Kreis Bad Kissingen schrumpft trotz Baby-Boom
Autor: Christian Pack
Bad Kissingen, Sonntag, 25. Oktober 2015
Bayern erlebt einen kleinen Baby-Boom. Im Landkreis Bad Kissingen merkt man davon nichts. 2014 wurden weniger Kinder geboren als im Vorjahr.
In Bayern ist die Zahl der Lebendgeborenen im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent auf rund 113 900 angestiegen. Damit hat die Geburtenzahl in Bayern seit 2001 einen neuen Höchststand erreicht, wie das Landesamt für Statistik mitteilt. Anders ist es im Landkreis Bad Kissingen. Hier wurden 2014 weniger Kinder geboren als im Vorjahr.
Die Standesbeamten meldeten von Januar bis Ende Dezember insgesamt 771 Neugeborene im Kreis Bad Kissingen: 392 Buben und 379 Mädchen. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 18 Babys weniger (minus 2,3 Prozent).
Viele unehelich
Dabei galt für die Eltern von 545 Neugeborenen: erst heiraten, dann Kinder kriegen. Die anderen entschieden sich zwar für ein gemeinsames Kind, aber - fürs Erste - gegen die Ehe. Die Mütter von 226 Kindern waren ledig. Damit liegt die Quote nicht ehelich geborener Kinder im Landkreis aktuell bei 29,3 Prozent (Vorjahr: 32,6 Prozent). Das ist zwar ein Rückgang, aber dennoch liegt die Quote immer noch höher als im bayerischen Durchschnitt.Die Zunahme von Geburten in ehelichen Familien lag in Bayern mit 3,8 Prozent leicht unter der durchschnittlichen Geburtenentwicklung. Die Zahl der außerhalb einer Ehe geborenen Kinder stieg im Vergleich dazu um 4,5 Prozent an. Insgesamt wurde in Bayern auch im Jahr 2014 mit 73 Prozent (83 054) die große Mehrzahl der Kinder innerhalb einer Ehe geboren. Dennoch lag auch der Anteil der Kinder, die in nicht ehelichen Familien zur Welt kamen, mit 27 Prozent weiterhin auf einem hohen Niveau. Dieser Wert hat sich innerhalb der letzten 20 Jahre mehr als verdoppelt.
Wie das Bayerische Landesamt für Statistik weiter mitteilt, registrierten alle Regierungsbezirke im Jahr 2014 Geburtenan-stiege. Die deutlichste Zunahme ergab sich für den Regierungsbezirk Oberpfalz (plus fünf Prozent), gefolgt von Oberfranken (4,5 Prozent).
Die Kinder der Babyboomer
Zeigt sich in dieser privaten Entscheidung eine neue Stimmung im Land? Ein Blick auf die Statistiken bestätigt dies. Der Altersaufbau der Bevölkerung in Bayern zeigt, dass die Zahl der Menschen zwischen 25 und 35 Jahren in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. "Und dieser Effekt dürfte auch zu steigenden Geburtenzahlen führen", erklärt Christian Fiedler vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Nach heutigen Berechnungen würde die Zahl der Frauen im relevanten Alter erst ab 2020 wieder schrumpfen, "so dass erst dann mit rückläufigen Geborenenzahlen zu rechnen ist".
Ein "Echoeffekt"
Bei den Frauen zwischen 25 und 35 Jahren handelt es sich um die Kinder der "Baby-Boomer", also der geburtenstarken Jahrgänge bis 1965. Die kommen nun selbst in ein Alter, in dem sie Eltern werden. "Die gegenwärtige Entwicklung ist also ein Echoeffekt: Eine wachsende Elterngeneration hat auch steigende Kinderzahlen zur Folge."
Kein neuer Babyboom
Trotzdem: Von den neuen "Baby-Boomern" zu sprechen, ist etwas übertrieben. Denn der als "Baby-Boom" bezeichnete Anstieg der Geburtenzahl erreichte mit 1,36 Millionen Geburten im Jahr 1964 seinen Höhepunkt - und das sind über 600 000 Babys mehr als 2014. Seit diesem Höchststand war die Zahl der Geburten rückläufig. Zudem ist der aktuelle (kleine) "Boom" wohl nur eine Momentaufnahme: Das Statistische Bundesamt sagt voraus, dass 2020 die Zahl der Geburten wieder sinken wird.