Kommt die vierte Tonne?
Autor: Sabine Memmel
Bad Kissingen, Freitag, 14. Dezember 2012
Die Bundesregierung will eine Tonne für Wertstoffabfälle einführen. Die Abfallwirtschaft des Landkreises sieht dafür aber keinen Bedarf.
Platz hätten wohl die wenigsten. Und selbst wenn, würde ihn mit Sicherheit keiner hergeben wollen. Spätestens 2015 soll mit der Wertstofftonne aber ein komplett neuer Sammelbehälter für Plastik, Altkleider, Holz und Metall vor jeder Haustüre stehen. Sieben Kilo Wertstoffe mehr im Jahr sollen dadurch pro Einwohner wiederverwertet werden können.
Aber noch eine Tonne, muss das wirklich sein? Eigentlich nein, findet das Kommunalunternehmen Abfallwirtschaft: "Der Landkreis Bad Kissingen ist mit seiner Erfassung und Verwertung von Wertstoffen schon seit Jahren gut aufgestellt", sagt Abfall- und Müllberater Andreas Sandwall. Bereits 1993 richtete der Landkreis 24 eigene Wertstoffhöfe ein. Eine vierte Tonne - neben der schwarzen, braunen und blauen - wäre seiner Meinung nach absolut unnötig. Und könnte das Aus für den Gelben Sack bedeuten.
"Der Gesetzgeber will mit einer vierten Tonne noch mehr aus dem Restmüll rausholen", erklärt Sandwall. Die genauen Bestimmungen für die neue einheitliche Tonne oder ein vergleichbares Sammelsystem, zum Beispiel über Wertstoffhöfe, will die Bundesregierung noch in dieser Legislaturperiode in einem Wertstoffgesetz beschließen. "Bisher wurde noch kein Ton darüber verloren, wie das Konzept finanziert werden soll", ärgert sich Sandwall. Immerhin müssten im Landkreis 24.000 Wertstofftonnen neu angeschafft werden. Und die kosten.
Dennoch dürfe man die Entwicklung nicht verschlafen: "Sonst führt ein Fremdsammler die neue Tonne ein."
Deshalb hat das Kommunalunternehmen einen ganz eigenen Ansatz einer möglichen Weiterentwicklung der Wertstoffsammlung entwickelt - ohne vierte Tonne. Die Lösung: eine "Duotonne". Die blaue Tonne, in der im vierwöchigen Abholrhythmus Papier eingesammelt wird, würde dabei zweimal im Jahr zweckentfremdet: "Am Tag nach einer Papier-Leerung wird die blaue Tonne zur Wertstofftonne", erläutert Sandwall. Landkreisbürger könnten dann Materialien wie Pfannen, Werkzeuge, Spielzeug, Textilien und Elektrogeräte bequem loswerden. Platzprobleme wegen einer vierten Tonne würden sich gar nicht stellen. Und: "Die Duotonne ist finanzierbarer. Eine zusätzliche Tonne ist teurer, als den Abfall zweimal mehr abzuholen", sagt Sandwall.
Privatlobbyisten nehmen Einfluss
Am liebsten will das Kommunalunternehmen aber ganz auf eine Neuregelung verzichten und ausschließlich auf seine Wertstoffhöfe bauen. Eins steht für Manfred Gerlach, Vorstandsvorsitzender des Kommunalunternehmens, aber jetzt schon fest: "Wenn wir mit einer vierten Tonne kommen - das gibt Chaos. Man kann auch alle Leute überfordern und alles übertreiben." Er führt die Bestrebungen der Bundesregierung, die Werstofferfassung bundesweit auszubauen, vor allem auf die FDP und die privaten Lobbyisten der Entsorgungswirtschaft zurück: "Die machen ihren Einfluss geltend."
Und auch die Stadt Bad Kissingen, die ihre Abfallentsorgung in Eigenregie regelt, möchte am bisherigen System festhalten: "Wir haben einen Wertstoffhof an der Kläranlage, das funktioniert blendend", sagt Pressesprecher Thomas Hack. Bedarf für eine vierte Tonne also keine Spur. Weder in der Stadt noch im Landkreis.
Abfuhrkalender 2013:
Ausgabe Der neue Abfuhrkalender des Kommunalunternehmens Abfallwirtschaft im Landkreis Bad Kissingen für 2013 ist gedruckt und wird an diesem Wochenende von der Deutschen Post verteilt. Die Müllgebühren bleiben auch 2013 unverändert. Falls jemand bis Ende Dezember keinen Kalender erhalten hat, kann er bei seiner Gemeindeverwaltung ein Exemplar abholen oder ihn ab dem 28. Dezember als PDF-Datei unter www.abfall-scout.de herunterladen.
Service Für jede Stadt und Gemeinde wurde ein individuell gestalteter Abfallplan inklusive Sperrmüllanmeldekarten erstellt. Deshalb gibt es 25 verschiedene Versionen des Kalenders. Die Auflage liegt bei 41.000 Exemplaren.
Abfrage Das Kommunalunternehmen möchte die Meinung der Bürger zur vierten Tonne in einer Meinungsumfrage abrufen. Schreiben Sie bis 31. Januar Ihre Meinung per Brief: Kommunalunternehmen AdöR, Münchner Straße 1, 97688 Bad
Kissingen, per E-Mail: abfallwirtschaftku-kg.de oder per Fax: 0971/ 8016 666. Unter allen Kommentaren werden zehn Gutscheine der KissSalis-Therme verlost.