Kissinger Wölfe vor verschlossenen Türen
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Donnerstag, 05. Sept. 2019
Weil der Besitzer die Schlösser austauschen ließ, kommt der Verein nicht mehr in "seinen" Wolfsbau - und fürchtet um seine Existenz.
Noch ist keine Minute in dieser Saison gespielt, aber für Schlagzeilen sorgen die Kissinger Wölfe jetzt schon. Unfreiwillig. Weil sich der Eishockey-Verein in eine Hauptrolle gedrängt sieht: im falschen Film. Die Einladung zum Pressegespräch war daher mehr eine Art Hilferuf. Um Klarheit zu schaffen. Und um den Mief aus der wabernden Gerüchteküche wegzubekommen.
Schon komisch, da erscheint vor einigen Tagen auf einem Eishockey-Forum im Internet ein anonymes Schreiben. Ganz offensichtlich mit dem Ziel, die Kissinger Wölfe zu diskreditieren. Zeitgleich gibt es technische Probleme mit der Homepage des Vereins. Ob ein Hacker am Werk war, kann nicht bewiesen werden. Tatsache ist aber, dass die Kissinger Wölfe rund einen Monat vor Saisonbeginn vor verschlossener Halle stehen. "Ich bestätige, dass aktuell nur ich als Besitzer sowie Mitarbeiter der Eissport GmbH Zutritt zur Eishalle haben. Die Gewährleistung der Sicherheit in der Halle läuft über das technische Management der GmbH", bestätigt Alexander Kondrashov, der vor einigen Wochen die Schlösser hatte austauschen lassen.
In den Wochen zuvor hatten die Kissinger Wölfe mit der Unterstützung von Fachkräften und Fans diverse Umbaumaßnahmen vorgenommen. Im Mittelpunkt: Der Einbau der neuen Bande, die dank der Unterstützung eines Sponsors von den Krefeld Pinguins, einem DEL-Verein, gekauft wurde. Vorwürfe, die Bande würde keine Betriebserlaubnis bekommen, stoßen im Verein auf Unverständnis, da die Bande ein TÜV-Gutachten habe und mit Hilfe einer Fachkraft aufgebaut wurde. "Wir als Verein und Vorstand waren, und dies ab März, im Sinne des Erhaltes der Eissporthalle zu keiner Zeit untätig. Die Einbauten erfolgten mit schriftlicher Genehmigung der GmbH. Zusätzlich wurden auch ohne gültigen Pachtvertrag Arbeiten erledigt. Gleichzeitig fungierten wir an verantwortlicher Stelle für die öffentliche Hand hinsichtlich der Sicherheit der Ammoniakanlage", betont Wölfe-Vorsitzender Michael Rosin.
Der alte Pachtvertrag war seitens des Vereins gekündigt worden (wir berichteten). Auch, weil sich der Besitzer mit einem möglichen Verkauf der Immobilie beschäftigt. "Ich bestätige den Eingang von Angeboten", sagt Kondrashov dazu. Zudem wurden zugesagte Investitionen nicht getätigt", kritisieren die Kissinger Wölfe, die Anfang Juni noch so optimistisch waren, als mit Andreas Goerke ein "Neuzugang" präsentiert wurde als designierter neuer Geschäftsführer der Eissport GmbH. Und damit als Mittler zwischen Verein und Besitzer.
Der Bitte dieser Zeitung um schriftliche Beantwortung von Fragen wollte Goerke nicht nachkommen, verwies auf Kondrashov als dafür autorisierte Person, bestätigte zumindest telefonisch, kein Geschäftsführer der GmbH zu sein. Ist aber, wie Schriftverkehr mit den Kissinger Wölfen belegt, offensichtlich eine Art Handlungsbevollmächtigter des Besitzers.
"Es gibt gewisse Meinungsunterschiede und fragliche Punkte, wie offene Posten, die jetzt juristisch und technisch analysiert werden. Geprüft werden auch vorhandene Schäden und welche Partei für diese aufkommen muss. Nach dieser Phase der Analyse werden notwendige Renovierungsarbeiten durchgeführt, um den Saisonbetrieb in der Eishalle zu gewährleisten", sagt Kondrashov. Und: "Basierend auf der Prüfung und der Feststellung offener Rechnungen wird es womöglich zu einem neuen Vertrag zwischen der Eissport GmbH und den Kissinger Wölfen kommen."
Eine Hinhalte-Taktik?
Äußerungen, die der Verein als eine Art Hinhalte-Taktik interpretiert. Es seien Versprechungen wie der in Aussicht gestellte Kauf einer neuen Eismaschine oder diverse, dringend nötige Reparaturmaßnahmen nie eingehalten worden.