Klassiker der Moderne: "Die Physiker" beim Theaterring
Autor: Gerhild Ahnert
Bad Kissingen, Donnerstag, 02. Januar 2020
Ds Tournee-Theater Thespiskarren aus Hannover gastiert am 11. Januar 2020 in Bad Kissingen.
Es war das Theaterstück der 60er Jahres des letzten Jahrhunderts. 1962 hatte Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" am Zürcher Schauspielhaus seine Uraufführung und avancierte in der Spielzeit 1962/63 zum absoluten Publikumshit auf den deutschsprachigen Bühnen. Eine erstaunliche Tatsache, denn es ging um Politisches, den gerade sehr heißen "Kalten Krieg" der beiden Großmächte USA und UdSSR mit der Gefahr eines neuen Weltkriegs und eine der zentralen Ängste der Mitteleuropäer, die Angst vor dem wiederholten Einsatz der Atomwaffen, deren verheerende Wirkung in Hiroshima und Nagasaki allen noch vor Augen stand.
Der im 19. Jahrhundert gefeierte Berufsstand der Physiker, die seit dem Mittelalter den Menschen immer neue Energiequellen, Fertigungsmöglichkeiten erschlossen und sie sich als Herren der Schöpfung hatten fühlen lassen, geriet in Verruf, denn ihre Forschungen hatten die Selbst-Zerstörung der Menschheit möglich gemacht. Das Gleichgewicht der Abschreckung konnte ins Wanken geraten, sollte eine der verfeindeten Seiten die Oberhand gewinnen. Die beiden Großmächte sind etwas weniger dominant geworden, doch nur zugunsten einer Vielzahl unberechenbarer Besitzer von Atomwaffen. Und auch die einstmals gepriesene friedliche Nutzung der Atomkraft hat ihre Gefährlichkeit längst offenbart. Das macht das Thema des Stücks leider noch immer aktuell, trotz Konkurrenz durch Umweltzerstörung und Klimakatastrophe.
Ausschlaggebend für seinen Riesenerfolg war aber sicher nicht das damals hochaktuelle politische Thema des Stücks, sondern das schlitzohrige Raffinement, mit dem Dürrenmatt es in zwei Genres einbettet, die unterhaltsam und publikumswirksam sind: (Irren-) Komödie und Kriminalstück. In den zwei Akten erscheint zu Beginn jeweils ein Kommissar in der luxuriösen Klinik der Irrenärztin Mathilde von Zahnd, um einen Mord aufzuklären, und zieht frustriert ab, da ihm klargemacht wird, dass die mörderischen Physiker wegen ihrer Unzurechnungsfähigkeit nicht belangt werden können. Die Zuschauer rätseln mit und bekommen am Schluss die Aufklärung der drei Morde als "schlimmstmögliche Wendung" vorgeführt.
Zum Theaterring ins Kurtheater kommt dieser "Klassiker der Moderne" am Samstag, 11. Januar 2020, in einer Inszenierung von Regisseur Herbert Olschok für das Tournee-Theater Thespiskarren aus Hannover. Das Gastspiel macht auch das Wiedersehen mit einem Schauspieler möglich, der vor allem in seinen Brecht-Rollen beim Theaterring große Erfolge feiern konnte: Peter Bause spielt die Hauptrolle des Physikers Möbius, der den zum Scheitern verurteilten Versuch unternimmt, das gefährliche Wissen der modernen Physik zurückzunehmen. Wie so oft kommt Bause zusammen mit seiner Frau Hellena Büttner, die wie er seit 1995 mit Produktionen des EURO-Studio Landgraf häufig im Kurtheater zu Gast war.
Kartenvorverkauf
Das Gastspiel im Rahmen des Bad Kissinger Theaterrings beginnt um 19.30 Uhr im Kurtheater. Karten gibt es in der Tourist-Information Arkadenbau direkt am Kurgarten, Montag bis Freitag. 8.30 bis 20 Uhr, Samstag bis Sonntag, 10 bis 14 Uhr, über kissingen-ticket@badkissingen.de oder an der Abendkasse.