Am Mittwoch vor 25 Jahren wurde Klaus Eckert zum Diakon geweiht. Mittlerweile ist er in der Diözese für deren Ausbildung zuständig. Wir haben mit ihm über den Dienst in der Kirche und seine persönlichen Kraftquellen gesprochen.
Der Diplom-Theologe und -Religionspädagoge Klaus Eckert hat viel erlebt: Elf Jahre arbeitete er in der Mission in Südafrika, in Deutschland hilft er neben seinem Amt als Ausbildungsleiter für die Ständigen Diakone in der Seelsorge mit. Im Interview zum 25. Jahrestag seiner Diakonweihe berichtet er von seinen Erfahrungen als engagierter Christ.
Herr Dr.
Eckert, was ist die Kernaufgabe der Diakone?
Klaus Eckert: Diakone sind Diener der Sache Jesu Christi. Das bedeutet, sie haben ihre Beziehung zu Jesus Christus. Auf dieser Basis sind sie motiviert, das Evangelium - die "froh machende Botschaft" - zu verkünden. Diese Verkündigung beinhaltet auch das konkrete Engagement für Menschen in Not.
Das Amt des Diakons geht bis in die Urkirche zurück, passt es trotzdem heute noch in die
Zeit?
Die Botschaft Jesu ist topaktuell: Die Menschen suchen die im Evangelium verheißene "Fülle des Lebens". Der Diakon soll diese Lebensbereicherung zu allen Menschen bringen. Vor diesem Hintergrund eine wichtige und auch topaktuelle Aufgabe.
Das Diakonat ist eigentlich Vorstufe zum Priesteramt, was ist bei Ständigen Diakonen anders?
Die Kirche nimmt die Nöte der Menschen so ernst, dass sie eigens ein Amt dafür installiert hat.
Als ich von Südafrika zurückkam, hörte ich von der diakonischen Pastoral. Damals dachte ich: Unsinn, jede Pastoral ist diakonisch. Aber dieser Ausdruck hat sich etabliert, weil in Deutschland die Nöte der Menschen vergessen wurden, das Handlungsfeld Diakonie weniger Beachtung fand als die Handlungsfelder Liturgie und Verkündigung.
Der Diakon ist Garant dafür, dass Arme und Notleidende nicht aus dem Fokus einer Gemeinde fallen.
Es ist Aufgabe der Diakone, zu den Menschen zu gehen, gerade in die sozialen Bereiche, die nicht im Blickfeld stehen, Situation wahrnehmen, sich mit diesen Menschen zu solidarisieren, das Evangelium zur Sprache zu bringen. Nach meiner Meinung brauchen wir Diakone aus allen sozialen Milieus. Besonders unsere Diakone mit Zivilberuf leisten Wesentliches in der Arbeitswelt.
Was ist der Unterschied zum Priester?
Priester sind in der Regel als Pfarrer mit vielfältigen
Leitungsfunktionen eingesetzt. Ich höre oft von Priestern, dass sie ihre priesterliche, ihre diakonische Berufung deshalb zu wenig leben können. Beim Einsatz der Diakone wird besonders darauf geachtet, dass ihr Arbeitsschwerpunkt das Handlungsfeld Diakonie ist. Das wird bei der Arbeitsumschreibung auch fixiert. Und: Wenn der Diakon am Altar assistiert, dann steht er dort nicht als Helfer des Priesters, sonder als Stellvertreter der Armen und Notleidenden.
Wie viele
Ständige Diakone gibt es derzeit in der Diözese?
Wir haben in unserer Diözese 204 Diakone, davon sind 70 Diakone hauptberuflich (zum Beispiel als Arbeitnehmer-, Klinik- oder Gehörlosenseelsorger, aber natürlich auch in der Gemeindepastoral) tätig. Zurzeit gibt es bei uns 86 Diakone mit Zivilberuf, das heißt: Sie verdienen ihren Lebensunterhalt in der Verwaltung, am Fließband, als Unternehmer, als Ingenieure, Juristen, Handwerker ... und 48 Diakone
sind aufgrund ihres Alters entpflichtet.
Wie bereiten Sie Bewerber auf das Diakonat vor?
Für Bewerber, die kein theologisches Hochschulstudium haben, dauert die nebenberufliche Ausbildung bis zur Diakonenweihe im Regelfall fünf Jahre. Je nach beruflicher Belastung kann er sich auch länger Zeit lassen. Die Ausbildung beinhaltet ein theologisches Studium, pastoral-praktische Ausbildungseinheiten und geistliche Begleitung.
Die Arbeitseinheiten werden an Abenden, Wochenenden und in Studienwochen gelehrt.
Nach der Diakonenweihe gibt es die zweijährige Berufseinführungsphase mit weiteren Ausbildungsinhalten wie Predigtausbildung, Liturgie, Zeitmanagement oder Auseinandersetzung mit sozialen Brennpunkten. Für die hauptberuflichen Diakone schließt sich ein Pastoralkurs in Benediktbeuern an.
Wer kommt zu Ihnen und lässt sich zum Diakon ausbilden?
Unsere Bewerber stehen mit beiden Beinen im Leben. Sie sind geprägt durch die Arbeitswelt, kennen die Sorge um den Arbeitsplatz. Einzelne sind in Leitungsfunktion und müssen Entlassungen aussprechen. Die meisten haben Familie und kennen so den familiären Alltag wie Schulalltag, Krankheit, Ausbildungsplatzsuche.
Bewerber sind religiöse Männer, die sich über Jahre oder Jahrzehnte ehrenamtlich in der Kirche engagiert haben und motiviert sind, das Evangelium zu verkünden.
Welche Rolle spielt bei verheirateten Kandidaten die Familie?
Wenn ich einen Interessenten zu Hause besuche und über das Diakonat informiere, ist in der Regel immer die Ehefrau dabei, manchmal auch die größeren Kinder.
Ein Kandidat wird nur geweiht, wenn die Ehefrau die Einwilligung zur Weihe gibt. In der Weiheliturgie betont der Bischof, dass die erste Aufgabe der Diakone das Kümmern um die eigene Familie ist. Außerdem gibt es jedes Jahr Familienfreizeiten und Oasentage für die Ehefrauen. Bei den Ausbildungseinheiten sind die Ehefrauen immer willkommen.
Was unterscheidet die Berufsgruppen innerhalb der Kirche?
Jeder Christ hat eine individuelle Berufung durch Jesus
Christus, ob als hauptberuflicher oder als ehrenamtlicher Mitarbeiter. Die Seelsorger sind aufgerufen, die Menschen bei der Entdeckung ihrer Berufung zu begleiten. Welche pastorale Berufsgruppe für den Einzelnen passt, muss jeder selbst entscheiden. Die Ausbildungswege unterscheiden sich, im Einsatz müssen alle Berufsgruppen untereinander aber mit den Ehrenamtlichen vor Ort kooperieren, damit das Beste für die Gemeinden herauskommt.
Trotz der Arbeit in Würzburg
nehmen Sie ehrenamtlich pastorale Aufgaben wahr. Warum?
Ausbildungsleiter ist sicherlich ein Fulltime-Job. Aber die Gesellschaft verändert sich und somit auch die pastorale Arbeit. Als Ausbildungsleiter will ich diese Veränderungen mitbekommen und entsprechend reagieren. Die Ausbildung soll ja den gegenwärtigen pastoralen Anforderungen gerecht werden.
Und was ist Ihre Kraftquelle?
Sicherlich die persönliche Religiosität, das Gebet aber auch meine
Familie, meine Enkel, der Kontakt mit Menschen überhaupt. Aber ich suche auch die Stille in der Natur, beim Radeln, Joggen, Paddeln, beim Klettern in den Alpen.
Wo steht die katholische Kirche Ihrer Meinung nach aktuell unter dem neuen Papst, aber mit "Limburger Erbe"?
Ich bin tief beeindruckt. Papst Franziskus redet und handelt auf der Grundlage des Evangeliums. Wenn dem einen oder anderen das neu vorkommt, dann hatte man vorher den falschen Blickwinkel.
So wie es sich momentan darstellt, scheint es, dass der Limburger Bischof das Wesentliche des Evangeliums etwas aus dem Fokus verloren hat.
Leben Klaus Eckert wurde 1955 in Schweinfurt geboren, lebt in Ebenhausen, ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen, von denen der jüngere 2003 tödlich mit dem Motorrad verunglückte. Eckert hat drei Enkel, zwei davon hat er bereits selbst getauft, der dritte folgt demnächst.
Ausbildung Seine Studien in Eichstätt und Würzburg schloss Eckert als Diplom-Religionspädagoge (FH) und Diplom-Theologe ab. Von 1984 bis zur Diakonenweihe am 23. Oktober 1988 durch Bischof Paul-Werner Scheele war er Gemeindeassistent und -referent im Pfarrverband Fährbrück, danach blieb er dort als Diakon mit Zivilberuf.
Ausland Von 1989 bis 2000 war Eckert für einen Missionseinsatz in Südafrika freigestellt.
Sein Wirkungsort war die deutschsprachige Gemeinde Sankt Joseph in Pretoria, zudem unterrichtete er an der Deutschen Schule. Er vernetzte seine Gemeinde mit den Gemeinden der Townships, initiierte Hilfsprojekte und förderte katholische Schulen und Kindergärten. An der University of South Africa erwarb er an der überkonfessionellen theolgischen Fakultät das Masterdegree und 1997 den "Doctor of Theology".
Diözese 2001 begann Eckert als hauptberuflicher Diakon
in der Pfarreiengemeinschaft Elfers hausen, Langendorf, Westheim, Trimberg, Engenthal, unterrichtete an der Berufsschule Bad Kis singen und wurde Caritasbeauf tragter für das Dekanat Hammelburg. 2002 übernahm er mit halber Stelle die Ausbildungsleitung für die Bewerber um das Ständigen Diakonat im Bistum Würzburg. Seit 2003 hat er diese Stelle in vollem Umfang inne, ist aber weiterhin in der Pfarreiengemeinschaft "Saalekreuz Fuchsstadt" eingebunden und hilft in der Pfarreiengemeinschaft "Immanuel Oerlenbach" mit.