Kreis Bad Kissingen: Südlink-Osttrasse gilt als gesetzt
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Freitag, 22. Februar 2019
Die Pläne für die umstrittene Stromautobahn werden konkreter. Politiker im Landkreis rechnen mit einem Verlauf an der A71.
Die Netzbetreiber Tennet und TransnetBW haben den neuesten Planungsstand für die umstrittene Stromtrasse Südlink vorgestellt. Auf einer Veranstaltung am Donnerstagabend in Würzburg hat Tennet die Pläne 70 betroffenen Bürgermeistern aus Unterfranken erläutert. Darunter befanden sich auch Mandatsträger aus dem Kreis Bad Kissingen.
Südlink soll den im Norden erzeugten Windstrom in den Süden nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Noch steht nicht endgültig fest, wo die Stromautobahn die Region durchquert. Der von Tennet als favorisiert vorgestellte Korridor betrifft den östlichen Landkreis und verläuft entlang der A71 von Münnerstadt bis hinunter nach Orlenbach und Ebenhausen. Von dort geht es weiter nach Bergrheinfeld. Die Alternativvariante führt im Westen von Motten über Zeitlofs und Wartmannsroth nach Süden.
Für den Kreis Bad Kissingen haben sich durch den neuesten Planungsstand keine Änderungen ergeben. "Wir gehen davon aus, dass es die östliche Trasse werden wird, aber das letzte Wort hat die Bundesnetzagentur (BNA)", sagt Jürgen Metz vom Landratsamt. Zwar seien bis zum Abschluss der Bundesfachplanung Änderungen möglich. Dass der Landkreis aber doch noch verschont bleibe, sei nicht zu erwarten.
Kritischer Blick auf Feinplanung
Bad Kissingen ist Teil des Hamelner Bündnisses, einem Verein, in dem sich die betroffenen Landkreise zusammengeschlossen haben, um sich fachlich beraten zu lassen und juristisch gegen Südlink vorzugehen. Das Bündnis werde das Planungsverfahren bis zur endgültigen Festlegung der Trasse weiter kritisch begleiten. "Leider war zu erwarten, dass der Landkreis angesichts des Endpunktes in Grafenrheinfeld vom Südlink betroffen sein wird", sagt Landrat Thomas Bold (CSU). Der Korridorvorschlag werde geprüft. "Wir werden uns für die Interessen der Betroffenen einsetzen", betont er. Dabei geht es zum Beispiel um Entschädigungen für betroffene Grundbesitzer, vor allem für Bauern, aber auch um die Detailplanung. Der derzeitige Planungskorridor ist einen Kilometer breit. Für die Erdkabel von Südlink braucht es eine 30 Meter breite Trasse. Wo die Leitung am Ende genau verläuft, müsse möglichst verträglich festgelegt werden.
Bürgermeister wenig euphorisch
"Irgendeine Kröte muss der Landkreis schlucken", findet auch Matthias Klement (CSU), Bürgermeister von Maßbach und Vorsitzender des lokalen Protestbündnisses Rhönlink. Er sei einerseits froh, dass die Rhöngemeinden im Landkreis verschont bleiben, andererseits bekomme er in Maßbach Südlink vor die Haustüre gebaut. "Damit muss ich leben", sagt er. Auch wenn der Neuigkeitsgehalt am Donnerstag überschaubar war: Klement hält es für lobenswert, dass Tennet mit offenen Karten spielt und auf die Verantwortlichen zugeht.
Oerlenbachs Bürgermeister Franz Kuhn (CSU) war ebenfalls in Würzburg. Auch er ist der Ansicht, dass der östliche Korridor gesetzt ist. "Die Bürgermeister haben sich damit abgefunden, aber Euphorie ist etwas anderes", fasst er die Stimmung auf der Veranstaltung zusammen. Wichtig für Oerlenbach sei, dass Südlink durch die Wasserschutzgebiete der Rhön-Maintal-Gruppe geführt werde, ohne Schaden anzurichten.
Auch für Münnerstadts Bürgermeister Helmut Blank (CSU) ist klar, dass die Trasse entlang der A 71 über Münnerstädter Gebiet laufen wird. "Ich glaube, die Entscheidung ist längst gefallen, die anderen Varianten dienen nur der Ablenkung", meint er. Glücklich ist der Rathauschef darüber nicht, aber er sieht die Angelegenheit realistisch. "Wir können die Energiepolitik der Bundesregierung nicht aufhalten", sagt Blank.