Kleiner Zulauf für Parteien im Landkreis Bad Kissingen
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Sonntag, 02. April 2017
Seehofer- statt Schulz-Effekt: Vor allem die CSU gewinnt aktuell im Landkreis an Mitgliedern, die SPD stoppt aber zumindest den Rückgang.
Trump, Erdogan oder die bevorstehende Bundestagswahl: Politik regt nicht nur auf, sondern auch wieder stärker zum Eintritt in Parteien an. Vor allem dem neuen SPD-Vorsitzende Martin Schulz wird ein riesiger Mitgliederzuwachs nachgesagt. Im Landkreis Bad Kissingen stagniert zumindest die Mitgliederzahl: 395 sind es aktuell. Platzhirsch im Landkreis bleibt aber die CSU mit aktuell 1435 Mitgliedern, rund 20 mehr als zu Jahresbeginn. Hinzu kommen rund 700 Menschen, die in Arbeitskreisen wie Senioren-, Frauen-, Mittelstands- oder Junger Union mitmachen, ohne CSU-Mitglied zu sein.
"Verteidigen gegen Populisten"
Christian Ritter ist eines der neuen Parteimitglieder: Bereits im Oktober trat er der SPD bei. "Ich wollte mich politisch engagieren und habe mich deshalb mit allen Parteien auseinander gesetzt", berichtet der 22-Jährige, der Politik und Sozialwissenschaften in Würzburg studiert. Das Ergebnis sei eindeutig gewesen: "Die SPD steht immer noch für Solidarität." Außerdem habe ihn der Umgang im Ortsverein Nüdlingen überzeugt: "Die Gemeinderäte dort stellen immer wieder kommunalpolitische Themen zur Diskussion."Neue Parteien wie die AfD hätten ihn nicht gereizt, sondern eher darin bestärkt, in eine etablierte Partei einzutreten: "Wir müssen die Demokratie verteidigen gegen Populisten", sagt Christian Ritter. Zudem sei er von der langen Tradition der SPD begeistert. Auch wenn er bereits vor der Ära Schulz eintrat, sei er ein "großer Fan" des neuen SPD-Vorsitzenden: "Ich habe ihn in Würzburg gehört, er kommt sehr ehrlich und bodenständig rüber", erzählt der 22-Jährige. Allerdings halte er nichts von Personen-Kult.
In den vergangenen Jahren hat die SPD im Landkreis kontinuierlich Mitglieder verloren: 592 seien es im Jahr 1999 gewesen, berichtet Heike Meissner, Geschäftsstellenleiterin des SPD-Unterbezirks Rhön-Haßberge. Vor allem wegen der Altersstruktur - rund ein Drittel der SPD- Mitglieder sind über 70 Jahre alt - sei es seitdem bergab gegangen. Aktuell liegt der SPD-Kreisverband genau auf Vorjahresniveau.
Bei der CSU gab es in den vergangenen Jahren leichte Schwankungen: Plus zehn im Jahr 2013, plus zwölf 2014, minus zehn 2015 und minus vier im vergangenen Jahr. Heuer habe es bereits 30 Eintritte gegeben, nach Abzug von Austritten und Sterbefällen bleibe ein Plus von etwa 20, berichtet CSU-Bundeswahlkreisgeschäftsführer Detlef Heim. "Viele nennen Horst Seehofer als Grund für den Eintritt." Aber auch die persönliche Ansprache durch die vielen CSU-Kommunalpolitiker komme gut an: "Wir punkten durch aktive Ortsverbände." Eingetreten seien besonders viele junge Mitglieder, einige werden sogar gleich mit dem Mindestalter 16 CSU-Mitglied.
Grüne stabil bei 50 Mitgliedern
"Wir liegen seit 20 Jahren relativ stabil bei rund 50 Mitgliedern", berichtet die Grünen-Kreisvorsitzende Monika Horcher. Den letzten großen Boom habe es 1998 gegeben, als der Hammelburger Hans-Josef Fell in den Bundestag einzog. Einen ähnlichen Effekt erhofft sich Horcher von Manuela Rottmann, die durch Platz sieben auf der Landesliste gute Chancen hat, in den Bundestag zu kommen. Rottmann sei auch ein gutes Beispiel für das Hauptproblem des Grünen-Kreisverbandes: "Wir haben immer wieder aktive Jugend, die aber dann wegzieht." Darunter seien auch viele erfolgreiche Politiker wie der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch.Bei den Freien Wählern gibt es keine eindeutige Trennung der Partei und kommunalpolitischer Verbände. Laut dem Kreisvorsitzenden Matthias Kleren hat der Kreisverband Altlandkreis Bad Kissingen 50 und die Kreisvereinigung Bad Kissingen 15 Mitglieder.
AfD wächst am stärksten£
"Der ödp-Kreisverband Bad Kissingen pendelt seit vielen Jahren zwischen 20 und 25 Mitgliedern", berichtet der Burkardrother Bürgermeister Waldemar Bug. Aktuell seien es genau 25, damit ist die ödp noch größer als die AfD: Laut Patrick Geßner, Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes Unterfranken-Nord, ist der Landkreis Bad Kissingen der mitgliederstärkste in seinem Kreisverband. Im Jahr 2014 waren es neun Mitglieder, ein Jahr später 17, 2016 dann 20 Mitglieder, aktuell hat die AfD im Landkreis 22 Mitglieder.Eher ein Schattendasein fristet die Piraten-Partei im Landkreis mit derzeit sechs Mitgliedern. "In Unterfranken zählen wir aktuell 135 Mitglieder", berichtet der Bad Brückenauer Stadtrat Benjamin Wildenauer. Weitere politische Parteien, die im Landkreis zur Bundestagswahl antreten, meldeten sich nicht auf unsere Anfragen.