Kreis Bad Kissingen: Das Ringen um die Pflege-Profis
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Dienstag, 14. Sept. 2021
Trotz Corona sind Fachkräfte begehrt - gerade in der Pflege. Ihnen wird viel ermöglicht, um sie an Betriebe zu binden. 45 Firmen präsentieren sich auf der zweiten Jobmesse Bad Kissingen nächste Woche in der Wandelhalle.
Als Pflegehelferin Regina Spahn nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehren wollte, war es ihr wichtig, eine Stelle mit familienfreundlichen Arbeitszeiten zu finden. Der Schichtdienst, wie er vielerorts verlangt wird, wäre für sie mit zwei kleinen Kindern unmöglich gewesen. Den passenden Arbeitgeber lernte sie auf der ersten Bad Kissinger Jobmesse kennen. Das war 2019. Die 27-Jährige arbeitet seitdem in der ambulanten Pflege der Seniorenwohnanlage Rosenhof. Beruflich passt es für sie - sogar so gut, dass sie sich aktuell weiterqualifiziert und parallel eine Ausbildung zur Pflegefachfrau absolviert.
"Wir sind ohne große Erwartungen auf die Jobmesse gegangen und waren vom Erfolg überrascht", erzählt Direktorin Alexandra Groten. Es gelang, zwei Stellen dauerhaft zu besetzen: Neben Regina Spahn in der Pflege fand sich mit Heidi Hockgeiger (55) aus Aura auch eine gelernte und erfahrene Restaurantfachkraft.
Das Haus tue viel, um die Pflegekräfte zu halten und versucht gerade bei den Dienstplänen, ihnen entgegenzukommen. Dennoch: Das Thema Fachkräftegewinnung hat sich damit natürlich nicht erledigt. Besonders für das Pflegeteam wird immer wieder Verstärkung gesucht, im Moment unter anderem eine stellvertretende Pflegedienstleitung. "Wir suchen wie jeder andere in der Pflege Fachkräfte. Ich finde, das ist noch schwieriger geworden", sagt Groten. Die Pandemie habe das Problem noch verschärft, weil sie viele Pflegekräfte dazu gebracht habe, hinzuwerfen und sich beruflich umzuorientieren. Bei der Personalakquise bespiele der Rosenhof verschiedene Möglichkeiten, von klassischen Anzeigen bis zu Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Aktionen. Groten hofft auch, dass die nächste Jobmesse Ende September wieder ähnlich erfolgreich abläuft wie die erste.
200 Messebesucher zeitgleich
Trotz der Pandemie, der langen Monate im Lockdown und der über Monate massiv eingesetzten Kurzarbeit ist der Fachkräftebedarf im Landkreis Bad Kissingen weiterhin hoch. Das zeigt eine Unternehmensbefragung, die die Wirtschaftsjunioren Bad Kissingen zu Beginn des Jahres gemacht haben.Den Wirtschaftsjunioren ging es darum abzufragen, ob die hiesigen Betriebe dieses Jahr überhaupt Interesse an der Jobmesse haben. Von 73 Unternehmen, die antworteten, gaben jedoch rund zwei Drittel an, dass sie Mitarbeiter brauchen. "Die Unternehmen suchen Fachkräfte, und zwar händeringend", sagt Sebastian Bünner, Wirtschaftsförderer der Stadt Bad Kissingen und Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren. Auch Ausbildungsstellen seien zum Start des neuen Lehrjahres noch einige frei.
Die diesjährige Jobmesse der Wirtschaftsjunioren wartet im Vergleich zur Premiere 2019 mit einigen Änderungen auf. Zum einen findet sie nicht mehr im Regentenbau, sondern aus Platzgründen in der weitläufigeren Wandelhalle statt. Zusätzlich zu den Messeständen der 45 Aussteller, alles Betriebe aus dem Landkreis Bad Kissingen, wird es eine Jobwall mit Stellenangeboten geben sowie eine Messebroschüre in digitaler und gedruckter Form. Im Rossini-Saal sind Vorträge geplant zu verschiedenen Themen wie Employer-Branding, agile Unternehmensführung und Weiterentwicklungsmöglichkeiten im Beruf.
Video-Serie "Alex fragt nach" stellt die Firmen vor
Die Messe wird digital flankiert mit einem Ausstellerportal und der Video-Serie "Alex fragt nach", in der sich Interessierte auf Youtube bereits jetzt ein Bild von den Ausstellern machen können. Zudem werden Messegeschehen und Vorträge live ins Internet übertragen. "Wer nicht vor Ort sein kann, kann sich so über alles informieren", erklärt Bünner, der die Messeleitung innehat.
200 Messebesucher sind zeitgleich in der Wandelhalle zugelassen. Sie werden am Einlass nach der 3G-Regel kontrolliert und checken via QR-Code mit dem Smartphone ein und aus. Zudem können Besucher vorab Online-Tickets reservieren. "Es ist wichtig, dass sich möglichst viele vorab online anmelden", sagt Bünner. Eine Besucherampel am Eingang zeigt an, wie viele Besucher in dem Moment rein können.