfleger Christian Neugebauer erklärte anhand von historischen Originalen die Ausrüstung der beteiligten Armeen, wobei er aus einem großen Fundus schöpfen konnte, was einer der Höhepunkte der Tagung war. Der Kulturreferent der Stadt Peter Weidisch führte durch die Bismarck-Ausstellung in der Oberen Saline und beschäftigte sich dort mit den Auswirkungen des Kriegsverlaufs auf die deutsche Geschichte. Birgit Schmalz bot für Interessierte einen Streifzug zu Fuß vom Arkadenbau zum Kapellenfriedhof mit Besichtigung der "Trauernden Germania" an. Den Besuchern wurde ein Eindruck davon vermittelt, wie nah der Krieg dem Kurbetrieb in der unvorbereiteten Stadt kam.


Ausstellung im Bismarckmuseum

Im nächsten Jahr werden auch in der Region zahlreiche Veranstaltungen angeboten, die den Bruderkrieg von 1866 zum Inhalt haben: Unter anderem am 9. und 10. Juli in Nüdlingen (Infos unter www.nuedlingen.de) sowie am 15. Juli in Bad Kissingen, wo die Ausstellung "Der Deutsche Krieg von 1866" im Bismarckmuseum in der Oberen Saline eröffnet wird.