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Kommunalwahl Wartmannsroth: Betz tritt als Querdenker an


Autor: Ralf Ruppert

Wartmannsroth, Mittwoch, 19. Februar 2020

Ganz oder gar nicht: Manuel Betz ist der einzige der drei Wartmannsrother Bürgermeisterkandidaten, der nicht für den Gemeinderat kandidiert. Der 39-Jährige aus Völkersleier setzt auf Bürgerdialog und Zusammenarbeit.
Manuel Betz mit seiner Frau Katharina, den Kindern Greta und Jakob sowie Familienhund Dodge auf der Treppe ihres neugebauten Hauses im Baugebiet Völkersleier. Foto: Ralf Ruppert


Mit der Idee, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren, hat Manuel Betz (39) selbst seine Frau Katharina (36) überrascht: "Ich kann mich ja nicht immer nur aufregen, dass sich nichts ändert", begründet er den Entschluss, und: "Ich will nicht zuschauen, wie das Leben im Dorf immer anonymer wird." Bisher habe er noch nie für ein kommunalpolitisches Amt kandidiert, jetzt will er es gleich richtig wissen: Manuel Betz ist einer der drei Bürgermeister-Kandidaten in der Gemeinde Wartmannsroth.

Aufgestellt hat den 39-Jährigen die Wählergemeinschaft Völkersleier-Heckmühle, also die Liste des bisherigen Amtsinhabers Jürgen Karle. "Das ist aber Zufall", berichtet Betz. Die Besonderheit: Auf der Gemeinderatsliste der Gruppierung steht Manuel Betz nicht. "Da gab es viele Nachfragen", verweist er auf Gespräche mit Bürgern. Seine Antwort: "Ich hoffe auf die Möglichkeit, das zu tun, was ich gerne möchte." Außerdem stehe seine Frau Katharina Weber-Betz auf der Liste. Manuel Betz freut sich, dass auf allen Listen Frauen weit vorne stehen und wünscht seiner Frau, dass sie ihre Sichtweisen als Sozialpädagogin auch einbringen kann.

"Ich hoffe auf einen möglichst vielfältigen Gemeinderat", kommentiert der Bürgermeister die Kommunalwahlen. Dass neben Bürgermeister Jürgen Karle auch zwölf der 14 Gemeinderäte nicht mehr kandidieren, sieht er vor allem als Chance für einen Neuanfang. Und der sei auch notwendig: "Der Zuspruch für die Gemeinde wird immer geringer", lautet seine Kritik, und: "Viele Bürger fühlen sich nicht verstanden." Sein Gegenentwurf dazu lautet: "Ich will auf Augenhöhe mit den Menschen kommunizieren." Genau so lege er auch seine Wahlveranstaltungen an: Lockere Runden an Stehtischen, keine Vorträge, sondern Dialog. Das komme auch gut an. Aus seiner Sicht werde viel zu oft über Briefe und auf anderen Wegen schriftlich mit den Bürgern kommuniziert, er würde als Bürgermeister lieber mehr Sprechzeiten und eine offene Verwaltung einführen.

Deshalb hat sich Manuel Betz im Interview auch kein konkretes Projekt für den Beginn einer eventuellen Amtszeit als Bürgermeister vorgenommen. "Wenn ich in einen neuen Betrieb komme, sage ich ja auch nicht gleich, wo es lang geht", sagt der 39-Jährige. Er vertraue bei Verwaltungsfragen voll und ganz auf das junge Team im Wartmannsrother Rathaus. "Die Bürger sollen wieder sagen: Das ist unsere Gemeinde", müsse das Ziel der Verwaltung, des neuen Bürgermeisters und des künftigen Gemeinderates sein.

Ähnlich offen will der Elektro-Meister auch Projekte angehen: "Manchmal ist es besser, weniger zu machen und erst einmal zu überlegen, wo man das Geld sinnvoller investiert", sagt Manuel Betz, und: "Es wird viel Geld verballert." Oft könne zum Beispiel mit etwas handwerklichem Sachverstand mehr alte Bausubstanz bei Sanierungen erhalten werden. Hier will er seine Erfahrungen als Sachverständiger einbringen. Die Bürger würden von ihrer Gemeinde vor allem mehr Flexibilität erwarten, deshalb verspricht Bürgermeister-Kandidat Betz: "Ich bin immer offen für neue Ideen."

In Zeiten des demographischen Wandels wird Bauleitplanung immer schwieriger: Wie beurteilen Sie das geplante Baugebiet in Wartmannsroth samt Spielplatzverlegung und in welchen weiteren Gemeindeteilen werden aus Ihrer Sicht neue Bauplätze benötigt?

Manuel Betz: Der Bedarf ist groß, da viele junge Familien gerne in ihrem Heimatort bleiben oder zurückkehren wollen. Das Vereinsleben, Kita und Schule ist ihnen sehr wichtig und deshalb ist es an der Gemeinde diese Möglichkeiten zu schaffen bzw. zu wahren. Beim Thema Spielplatzverlegung besteht noch viel Rede- und Klärungsbedarf. Die Kosten waren vielen Mitbürgern zu hoch und nicht nachvollziehbar. Neues Bauland muss nicht immer mit neuen Baugebieten einhergehen, es gibt auch im Ortskern Potential für Familien oder Häuslebauer. Hier möchte ich neue Anreize schaffen.

Vor allem Flächengemeinden haben ihre Not mit der Infrastruktur, von Straßen über Nahverkehr bis Breitband und Mobilfunk: Wo hakt es in Wartmannsroth besonders und was kann die Gemeinde tun, um daran etwas zu verbessern?

Der Nahverkehr war schon immer ein Thema; selbst in meiner Jugend gab es nur ein sehr eingeschränktes Angebot, welches nachweislich besteht. Jedoch gilt es einen Ausbau, der letztendlich auch wirklich angenommen wird, zu prüfen. Der Breitbandausbau ist in jedem Ortsteil angekommen. Nun kommt es darauf an, den nächsten Schritt zu tun, Glasfaser bis ins Haus (FTTH). In der Bürgerversammlung hat Bürgermeister Karle den Bau eines Mobilfunkmastes angekündigt. Wir müssen nun die Attraktivität bei den Betreibern für unsere Belange zu investieren wecken, um dadurch die weißen Flecken zu eliminieren.

Was würden Sie im Falle einer Wahl zum Bürgermeister als erstes anpacken?

Zunächst würde ich kein konkretes Projekt verfolgen. Vielmehr möchte ich die Rückmeldungen der vergangenen Wahlveranstaltungen ordnen und auswerten. Um dann objektive Veränderungen zu erreichen, möchte ich den Alltag unserer Gemeindeangestellten kennenlernen und verstehen, wie diese Abläufe zustande kommen.

Zur Person

Privat Manuel Betz ist 39 Jahre alt und wuchs in Wartmannsroth und Völkersleier auf. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Beruf Betz holte nach der Hauptschule auf der Berufsoberschule das Abitur nach. Nach der Bundeswehr und einer Ausbildung zum Elektriker studierte er in Nürnberg, schwenkte jedoch auf die Meister-Prüfung um. Der Fachwirt macht aktuell die Ausbildung zum Sachverständigen. Seit 2011 arbeitet er in Lohr als Elektroplaner in der Industrie, nebenbei hat er einen kleinen Gewerbe-Betrieb angemeldet.

Ämter Manuel Betz gehört unter anderem der Feuerwehr und dem Sportverein an. Mit seinem Tenor-Horn verstärkt er die "Wartmannsrother Läushammel" und bald wieder die Blaskapelle. Kommunalpolitisch war er bisher nicht aktiv.rr