Kleine Gruppen planen die Zukunft
Autor: Benedikt Borst
Bad Brückenau, Dienstag, 13. November 2012
Der demographische Wandel zwingt die Rhönallianz zum Handeln. Aktive Bürger bringen ihr Wissen und ihre Ideen mit ein.
Die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs ist derzeit ein heißes Thema im Altlandkreis. Zum Beispiel erhitzt eine mögliche Reaktivierung der Sinntalbahn seit Wochen die Gemüter. Dabei gibt es noch weiteren Diskussionsbedarf. "Wir sind der Meinung, dass es Defizite bei der Anbindung an den ICE-Bahnhof Fulda gibt", benennt Roland Limpert ein Problem, mit dem sich der Arbeitskreis 4 "Netz-infrastruktur" während des ILEK-Treffens vergangene Woche auseinandersetzte. Gerade viele Reha-Kliniken würden von einer besseren Taktung profitieren, die Attraktivität für den Fremdenverkehr würde steigen.
Zeitlofs stellvertretender Bürgermeister zählt weitere Mängel in Sachen Verkehrsanbindung auf: "Bad Brückenau ist das Zentrum in der Region. Gerade werktags müssten mehr Verbindungen angeboten werden", ist er überzeugt, dass der Linienverkehr aktuell ungenügend ist.
Zum Hintergrund: Die Rhönallianz erarbeitet mit interessierten Bürgern ein integriertes ländliches Entwicklungskonzept - kurz ILEK. Ziel ist es, die Gemeinden auf Probleme vorzubereiten, die durch die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung in den nächsten Jahrzehnten auftreten. In der Auftaktveranstaltung im September wurden die Herausforderungen benannt, in den nun nach und nach stattfinden Arbeitskreisen wird es konkret: Defizite werden benannt, Ideen für Lösungen gesucht.
"Ihre Gemeinden werden kleiner", sagte Jens-Martin Gutsche, Experte für Daseinsvorsorge, den Teilnehmern der zweiten Sitzung. Besonders junge Leute und Menschen im erwerbstätigen Alter wandern ab. "In den nächsten zehn Jahren werden hier 1450 Menschen weniger leben. Das ist größer als Riedenberg", machte er deutlich. Daraus ergeben sich eine Menge Fragen. Von verschiedensten Daten, Tabellen und Graphiken unterstützt geht der Experte auf kulturelle, soziale und Netzinfrastruktur ein, klappert das Gesundheitssystem und die Nahversorgung ab: Wann müssen die ersten Grundschulen schließen, weil es zu wenige Schüler gibt? Fallen dann weitere Buslinien im öffentlichen Personennahverkehr weg? Wo holen sich die Feuerwehren ihre Mitglieder, wenn keine Jugendlichen mehr nachkommen? Oder: Auf dem Land wird es weniger Ärzte geben, eine ältere Bevölkerung braucht dagegen intensivere medizinische Betreuung. Wie wird die ärztliche Versorgung gewährleistet? "Die Kunst wird für die Kommunen darin bestehen, attraktiv zu bleiben, aber notwendige Anpassungen zu treffen", bewertet Gutsche abschließend.