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Kreis pocht auf Ortsumgehung für Rannungen


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Dienstag, 25. Oktober 2016

Das Gezerre um die KG 43 neu dauert an. Während die Rannunger die Anbindung an das Lauertal blockieren, hält der Landkreis daran fest.
Der marode Ebenhäuser Weg nach Rottershausen soll größtenteils als KG 43 neu ausgebaut werden. Die Rannunger sperren sich.  Foto: B. Borst


Die geplante Ortsumgehung um Rannungen erregt die Gemüter. Die der Rannunger, die der Bürger aus den umliegenden Ortschaften und die der Kreisräte, die sich am Montag in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses erneut über das Thema die Köpfe heiß redeten. Grund für die Aufregung sind die jüngsten Gemeinderatsbeschlüsse aus Rannungen zu dem Thema.

Das Gremium stellt sich seit einigen Wochen überraschend gegen das Vorhaben.


Umstrittene Bürgerbefragung

Die Situation ist verfahren. Der Landkreis plant seit langem die Ortsverbindungsstraße von Rottershausen nach Rannungen zur Kreisstraße auszubauen. Der Ausbau ist als Verlängerung der KG 43 aus Richtung Eltingshausen geplant und soll die Verkehrsanbindung des östlichen Landkreises an Bad Kissingen verbessern. Weil der Neubau der B 286 bislang auf sich warten lässt, wurde auch die Rannunger Ortsumgehung nicht realisiert. "Für uns war klar, wenn die B 286 neu gebaut wird, dass wir dann die Verwaltungsgemeinschaft Maßbach besser an die Große Kreisstadt anbinden wollen", sagte Landrat Thomas Bold (CSU) in der Sitzung.

Weil mittlerweile die Planung für den ersten Teilabschnitt der B 286 konkreter wird bemüht der Landkreis sich seit Jahresbeginn auch wieder verstärkt um die KG 43. Diese ist in einem ersten Schritt als halbe Umgehung bis zur KG 8 vorgesehen, könnte in einem zweiten Schritt aber komplett um den Ort herumgeführt werden. Während die Gemeinde Oerlenbach dem Landkreis alle für den Ausbau nötigen Grundstücke auf eigener Gemarkung zugesprochen hat, steckt der Grundstückserwerb momentan auf Rannunger Seite fest. Der Gemeinderat sprach sich im Frühjahr nach einer umstrittenen Bürgerbefragung mit 7:6 Stimmen gegen den Ausbau der KG 43 aus und entschied in einer weiteren Sitzung, dem Landkreis die nötigen Flächen nicht abzutreten. Ein heikles Detail: Die besagten Grundstücke wurden Rannungen im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens mit der A71 zugesprochen. "Die Gemeinde Rannungen hatte ursprünglich versprochen, die Flächen für die KG 43 zur Verfügung zu stellen", erinnerte Bold.


Oerlenbach will Straße schließen

Die Nachbargemeinden befürworten einheitlich das Bauvorhaben und reagieren verärgert auf die geänderte Haltung der Rannunger. Oerlenbach erwägt derzeit, teure Unterhaltsmaßnahmen zu unterlassen und die marode Ortsverbindungsstraße stattdessen zu schließen. "Wir teilen ausdrücklich mit, dass seitens der Gemeinde Oerlenbach davon ausgegangen wird, dass die KG 43 neu von Eltingshausen über Rannungen in den östlichen Landkreis weitergeführt wird ", heißt es etwa in einer Stellungnahme von Bürgermeister Franz Kuhn (CSU).

Die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses diskutierten ausgiebig über den richtigen Umgang mit dem Thema. Soll das Vorhaben beerdigt oder soll Baurecht mit einer Planfeststellung erwirkt werden? Die Grünen stellten die Ortsumgehung aufgrund zu hoher Kosten und zu hohen Flächenverbrauchs generell in Frage. SPD-Fraktionssprecher Wolfgang Görner plädierte dafür, das Gespräch mit der Gemeinde zu suchen und eine Entscheidung zu verschieben. Der Landrat sowie eine große Mehrheit des Ausschusses sprachen sich dafür aus, die Planung für das Vorhaben voranzutreiben. Mehr dazu auf .

Oerlenbachs Ex-Bürgermeister und Kreisrat Siegfried Erhard (CSU) setzte sich vehement für die KG 43 neu ein. Er betonte die Wichtigkeit, den östlichen Landkreis endlich in Richtung Bad Kissingen anzubinden. "Wir sollten uns eindeutig hinter dieses Projekt stellen", sagte er. Maßbachs Bürgermeister Matthias Klement (CSU) forderte ebenfalls ein klares Bekenntnis. "Die KG 43 ist für die Entwicklung des östlichen Landkreises sehr wichtig", betonte er. Der Beschluss der Kreisräte sei von Bedeutung, damit der Rannunger Gemeinderat erneut über die Ortsumgehung beraten könne.


KG 43 zurück in Gemeinderat

"Das beste wäre, wenn Rannungen sagt, wir stehen zu unserem Wort, dass wir vor Jahren gegeben haben", sagte Landrat Thomas Bold (CSU). Dann könne der Ausbau ohne Planfeststellung zügig angegangen werden. Er machte allerdings wenig Hoffnung, dass mit einer Zustimmung zu der Ortsumgehung zu rechnen ist. Ähnlich schätzt auch Rannungens Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU) die Lage ein. "Die Stimmung ist halb und halb", berichtete er auf Nachfrage. Kritiker lehnen die KG 43 neu ab, weil sie eine höhere Verkehrsbelastung im Ort befürchten und weil sie den Flächenverbrauch als zu hoch erachten. Befürworter wollen die schnelle Verkehrsanbindung in Richtung Bad Kissingen. Das Thema wird zeitnah wieder im Gemeinderat behandelt.


Pläne für Eltingshausen liegen bald wieder aus

Ein anderes Bild in Sachen KG 43 neu bietet sich auf der anderen Seite der Staatsstraße. Der Landkreis plant seit einiger Zeit die Ortsumgehung für Eltingshausen auf eigene Initiative. Die Straße verläuft dabei auf der Trasse der möglichen B286 neu. Die Kreisstraße wird so geplant, dass sie später vom Bund übernommen und zur Bundesstraße umgewidmet werden kann.


Baubeginn in Eltingshausen 2018

Im Frühjahr legte der Landkreis das Planfeststellungsverfahren allerdings überraschend auf Eis. Ende des Jahres soll es jedoch in die zweite Runde gehen. "Wir stehen kurz vor der erneuten Auslegung", informierte Tiefbauchef Jürgen Dobler die Kreisräte. Der Landkreis müsse die eigene Planung vorschalten, um den Bund eine schnellere Auflage für die restliche Bundesstraße zu ermöglichen. Der Baubeginn für die Ortsumgehung sei 2018 realistisch. "Wenn es gut läuft und mit Vehemenz verfolgt wird, kann dann mit dem Spatenstich gerechnet werden", sagte Dobler.

Der Ausschuss beschäftigte sich in selber Sitzung zudem mit den Ortsdurchfahrten von Wermerichshausen und Seubrigshausen. Das Gremium beauftragte die Verwaltung jeweils einstimmig, entsprechende Ausbauvereinbarungen mit Münnerstadt abzuschließen.


Millionen für Ortsdurchfahrten

In Wermerichshausen soll die KG 2 auf einer Länge von 500 Metern für 1,1 Millionen Euro ausgebaut werden, in Seubringshausen wird die KG 11 auf einer Länge von 800 Metern für 1,2 Millionen Euro ertüchtigt. In beiden Fällen nutzt die Stadt Münnerstadt die Baustelle, um neue Kanäle sowie Wasserleitungen zu verlegen. "Wir rechnen mit der Ausschreibung im Januar und mit Baubeginn im Mai nächsten Jahres", erklärte Dobler. Derzeit steht noch nicht fest, ob beide Maßnahmen zeitgleich oder hintereinander umgesetzt werden. Der Landkreis stimme sich noch mit dem Busverkehr ab.