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Kissinger Wirtschaftsförderer stellt seine Arbeit vor


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Donnerstag, 31. Juli 2014

Wirtschaftsförderer Michael Wieden stellt seine Arbeit in der ersten Sitzung des neuen Wirtschaftsausschusses vor. Das Projekt Chrono-City ist ihm zwar persönlich wichtig, aber längst nicht sein einziges Betätigungsfeld.
Die Vermarktung der Spargasse als Themengasse ist eines von vielen Projekten des Wirtschaftsförderers Michael Wieden (im Bild). Foto: Ralf Ruppert


Wirtschaftsförderung ist ein weites Feld, das war die Kern-Botschaft von Michael Wieden in der ersten Sitzung des neuen Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Kultur. Trotzdem hat der Wirtschaftsförderer der Stadt ein ganz einfaches Ziel: "Vor allem geht es mir darum, Menschen nach Bad Kissingen zu bringen." Idealerweise natürlich durch einen neuen Arbeitsplatz, aber auch als Einwohner oder Tourist.
"Bad Kissingen ist und wird kein Industrie-Standort und keine Großstadt", lautete eine Aussage Wiedens. Bereits da regte sich jedoch Widerstand: "Wir müssen ein Augenmerk darauf haben, Industrie, die zu uns passt, hierher zu holen", sagte Michael Heppes (CSU). Die Stadt solle sich nicht alleine auf das Standbein Gesundheit und Wellness verlassen, sondern "sanfte Industrie" anwerben. Und die Folgerung, dass Bad Kissingen wegen der Größe als Standort der Großen ausfalle, wollte Heppes so nicht stehen lassen: "Wir hatten ja auch schon große Marken am Ort."

Eigene Stärken betonen

Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) verwies darauf, dass in der Strategie-Landkarte der Stadt ein Technologiepark angepeilt wird. Zwar werde das Ziel eines interkommunalen Industriegebietes weiter verfolgt, aber: "Wir leben nicht von der Industrie", stellte sich Blankenburg hinter die Aussage seines Wirtschaftsförderers.
Wichtige ist Wieden, Investoren gute Argumente an die Hand zu geben, weshalb sie sich in Bad Kissingen niederlassen sollten. Dabei spiele eine positive Sicht auf die eigenen Stärken eine große Rolle. Unter anderem sollte der Fokus auf das Gesund-Bleiben anstelle von Krank-Sein liegen. "Das war ja auch der ursprüngliche Gedanke der Kur." Gäste würden Bad Kissingen vor allem als Stadt der Entschleunigung wahrnehmen.
Konkrete Arbeitsfelder Wiedens sind Konzepte für Themen-Hotels und Themen-Gassen: Unter anderem habe er sich mit fast allen Haus-Eigentümern der Spargasse getroffen. Sieben Geschäfte stehen dort leer, Wieden könnte sich für den Bereich eine einheitliche Ausrichtung vorstellen, zum Beispiel auf hochwertiges Handwerk. So könnten die Geschäfte gemeinsam für sich werben und würden auch für die Image-Broschüren etwa der Staatsbad GmbH interessant. "In der Spargasse gibt es eine hohe Bereitschaft, etwas Neues zu schaffen", berichtete Wieden. Die Idee des Themen-Hotels kam bei den meisten Stadträten gut an: Ob vegane Ernährung, Hundebesitzer, Kunst-Liebhaber Radler oder Rollstuhlfahrer, Ideen für die Ausrichtung kleinerer Häuser gibt es viele.

"Lachhaft" und "heiße Luft"

Unterschiedliche Meinungen gab es dagegen bei Wiedens Projekt Chrono-City, in dem der Bio-Rhythmus der Menschen untersucht und in Tagesabläufen integriert werden soll. "Wir leben nicht mehr in der Steinzeit, sondern in der Zivilisation", sagte FDP-Stadtrat Hans-Joachim Hofstetter und bezeichente die Idee als "lachhaft" und "heiße Luft". Das Projekt bringe nicht mehr als "ein bisschen Aufmerksamkeit".
Doch es gab auch andere Stimmen: "Das gibt Anstöße", hofft Heppes, dass das verstaubte Image Bad Kissingens davon profitiert. Grünen-Stadtrat Klaus Werner forderte sogar, dass das Projekt noch mehr Einzug in den Alltag der Bürger nehme. Zudem könne er sich gut das geplante Chrono-College, also eine Akademie zum Thema biologische Uhr, im Kurhausbad vorstellen. Werner stellte zudem den Antrag, dass Wieden weitere Vorschläge zur Nutzung des Gebäudes machen soll. "Herr Wieden hat grundsätzlich keine Denkverbote", betonte Blankenburg, dass der Wirtschaftsförderer selbstverständlich auch Ideen für das Kurhausbad oder für Hotels, also im Zuständigkeitsbereich der Staatsbad GmbH, entwickeln könne.

Erfolge im Einzelhandel

Zu den beiden größten laufenden Projekten sagte Wieden: "Ich bin bei Fürstenhof und Steigenberger zwar auf dem aktuellen Stand, aber ich lege meinen Fokus auf andere Objekte." Sprich: Wieden verwendet seine Zeit lieber, Investoren für Rixen oder Apoland zu suchen, als sich in die Belange etwa des Freistaates einzumischen. Konkrete Erfolge konnte Wieden im Bereich Einzelhandel vorweisen: Von "Mein Kissinger Cafe" über "Ratatouille" und "Pralinen Troll" bis zu "Gina Laura" und "Gerry Weber" reichten die Beispiele von Neu-Ansiedlungen, mit denen er dem Eindruck entgegen wirkte, dass sich in der Stadt nichts tue. Sehr konkret wurde es außerdem beim Hotel an der KissSalis: "Selbstverständlich bauen wir ein Thermen-Hotel, weil es neue Besucher nach Bad Kissingen bringt", legte sich der OB fest.

Leer stehende Gaststätten nahmen einen großen Raum in der Diskussion mit Wirtschaftsförderer Michael Wieden ein. "Alleine am Marktplatz gibt es seit längerer Zeit drei Leerstände", sagte CSU-Stadtrat Wolfgang Lutz. OB Kay Blankenburg (SPD) stellte klar, dass alle drei Immobilien in privater Hand seien: "Wenn jemand solche Vorstellungen hat, dass da keiner was machen kann oder will, dann ist das nicht unsere Sache", nahm er den Wirtschaftsförderer in Schutz.
Freie Wähler-Stadtrat Sigismund von Dobschütz schlug dagegen versöhnlichere Töne an. Zum einen hätten es Restaurants immer schwerer, weil Gäste in den Hotels immer öfter mit Vollpension versorgt seien. Zum anderen wies er auf die anstehende Neugestaltung der Fußgängerzone hin: "Wir müssen auch Verständnis für Investoren haben, die jetzt warten, was die Stadt macht."
Immerhin wird derzeit hinter der der ehemaligen "Werner Bräu"-Gaststätte am Marktplatz gebaut und gewerkelt. Der Eigentümer gab auf Anfrage zwar keine Auskünfte, im Wirtschaftsausschuss wurde jedoch darauf verwiesen, dass die Gaststätte in Zukunft nicht mehr gastronomisch genutzt wird. Stattdessen soll im Erdgeschoss Verkaufsfläche entstehen, der Rest des Gebäudes wird vermutlich zu Büros umgebaut.

Nebengebäude abgerissen

Das rückwärtige Gebäude ist bereits abgebrochen, derzeit laufen offenbar Verhandlungen mit den Nachbarn. Das bestätigte auch der Eigentümer der benachbarten Weigands-Gaststätte, die ebenfalls seit Jahren leer steht. Die markanten Fachwerk-Gebäude sind unter anderm durch die Menzelecke und den Erker bekannt, von dem aus in der Wilhelminischen Zeit Künstler wie Adolf Menzel den Blick auf den Marktplatz genossen.

Marketing Die Verwaltung informierte den Ausschuss darüber, dass die Staatsbad GmbH derzeit an einem einheitlichen Erscheinungsbild für Stadt und Staatsbad arbeitet. Neben dem gelb unterlegten touristischen Logo würden das Unternehmenslogo (stilisierter Regentenbau auf grauem Grund) und mehrere Piktogramme verwendet. OB Blankenburg kündigte an, dass eine Agentur gesucht werde, die dann im Ausschuss Ideen vorstelle.

Car-Sharing Justiziar Joachim Kohn wies darauf hin, dass das Projekt Car-Sharing nun doch ohne Beteiligung der Stadt verwirklicht worden sei. Damit sei ein entsprechender Beschluss hinfällig. Behauptungen aus dem Stadtrat, die Stadt habe zu viel Geld für Stellplätze verlangt, wies Kohn zurück: Es sei gar nicht zu Angeboten gekommen.

Kultur Kulturreferent Peter Weidisch stellte das Konzept der Themenführungen im Museum Obere Saline vor: Zwölf ausgebildete Gästführer würden dort demnächst die Arbeit aufnehmen und über drei verschiedene Themen informieren.