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Klassik und Punk im Bad Kissinger Luitpoldpark


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Sonntag, 25. Juni 2017

Nigel Kennedy lockt tausend Besucher und jede Menge Zaungäste zum Open Air in den Luitpoldpark. Danach lud die Saale-Zeitung zum Empfang.
Intendant Tilman Schlömp, OB Kay Blankenburg mit seiner Frau Anja sowie Walter Schweinsberg, Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken, mit seiner Frau Susanne freuen sich auf das Konzert. Foto: Ralf Ruppert


Alles hat gepasst: Trocken, aber nicht zu heiß, erst laut, dann doch auch leis'. Bereits eine Stunde vor dem energiegeladenen Auftritt Nigel Kennedys suchten sich auch die ersten Zaungäste die schönsten Plätzchen. "Ich bin hier zur Kur und begeistert von der Stadt", sagt etwa Norbert Böhler, der südlich von Nürnberg wohnt. Bei der Anreise sei er zunächst etwas enttäuscht gewesen, aber schon nach wenigen Tagen entdeckte er den Reiz von Rosengarten, Saline und Kurorchester. Freundin Nicole Böhm besucht ihn jedes Wochenende. "Und heute haben wir gedacht, wir schauen uns das Open Air mal an", erzählt sie.


Picknick mit Bühnen-Blick

"Wir hätten's uns auch nur angehört", sagt Nicole Böhm und ist überrascht, wie gut der Blick vom gegenüber liegenden Saale-Ufer auf die Bühne ist. "Wir hören eigentlich alles quer Beet", fasst sie den Musik-Geschmack der beiden zusammen. Dass Stars wie Nigel Kennedy zum Bad Kissinger Musik-Festival kommen, habe ihn sehr gefreut, berichtet Norbert Böhler, während er sich die mitgebrachte Brotzeit und das Dosenbier schmecken lässt.


Einige Besucher gehen vorzeitig

Jenseits der Saale nehmen derweil die zahlenden Gäste Platz. Einige davon hätten sich wohl gewünscht, mehr Abstand zu den Boxen zu haben, die gerade zu Beginn die Lautstärke eines Rock-Konzerts erreichen. Deshalb verlassen auch einzelne Besucher das Konzert in den ersten Minuten, verpassen damit die leisen Passagen, in denen die Genialität der Musiker erst richtig zur Entfaltung kommt. "Ich fand's großartig", lautet das Fazit von Joe Höttinger. Der Bad Brückenauer ist Dauergast auf dem Kissinger Sommer, für die Konzerte schließt er sogar seine Gast-Wirtschaft für fünf Wochen. Besonders gefällt ihm heuer, dass der neue Intendant Einführungen in die Werke gibt. Auch die Idee eines Open Airs gefällt ihm, obwohl er vergeblich auf "sein" Lied von Jimi Hendrix wartet: "Hey Joe".
"Das war ein besonderes Erlebnis für mich", sagt auch Walter Schweinsberg, Geschäftsführer der Mediengruppe Oberfranken, zu der die Saale-Zeitung gehört. Kennedys CD mit Vivaldis "Vier Jahreszeiten" sei einer seiner ersten Klassik-CDs gewesen. "Auch das Format fand ich gut", lobt Schweinsberg das Open Air im Luitpoldpark. Und: "Es ist wichtig, den Kissinger Sommer aus dem Regentenbau herauszuholen."

Noch mit den Klängen des Open Airs im Ohr strömten Vertreter des öffentlichen Lebens und der Festivalleitung sowie Mitarbeiter und Geschäftskunden der Kissinger Verlagsgesellschaft (KVG) zum nächtlichen Empfang in den Weißen Saal des Regentenbaus. "Viel besser kann man's nicht machen", fasste KVG-Geschäftsführer Alexander Subat das Konzert unter freiem Himmel im Luitpoldpark zusammen. Das gelte auch für die Organisatoren des Kissinger-Sommer-Büros: "Was dieses Team leistet, ist einfach großartig.", lobte Subat.
Der KVG-Geschäftsführer erinnerte in seiner Ansprache auch an die Gründung der Saale-Zeitung vor 170 Jahren: Donat Fuß habe damals der Kissinger Stadtvorstand geheißen, berichtete Alexander Subat dessem 18. Nachfolger, Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Zu den Gästen des Empfangs der Kissinger Verlagsgesellschaft und der Mediengruppe Oberfranken zählte auch die Parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) als Vorsitzende des Kissinger-Sommer-Kuratoriums.
Schon ein Urgestein im Kuratorium ist der frühere bayerische Gesundheits- und Europaminister Eberhard Sinner (CSU). Er kenne den Kissinger Sommer seit dem ersten Jahr, erinnert sich der 72-Jährige. Das Open Air sei eher ungewöhnlich gewesen, für etliche zu laut, auch für seine Frau: "Sie ist heim gegangen und hat es sich auf dem Balkon weiter angehört", sagte Sinner, der aus Lohr stammt, aber seit vielen Jahren eine Zweit-Wohnung in Bad Kissingen hat.


"Tradition abgerissen"

"Das war eine gelungene Wiederaufnahme der früheren Picknick-Konzerte", sieht er den neuen Intendanten auf einem guten Weg. Konzerte unter freiem Himmel hätten früher fest zum Programm gehört. "Leider ist die Tradition irgendwann abgerissen." Dagegen würden die Empfänge am Rand des Festivals fest zum öffentlichen Leben in der Stadt gehören. Auch Sinner nutzte die Gelegenheit, um Kontakte zu pflegen und mit den Kommunalpolitikern zu sprechen, die statt beim Open Air beim Nationalpark-Termin in Stangenroth waren.
Beim ersten Kissinger Sommer unter der neuen Intendanz von Tilman Schlömp sei auch eine "neue Art der Zusammenarbeit" mit der Saale-Zeitung entstanden, betonte KVG-Geschäftsführer Alexander Subat. Als Beispiel nannte er unter anderem den Workshop für die Moderatoren des Schüler-Konzerts. Ein Lob gab es für die Mitarbeiter der Saale-Zeitung: "Es ist nicht selbstverständlich, dass wir 170 Jahre lang jeden Tag eine Zeitung herausbringen", würdigte er die Leistung der Belegschaft. Zudem lud er zum Besuch der Ausstellung über die Geschichte der Saale-Zeitung in Münnerstadt ein.