Klagen über hohe Fehlerquote bei Corona-Schnelltests in Bad Kissingen
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Mittwoch, 26. Januar 2022
Kein Corona-Schnelltest bietet hundertprozentige Sicherheit. Unsere Nachfrage ergab jedoch, dass es seit Januar vermehrt Fehlmeldungen an den Schulen im Raum Bad Kissingen gegeben hat. Woran liegt das?
Seit Januar setzt das Bad Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasium (JSG) bei den routinemäßigen Antigen-Schnelltests ihrer Schülerinnen und Schüler die Testkits der Marke Nadal des Herstellers Nal in Minden GmbH ein. Zuvor war ein Produkt der Firma Siemens verwendet worden. Nach ersten Testdurchgängen mit Nadal gab es vermehrt Positiv-Anzeigen. Nachtests mit Siemens-Restbeständen sowie außerschulische PCR-Tests zeigten bei den Betroffenen dagegen negative Ergebnisse. "Diese Unsicherheit führt zu Irritationen und zusätzlichem Aufwand in der Schule", bedauert die Schulleitung.
Deshalb informierte JSG-Schulleiter Markus Arneth kürzlich alle Eltern und Schüler über diese Auffälligkeiten. Bei "einer guten Handvoll Schüler*innen" hätten diese Nadal-Schnelltests ein positives Ergebnis angezeigt, während Nachtests der Betroffenen durchgängig ein negatives Ergebnis gehabt hätten, weshalb die Schüler schon am nächsten Tag wieder die Schule besuchen durften. Doch auch nächste Tests mit Nadal hätten bei diesen Schülern erneut positiv reagiert. Da die Schulleitung auch schon von anderen bayerischen Schulen ähnliches gehört hatte, informierte Schulleiter Arneth das Landratsamt und machte deutlich, "dass wir schnell eine dauerhaft sinnvolle Lösung brauchen".
Unzuverlässige Schnelltests: Erst positiv, dann negativ, dann wieder positiv
"Ähnliche Fehlmeldungen tauchen seit Januar auf", bestätigte das Landratsamt auf Nachfrage dieser Redaktion. "Nach ersten Informationen scheint es eine Verstärkung von Falschmeldungen zu geben", bestätigt die Behörde, macht aber zugleich deutlich: "Kein Test bietet hundert Prozent Sicherheit."
Video:
Auch bei Testkits anderer Marken seien Fehlmeldungen aufgetreten. Dennoch hat das Landratsamt diese Auffälligkeiten gemeldet und ein vom Gesundheitsministerium erstelltes Mängelformular an die Schulen verschickt. Auf die Wahl des an die Schulen zu verteilenden Produkts habe man hier allerdings keinen Einfluss: "Um die Beschaffung der Testkits kümmert sich das Ministerium."
Auf Nachfrage verweist das Staatsministerium für Gesundheit auf die beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelisteten Antigen-Schnelltests mit einer Mindestsensitivität von 75 Prozent. "Der Nadal-Schnelltest erfüllt diese Voraussetzung und ist somit als uneingeschränkt geeignet zum Einsatz an den Schulen zu werten", erklärt Pressesprecherin Sonja Britta Reber für das Ministerium.
Falsch-positive Corona-Schnelltests - so kann es dazu kommen
Eine höchstmögliche Sensitivität des Tests kann sogar dazu führen, "dass auch schwach infizierte Personen mit nur geringer Viruslast im Schnelltest entdeckt werden". So könne es "sporadisch dazu führen", dass solche Schnelltests "falsch-positiv" reagieren. Grund für Fehlmeldungen könne aber auch ein fehlerhaftes Vorgehen beim Testvorgang sein. "Laut bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gibt es keinen begründeten Hinweis für eine schlechte Spezifität", widerspricht das Ministerium der vermuteten geringeren Eignung des Nadal-Testkits. Im Gegenteil: Nadal sei auch sehr gut in der Lage, die aktuell vorherrschende Virus-Variante Omikron zu entdecken, wird ausdrücklich betont.
Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehenDie Diskussion um eine vermutete geringere Eignung des Nadal-Schnelltests ist nicht neu. Schon seit Ende des Vorjahres findet man entsprechende Hinweise in sozialen Medien. Dazu beigetragen hatte eine Feststellung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), wonach der Nadal-Schnelltest bei Personen mit hoher Viruslast nur zu 83,3 Prozent zuverlässig sei. Hersteller Nal von Minden GmbH widersprach sofort und führte dieses Ergebnis auf fehlerhaften Umgang mit den Testkits zurück.