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Kur für den Nudelbach in Hausen erfolgreich


Autor: Sabine Memmel

Bad Kissingen, Montag, 10. Dezember 2012

500 Bäume wurden rund um den Nudelbach in Hausen gefällt. Jetzt wird überlegt, das Gewässer in den angrenzenden Spielplatz zu integrieren.
Martin Rottenberger (2. von rechts), Peter Borst (3. von rechts) und Wolf-Dieter Jacob (rechts) erklären den Praktikern aus den Gemeinden vor Ort ihre Pläne zur Einbeziehung des Nudelbachs in den Spielplatz in Hausen. Der soll in absehbarer Zeit saniert werden. Foto: Sabine Herteux


"Da wurde über Jahrzehnte nichts gemacht", sagt Peter Borst, Leiter des Service-Managements Bad Kissingen und deutet auf das Ufergehölz am Nudelbach in Hausen. Noch vor ein paar Monaten stand hier krankes Gehölz. Viele Bäume waren nicht mehr standsicher, drohten zu brechen. Dürre Äste, Pilzbefall oder die Erlenkrankheit waren die Ursache. Die Verkehrssicherheit an den Wegen, Straßen und Häusern rund um den Nudelbach war gefährdet. Für Anwohner und Fußgänger hätte das gefährlich ausgehen können: "Wenn da jemandem ein dicker Ast auf den Kopf gefallen wäre", betonte Borst.

Im Februar wurde die Stadt deshalb aktiv, ließ über 500 Bäume im Ortsbereich zwischen der Mündung des Nudelbachs in die Saale bis zur ersten Mühle hinter der Kleingartenanlage fällen.

Das Ergebnis dieser groß angelegten Aktion entlang des Wohngebiets zeigte Martin Rottenberger vom Wasserwirtschaftsamt den Teilnehmern des Gewässer-Nachbarschaftstags.


Gemeinden sensibilisieren

Und er war zufrieden: "Der Gehölzbestand sieht wieder vernünftig aus", sagte Rottenberger den Praktikern aus den Gemeinden. Sie galt es für die Verkehrssicherungspflicht an kleinen Gewässern zu informieren - und zu sensibilisieren. "Nicht jede Gemeinde ist in dieser Hinsicht so gut aufgestellt wie Bad Kissingen", findet der Sachgebietsleiter für Gewässerentwicklung und Wasserbau im Landkreis Bad Kissingen.

Im Abstand von 18 Monaten sind regelmäßige Kontrollen des Ufergehölzes. Der beseitigte Baumbestand am Nudelbach betraf ausschließlich städtischen Grund. Die Sicherungsmaßnahmen fanden innerhalb der Ortschaft statt: "Innerorts muss man sich genau überlegen, wie der Baum fällt. Außerorts herrscht ein anderes Gefährdungspotential", erklärte Rottenberger. Die Gehölzpflege habe dort deshalb einen ganz anderen Charakter. Bruchgefährdete Bäume und Totholz werden - so lange es niemanden gefährdet - liegen gelassen, um die Struktur zu erhalten und die Artenvielfalt in dem und am Gewässer zu stärken. Kleine Organismen verbessern die Gewässerqualität, reinigen das Wasser und sind laut Rottenberger somit äußerst wertvoll. Deshalb gelte grundsätzlich: So wenig Pflege wie möglich, so viel wie nötig.

Überalterte Weidenbestände am Nudelbach wurden zudem zur Erhaltungspflege zurückgeschnitten, "um zu verhindern, dass sie auseinanderbrechen und um den Jungwuchs zu fördern", führte er aus.


Mit einfachen Mitteln umgestalten

Rottenberger und seine Kollegen haben mit dem Nudelbach noch etwas ganz anderes vor: Das ehemalige Wehr der Mühle befindet sich direkt am Spielplatz. Bei der anstehenden Sanierung des Spielplatzes empfiehlt Rottenberger, den Nudelbach einzubeziehen. "Es wäre toll, wenn Kinder an einem naturnahen Bachlauf spielen könnten", sagt er. Auf diese Weise kann man den Spielplatz langfristig attraktiver gestalten, und das geht Borst zufolge schon mit einfachen Mitteln: Flöße, Steine und Stämme könnten als Kletter- und Sitzgelegenheit eingesetzt werden. "Kinder könnten die Natur hier unmittelbar erleben wie auf einem Erlebnisspielplatz", betonte Borst.
Auch ökologisch gesehen ist es laut Rottenberger ein klarer Vorteil, das Wehr am ehemaligen Mühlenstandort niedriger zu machen und den Wasserstand damit auf 40 Zentimeter zu reduzieren: "Fische können darin wandern, besser ihre Laichplätze erreichen und sich vermehren."

Als Nächstes wird laut Borst noch in diesem Winter die Standfestigkeit der Bäume am Marbach zwischen dem Sanderweg in Garitz und der Schützenstraße überprüft. Nächstes Jahr folgen der Lollbach und der Aubach. "Da geht es um Pflege, Struktur, Negativauslese", kündigte Wolf-Dieter Jacob vom Baumpflegedienst Jacob an.

Funktionen und Bedeutung von Pflegearbeiten an Gewässern:
Gewässer Ufergehölze sind Lebensraum und Nahrungsgrundlage von am und im Gewässer lebenden Tieren und tragen zur Landschaftsgliederung und zur Vernetzung von Lebensräumen bei. Sie sind ein natürlicher Uferschutz der Fließgewässer. Sie beschatten den Gewässerlauf und beeinflussen somit Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt des Wassers positiv. Ein mehrstöckiger Ufergehölzsaum ist in der Lage, den Nährstoffeintrag von angrenzenden Nutzflächen in das Gewässer zu vermindern.

Gehölzpflege Ziel aller Gehölzpflegearbeiten am Gewässer ist es, struktur- und artenreiche, landschaftstypische und standortgerechte Ufergehölzsäume zu entwickeln und zu erhalten. Um das Landschaftsbild so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, sollten die Pflegearbeiten abschnittsweise und über einen längeren Zeitraum verteilt sein.

Sicherheit Häufigkeit und Umfang der Gehölzpflegearbeiten orientieren sich unter anderem an der Verkehrssicherungspflicht und dem Schutz stabiler Ufer.