Kleinigkeiten für die Konzentration
Autor: Johanna Kellermann
, Sonntag, 26. Februar 2012
Die Leiterin des Oberbacher Kindergartens will mit ganz einfachen Sachen Grundlagen legen. Die Spenden von zwei Firmen kamen dafür wie gerufen.
In einem der Räume des 2011 umgestalteten Kindergartens spielen Kinder an verschiedenen Tischen. Freispielzeit - jedes Kind kann sich mit dem beschäftigen, wonach ihm gerade der Sinn steht. "Ich bin eine Künstlerin", erklärt ein Mädchen, das in einem speziell abgetrenntem Raum malt. Gut verpackt in einen bodenlangen Malkittel kann da gar nicht viel passieren.
Ruhig und ausgeglichen
Andere haben sich Papier und Wachsmalkreide gesucht und beginnen zu malen. Einige Kinder schneiden sorgfältig eine vorgezeichnete große Brille aus. Kindergartenleiterin Bianca Schmidt gibt Anleitung oder Hilfe, wenn eines der Kinder nicht weiter kommt. "Bianca, dürfen wir die Puzzles herausholen?", wird sie gefragt. Sie dürfen, aber "erst mal werden eure anderen Sachen wieder eingeräumt". Das scheint für die Kinder selbstverständlich zu sein. Ruhig geht es zu an diesem Nachmittag - und ausgeglichen.
Natürlich sind in einem Kindergarten immer wieder Wünsche offen oder es müssen Sachen erneuert werden. Vor allem, wenn so eine Einrichtung plötzlich auch noch deutlich mehr Raum zur Verfügung hat. Da sind Spenden willkommen. Zwei Firmen haben dem Oberbacher Kindergarten jeweils 500 Euro gespendet, nämlich die "Schwarze Berge Basalt GmbH" und die "Bickhardt Bau AG", beide am Bau der Autobahnbrücke beteiligt. Die Lkw dieser Firmen rollten im Sommer und Herbst 2011 unentwegt durch den Ort und brachten eine Mehrbelastung an Verkehrslärm. Die Kinder haben darunter auch gelitten, doch nun gab es eine Spende für die Jüngsten des Dorfes.
"Wir sind sehr froh darüber", sagt Kindergartenleiterin Bianca Schmidt. Das Geld soll besonnen ausgegeben werden. "Es muss nicht immer mehr und mehr an teurem Spielmaterial sein", sagt sie. Wahrscheinlich wird ein Teil für Möbel angelegt werden, was für den Träger, die Gemeinde Wildflecken eine Entlastung bedeutet. Vor allem aber soll das Geld gezielt den Kindern zugute kommen. Und begeistert erzählt sie von einem Montes sori-Kurs, den sie besucht hat. "Es sind oft ganz einfache Dinge, mit denen die Kinder gefördert werden können. Es müssen nicht immer die teuersten Spiele sein", sagt sie mit Überzeugung. "Ich will mit ganz einfachen Sachen Grundlagen legen. Die Kinder sollen aus dem Tun heraus lernen".
Sie hat eine - wenn auch relativ gering - Summe bereits dafür eingesetzt, nach Montessori-Vorbild Material einzukaufen: Schrauben und Schraubenmuttern, Pinzette, Gurken- und Wurstzange, unterschiedliche Dosen. Was damit gemacht werden kann, demonstrieren die Kinder. Mateo versucht, die zu den Schrauben passenden Muttern zu finden und aufzudrehen. Janina handhabt die hölzerne Gurkenzange sehr geschickt und greift Kleinformen damit auf. Anna fasst mit einer kleinen Pinzette Perlen, die sie einordnet. Alina hat ein Holzbrett vor sich. Nägel sind in einer Herzform eingeschlagen. Sie spannt nun kleine Gummis darüber.
Keines der Kinder lässt sich ablenken. Alle sind hochkonzentriert. "Das sind ganz einfache Dinge, die ja eigentlich in jedem Haushalt vorhanden sind", sagt die Kindergartenleiterin. "Geschult werden Konzentration und Aufmerksamkeit, Wahrnehmungsvermögen und Feinmotorik und manchmal auch eine gewisse Ausdauer, wenn es mal nicht gleich weiter geht". Für sie ist es ein Beispiel dafür, wie "pädagogisch wertvoll" auch einfache Dinge sein können, wenn sie richtig eingesetzt werden.
Angeschafft wurde aber inzwischen auch noch etwas ganz anderes - ein Discostrahler. Im Bereich, in den sich Erzieher und Kinder zur Meditation, zu Konzentrationsübungen und zum Träumen zurückziehen können, scheint jetzt ein Sternenhimmel aufzuleuchten, wie in einer klaren Novembernacht.