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Kunst aus Afghanistan in Münnerstadt


Autor: Heike Beudert

Münnerstadt, Donnerstag, 19. Sept. 2013

Azhand Kabeer Nahim kommt aus Afghanistan. Er ist Flüchtling und lebt in Münnerstadt. Im evangelichen Gemeindehaus zeigt er jetzt Bilder aus seinem Heimatland.
Azhand Kabeer Nahim (rechts) erklärt seinem Freund Omidreza Fayzeyan, weshalb dieses Bild trotz der Zerstörungen im Hintergrund für ihn ein Hoffnungsbild ist. Foto: Heike Beudert


Azhand Kabeer Nahim ist 26 Jahre alt. Er spricht sechs Sprachen, hat einen akademischen Abschlus in englischer Literatur und kommt aus Afghanistan. Seit seit einer Woche hat er ein Bleiberecht in Deutschland. Der evangelische Pfarrer in Münnerstadt Joachim Pennig strahlt. "Wir haben es geschafft", sagt er. Jetzt hofft Pennig, dass auch der 20-jährige Omidreza Fayzeyan bald seine Anerkennung als Asylant erhalten wird.

Die beiden jungen Männer standen im Mittelpunkt eines Begegnungsfestes, das die evangelische Kirchengemeinde in Münnerstadt veranstaltete. Azhand Kabeer ist in seiner Heimat Hobbyfotograf gewesen. Im Vorraum der Kirche stellt er nun Bilder aus seinem Land aus. "Afghanistan - schön und hässlich" lautet das Thema.

Azhand Kabeer Nahim musste fliehen, weil er auf einer sogenannten Todesliste der Taliban steht, erläutert Pfarrer Pennig. Er habe bei der britischen Botschaft als Übersetzer gearbeitet, ergänzt der junge Mann in bereits gutem Deutsch. Seit eineinhalb Jahren lebt er in Münnerstadt. Seitdem lernt er die deutsche Sprache bei Marion Pennig, der Ehefrau des Pfarrers. Über seine rasanten Fortschritte sind alle erstaunt. Momentan besucht der 26-jährige am Berufsbildungszentrum die Fachschule für Kinderpflege.

Azhand Kabeer Nahim hat Glück, dass er nicht alleine ist. Er ist mit seinen Eltern nach Deutschland geflohen. Diese sind an diesem Abend im Publikum. Seine Mutter begrüßt mit einem herzlichen und freundlichen "Guten Tag, wie geht es Ihnen?". Nur ihr locker um den Kopf getragenes Tuch lässt ahnen, dass sie aus einem Land kommt, in dem 90 Prozent der Frauen bis heute keinen Zugang zu Bildung haben. Die Bildungsituation erläutert Azhand Kabeer Nahim in einem Vortrag, den er unter anderem für das BBZ ausgearbeitet hatte.

FAn diesem Abend stellt er sein Land nicht nur in Bildern, sondern auch in Zahlen vor. Sein Landsmannund Freund Omidreza Fayzeyan übernimmt einen Part des Vortrags, obwohl er sich ein bisschen schwerer mit der deutschen Sprache tut. Doch der junge Mann hat Mut. Auch er besucht das BBZ als Gastschüler. Er ist in der Fachschule für Hauswirtschaft. Das Kochen macht ihm Spaß. Er liebe den Mix der Speisen, die er hier kennen lernt: deutsche und internationale Küche. "Er ist mein bester Freund", sagt Azhand Kabeer Nahim. Für den 20-jährigen ist das ein Glück. Denn anders als sein Freund Azhand ist er ganz alleine nach Deutschland geflohen.
Dann erklärt Azhand Kabeer Nahim seine 12 Bilder. Die meisten sind entstanden zwischen 2010 und 2011. Sie zeigen ein Afghanistan, wie man es aus den Medien eigentlich nicht kennt. Wilde, unberührte Landschaften sind darauf ebenso zu sehen wie Stadtansichten und Alltagszenen. Sein Lieblingsbild zeigtn den See Bande Amir in der Provinz Bamiyan. "Im See spiegelt sich der Himmel" , schwärmt der 26-jährige.


Zeichen der Veränderung

Doch es gibt auch Bilder, die zeigen, wie verwundet das Land ist. Vor der zerstörten Fassade eines Palastes stehen zwei Kinder. Sie heben die Hände zum Victory(Sieges)-Zeichen. Für Azhand Kabeer Nahim ist es trotz allem ein Bild der Hoffnung. "Die Jugend will Frieden", betont er. Auch erste Zeichen einer neuen Modernität in den Städten hat der junge Mann aus Afghanistan im Bild festgehalten. Ein Hotel in Kabul wirbt mit bunter Leuchtreklame in der Nacht. Omidreza Fayzeyan weiß, dass dort wieder große Hochzeiten und Feste gefeiert werden. Auf einem anderen Bild spielen zwei Mannschaften Rubgy., eine Sportart, die es früher nicht im Land gegeben hat.

Azhand Kabeer Nahim hat auch in Deutschland fotografiert Momentan geht es leider nicht. Sein Fotoapparat ist kaputt.