Druckartikel: Klares Bekenntnis zum Standort Bad Kissingen

Klares Bekenntnis zum Standort Bad Kissingen


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Donnerstag, 23. Oktober 2014

Verwaltungsratspräsidentin Anne Cheseaux und Projektmanager Harald Dau begründen im Stadtrat, weshalb der Bau des Fürstenhofes erst im Oktober 2015 startet. Bereits jetzt ist klar, dass ab 2016 zum Teil in der Saison gebaut werden soll.
Anne Cheseaux, Verwaltungsratspräsidentin der "Fürstenhof SA", versicherte dem Stadtrat in der jüngsten Sitzung, dass das Fünf-Sterne-Hotel Fürstenhof gebaut wird. Ob dem so ist, wird sich spätestens am 31. Oktober 2015 erweisen. Foto: Siegfried Farkas


Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ Anne Cheseaux, Verwaltungsratspräsidentin der schweizerischen "Fürstenhof SA" am Mittwochabend die Stadtratssitzung. "Wir sind sehr zufrieden", kommentierte sie die fast einstimmige Fristverlängerung des Stadtrates für ihr 80-Millionen-Euro-Projekt. "Nun planen wir einfach weiter", sagte sie über die nächsten Schritte. Vor Ort zu sehen gebe es allerdings auch in den kommenden Monaten davon wenig.

Lediglich für Aufmaße oder das Beweissicherungsverfahren würden Mitarbeiter vor Ort kommen, der Rest laufe im Hintergrund.
Vermutlich im Sommer, mindestens jedoch drei Monate vor dem geplanten Baustart solle es öffentliche Veranstaltungen geben, kündigte Cheseaux an. Sie könne sich vorstellen, dass dann zum Beispiel ein Musterzimmer vorgestellt wird, damit sich Interessierte vorstellen könnten, wie das Hotel später eingerichtet wird. Alles andere, wie die Anträge auf das Wasserrechtsverfahren, die Erstellung einer Rückbaustatik und des Brandschutznachweises sowie die Absprache mit Behörden geschehe hinter den Kulissen.

Stadt ist in Russland bekannt

Die Fürstenhof SA war durch drei Personen in der Stadtratssitzung vertreten: Neben Anne Cheseaux kamen Projektmanager und Architekt Harald Dau sowie Natalia Kuryabina, die laut Homepage für das Marketing zuständig ist. Cheseaux ging im neu zusammengesetzten Stadtrat auch auf die Geschichte ein: "Die Gesellschaft wurde 2008 gegründet und ist in russischen Händen", sagte sie, und: Mit Geld aus der russischen Industrie würden über Firmen in der Schweiz Projekte in der ganzen Welt realisiert: "Das ist so üblich." Vor der geplanten Eröffnung 2018 werde sicherlich auch eine "operative Gesellschaft" in Deutschland gegründet, kündigte sie an.
Wie kam es zum Projekt Fürstenhof? Zum einen hätten persönliche Beziehungen der Investoren nach Bad Kissingen eine Rolle gespielt. "Sie haben die Liegenschaft sofort geliebt", sagte Cheseaux über die Investoren, schließlich stehe der Fürstenhof "in schöner, ruhiger Umgebung in einer Stadt, die in Russland bekannt ist."
Ein klares Konzept gab Cheseaux nicht nur zum Standort, sondern auch zum Konzept ab: "Es gibt weltweit eine steigende Nachfrage nach Medical Spa." Vorwiegend im "Schweizer Haus" sollten 18 bis 20 Behandlungsräume eingerichtet werden. Aber: "Es wird keinen OP geben", stellte die Verwaltungsratspräsidentin klar, dass es vor allem um Vorbeugung gehe. Für die Verzögerung im ursprünglichen Bauzeitplan nannte Cheseaux eine ganze Reihe von Gründen: "Unser Name wurde mit dem Verkauf der Liegenschaft in Verbindung gebracht", deutete sie sogar einen Zusammenhang mit der Verhandlung gegen Ex-OB Laudenbach an.
Vor allem aber wurde die Abstimmung mit Partnern ins Feld geführt: "Ohne Betreiber ist es schwer, eine Planung aufzustellen", sagte Projektmanager Harald Dau. Zudem sei in der Hotel-Branche etwa ein Jahr für die Suche nach einem Betreiber notwendig - und für den Fürstenhof gibt es gleich zwei: die US-amerikanische WTS für die medizinische Abteilung und die Accor-Marke "MGallery" für das eigentliche Hotel. Mittlerweile gebe es regelmäßige Treffen und Absprachen mit beiden.
Zudem müssen auch noch finanzielle Fragen geklärt werden: "Derzeit stehen wir mitten in den Finanzierungsverhandlungen mit möglichen Bankpartnern", heißt es im schriftlichen Antrag der Fürstenhof SA an die Stadt. Damit solle das Risiko für die Investoren minimiert werden. Für den Abbruch laufen laut Dau die Vorbereitungen und die Suche nach einer geeigneten Firma: "Wir sind nun in ersten Gesprächen."

Eröffnung 2018 vorgesehen

"Wir planen sehr, sehr gründlich", versicherte Dau den Stadträten. Zudem deutete er an, dass die Fürstenhof SA auch die Frist hätte umgehen können: "Wir hätten auch ein Bauschild und einen Bauzaun aufstellen können, aber das wäre reine Show gewesen." Auf Nachfrage äußerte er sich auch zum Zeitplan: "Alle Unwägbarkeiten eingerechnet werden wir Anfang 2018 eröffnen können."
Zu diesen Unwägbarkeiten gehören auch die Vorgaben zum Immissionsschutz in Bad Kissingen: Eigentlich sind laute Arbeiten nur zwischen 15. Oktober und Ende März erlaubt. Auf Nachfrage von OB Kay Blankenburg (SPD) kündigte Dau an, dass die Fürstenhof SA vermutlich für die Saison 2016 mehrere Befreiungen beantrage. Das sei auch witterungsabhängig, und: "Das werden wir Hand in Hand mit der Stadt machen."
Auf Nachfrage aus dem Stadtrat bestätigte Anne Cheseaux, dass es bislang nur Absichtserklärungen mit den Betreibern gebe, das sei in der Branche jedoch üblich. Zu Investoren oder Referenzobjekten gab sie keine Auskunft: "Unsere Kunden legen Wert auf Vertraulichkeit." Dagegen verwies Dau auf Projekte in Dubai und auf Sylt.
"Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg, wir sind ein Gremium, das dazu da ist, Wege zu ebnen, nicht zu verhindern", sprach sich Bürgermeister Anton Schick (DBK) klar für die Fristverlängerung aus. Am Ende stimmte Richard Fix (Grüne) als einziger dagegen. Zum Abschluss und mit Blick auf die Frage, ob Cheseaux und Dau ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass das Hotel gebaut wird, sagte OB Blankenburg: "Ich hoffe, dass wir uns in einem Jahr ohne Brandblasen wiedersehen."

Aus Anlass des Jahresantrages 2015 zur Städtebauförderung und einer Bauvoranfrage erörterte der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung mehrere Grundsatz-Fragen zur Stadtentwicklung. So plant die "Wogebau Objektbau" in der Hemmerichstraße einen Neubau und beantragte die Befreiung von mehreren Vorgaben: Zum einen sind dort im Bebauungsplan Einzelhandels-, Verwaltungs- oder Dienstleistungsflächen im Erdgeschoss vorgeschrieben. Der Stadtrat folgte mehrheitlich der Argumentation des Bauherrn, dass solche Flächen in der Hemmerichstraße nicht zu vermarkten seien und erteilte deshalb eine Befreiung.

Für Stadtplaner Wolfgang Russ ist gravierender, dass das Erdgeschoss des nicht unterkellerten Gebäudes komplett für Parken und Nebenräume vorgesehen sei. "Es entsteht hier ein gesichtsloses Erdgeschoss", sprach er sich für eine Ablehnung des vorgelegten Entwurfes aus. Bürgermeister Anton Schick verwies jedoch darauf, dass es auch in anderen Gebäuden ebenerdige Stellplätze gebe. Dem schloss sich auch die Mehrheit des Stadtrates an. Das Gebäude entsteht unmittelbar hinter dem Zentral-Parkhaus, die jetzige Behelfsausfahrt der Stadt wird überbaut, jedoch sei eine neue Zufahrt seitlich möglich. Das Gebäude hat über dem Park-Erdgeschoss drei Vollgeschosse und ein Penthouse. Der Stadtrat stimmte der Bauvoranfrage mit etlichen Auflagen zu.
Für 2015 meldet die Stadt bei der Regierung förderfähige Kosten in Höhe von 1,72 Millionen Euro an, allein eine Million Euro entfällt auf die Fußgängerzone. Russ berichtete, dass der Brunnen im Rosengarten nicht förderfähig ist. "Mit diesem Brunnen verschwindet das letzte Stück Hoffnung auf eine positive Veränderung aus dem Antrag", sagte Schick dazu. Stattdessen werde die private Erhaltung des Marinekurlazaretts durch die Deutsche Rentenversicherung mit bis zu 500 000 Euro gefördert, die Hälfte davon muss die Stadt beisteuern.
Die meisten Punkte zum Antrag auf Städtebauförderung wurden einstimmig beschlossen. Eine Einzelabstimmung - mit 20:8 Stimmen aber dennoch positiv - gab es über eine Analyse zur Anpassung des Wohnungsmarktes im Sondergebiet "Kurgebiet": "Mir sind 50 000 Euro für die Schublade zu viel", sprach sich etwa Karin Renner (CSU) gegen eine solche Studie aus. OB Kay Blankenburg (SPD) plädierte dagegen vehemnt dafür: "Wir müssen mehr wissen, bevor wir Entscheidungen treffen", sagte er. Vor allem erhoffe er sich Aussagen zum Wohnungsmarkt: "Wie viele Wohnungen können wir im Sondergebiet zulassen, ohne dass wir alles kaputt machen?"

Stadtteile Die Stadt will ein Gemeindeentwicklungskonzept für seine Stadtteile einleiten. Damit soll ein Förderinstrument parallel zur Städtebauförderung für die Innenstadt geschaffen werden. Das Konzept kostet 60 000 Euro, davon muss die Stadt jedoch nur 15 000 Euro selbst tragen. Zuschüsse erhofft sich die Stadt als erstes für Maßnahmen in Arnshausen: "Es dauert zwar länger, aber dafür müssen die Arnshäuser weniger zahlen", fasste OB Blankenburg die Vorteile zusammen.

Bauleitplanung Wegen einer Änderung bei der Ausgleichsfläche in der Gemarkung Poppenroth musste die 18. Änderung des Flächennutzungsplanes neu aufgerollt werden. Darin geht es um ein Sondergebiet für Fremdenverkehr am Wittelsbacher Turm. Der Stadtrat stimmte der Änderung zu.

Dorfwaage CSU-Stadtrat Bernhard Schlereth regte an, den Weiterbetrieb der Dorfwaage Poppenroth zu prüfen. Laut Verwaltung gab es heuer jedoch nur 47 Wiegevorgänge, die TÜV-Prüfung koste alle drei Jahre 1500 Euro und es gebe die Waage einer privaten Firma in der Nähe.