Kleine Sulzthaler ganz groß bei Dorferneuerung
Autor: Arkadius Guzy
Sulzthal, Donnerstag, 06. Juni 2013
Sulzthal ist zwar der kleinste Ort im Landkreis Bad Kissingen, aber auch ein gutes Beispiel dafür, was die Dorferneuerung so alles bewegen kann. Doch eine Aufgabe bleibt noch für die Zukunft.
Sulzthal steht an letzter Stelle, wenn es um die Einwohnerzahl geht. Das Dorf ist die kleinste Gemeinde im Landkreis, wie Bürgermeister Konrad Weingart (CSU) erklärt. "Wir sind kleiner geworden als die kleinste Gemeinde des Landkreises mit Naturschwimmbad."
Der Ort muss sich dennoch nicht verstecken. Denn er ist auf einem anderen Feld ganz vorne mit dabei: Sulzthal ist ein Vorbild dafür, wie sich eine Gemeinde mit Ideen und mit Hilfe der Dorferneuerung ein neues
Erscheinungsbild maßschneidern kann.
Beim Thema Ortskernrevitalisierung, das den Landkreis aktuell beschäftigt, "war Sulzthal paar Jahre voraus", bestätigt Landrat Thomas Bold. Rund 20 Jahre nach der letzten offiziellen Gemeindebesichtigung, lässt er sich gern erläutern, wie es nun aussieht.
Dorfplatz als Vorzeigeprojekt
Das Vorzeigeprojekt ist dabei selbstverständlich der Dorfplatz - nicht nur der 1,2 Millionen Euro Investitionssumme wegen. In dem Vorhaben, dass langsam zum Abschluss kommt, steckt auch viel Eigenleistung. Bisher genau 1735 Stunden, wie Weingart hochrechnet.
Die Rentnertruppe, scherzhaft die "vierzehn Nothelfer" genannt, half beim Abbruch der fünf Gebäude, die ursprünglich auf der zum Dorfplatz umgebauten Fläche standen. Selbst die Jugendlichen aus der Jugendhütte beteiligten sich an dem Projekt, sodass Weingart stolz sagen kann: "Ortsbewohner von 14 bis 78 Jahren engagierten sich." Die Rentnertruppe pflegt übrigens regelmäßig den Friedhof.
Engagement ist aber auch jenseits des Dorfplatzes buchstäblich an jeder Straßenecke zu finden. Die Hausbesitzer bepflanzen kleine Beete vor ihren Anwesen oder stellen Blumentöpfe vor Tür und Tor. Der Leerstand fällt dank des gepflegten Straßenbilds so nicht gleich auf. Es gibt ihn trotzdem. Laut Bürgermeister stehen zwölf Häuser leer. Ein halb eingefallenes Gebäude am Friedhof stört das Ortsbild besonders und ist ein Ärgernis für den Gemeinderat.
Als Hobby ein Haus saniert
Wie ein altes Bauwerk wieder schmuck hergerichtet und neu genutzt werden kann, macht dagegen das Ehepaar Kuhn vor. Vor sechs Jahren hat es ein landwirtschaftliches Anwesen gekauft und saniert es "als Hobby", wie Horst Kuhn sagt. Für die Delegation aus Gemeinderäten und Mitarbeitern des Landratsamts ist der Gewölbekeller des Ehepaars die Attraktion. Regine Kuhn schenkt dem Landrat Schnaps ein, um zumindest ansatzweise zu demonstrieren, wie gut es sich dort privat feiern lässt.
Am Ende des Rundgangs kann Bold bilanzieren: "Es gibt viel bürgerschaftliches Engagement auch außerhalb von Vereinsstrukturen." Aber erst in Verbindung mit dem Geld aus der Dorferneuerung konnte die Gemeinde viel für ihr Erscheinungsbild machen. 2,8 Millionen Euro an Zuschüssen habe sie abgeschöpft, erklärt der Bürgermeister. Begonnen hatte die Alt ortsanierung 1997 mit einem großen Behördentermin. 1998/ 1999 folgte die Planung. In drei Abschnitten wurden danach Straßen und Kanäle erneuert. "Das hat über die Beiträge die Bürger gefordert, aber dafür ist alles nun in einem Zustand, der eine Generation hält", meint der Landrat.
Und Weingart gibt für seine Amtskollegen den Tipp: "Man muss Ideen haben und wissen, wie man Fördertöpfe erreicht." Dazu gehöre zu wissen, zu welchem Zeitpunkt damit was finanzierbar sein. Der Dorfplatz ist vielleicht nicht das letzte Vorhaben. Denn es gibt auch noch die Kirchgaden.