Kissinger Sängervereinigung stimmte auf Weihnachten ein
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Montag, 01. Dezember 2014
Chor und sinfonietta franconica boten eine musikalische Reise durch die Jahrhunderte.
Bad Kissingen — "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" schallte es am Sonntag vielstimmig durch das Kurtheater. Die Kissinger Sängervereinigung hatte wieder zu ihrem alljährlichen Adventskonzert geladen. Familienangehörige und Freunde, aber auch viele Gäste, auch aus den benachbarten Landkreisen, waren der Einladung gefolgt.
Es stimmte also, was Helmut Schnabel als Vorsitzender des KissSori-Fördervereins zur Begrüßung feststellte: "Dieser Chor ist weit über die Grenzen Bad Kissingens hinaus bekannt." Die Sängervereinigung hatte heuer das KissSori-Lernzentrum Bad Kissingen als Spendenempfänger ausgewählt.
Vorsitzender Wolfgang Russ erinnerte die Konzertgäste an den Sinn der Adventszeit. Sie sei die Zeit des Wartens und Vorbereitens, Zeit zum Abschalten von der Alltagshektik, Zeit zur Entschleunigung. "Wir sollen Frieden machen mit uns selbst und auf andere Menschen zugehen." Gerade dies gelte angesichts aktueller Flüchtlingsströme: "Auch die Flüchtlinge sollen Licht und Freude im Herzen empfangen."
Derart zum Nachdenken eingestimmt, war das besinnliche "Adagio cantabile" aus Beethovens Sonate Nr. 8, dargeboten vom Streichquartett der sinfonietta franconia, die richtige Wahl zur Fortsetzung des Konzerts. Überhaupt waren alle Musikstücke aus vier Jahrhunderten gut gewählt. Ohne hörbaren Stilbruch wechselten Sänger und Musiker in ihren Vorträgen vom 18. ins 20. Jahrhundert, um gleich wieder ins 18. zurückzukehren. Auf "Wirf dein Anliegen auf den Herrn" (Mendelssohn Bartholdy, 1809-1847) und "Meine Seele ist stille in dir" (Klaus Heizmann, geb. 1944) folgte die Arie "Ombra mai fu" von Händel (1685-1759).
Die Kantate zum ersten Advent, "Hosianna dem Sohne David" von Georg Philipp Telemann (1681-1767), mit deren sieben Sätzen die 50 Sängerinnen und Sänger sowie die Solisten Maximiliane Schweda (Sopran) und Sven Fürst (Bariton) den zweiten Teil des Konzerts eröffneten, hatte dem fast zweistündigen Adventskonzert sein Motto gegeben. Kraftvoll und voller Temperament meisterten die über 30 Sängerinnen und knapp 20 Sänger das zweistündige Musikprogramm, in dessen Mittelpunkt wirklich der Chor stand. Zwar bekamen die Solisten die ihnen gebührenden Auftritte und auch die Musiker der sinfonietta franconica mit Corinna Römer (1. Violine), Julia Muginstein (2. Violine), Konstantin Molodtchinin (Viola) und Marion Basting (Violoncello) sowie Matthias Braun (Orgel) konnten ihr Können zeigen. Doch musikalisch stand der gemischte Chor im Vordergrund, was bei Konzerten in den Vorjahren nicht immer der Fall war.
Abschließender Höhepunkt war auch diesmal eine Folge deutscher und internationaler Weihnachtslieder. Hier mag der für fränkische Sangesfreunde in seiner ungewöhnlichen Tonfolge recht schwierige südafrikanische Friedensruf "Hambani kahli" (Das Licht erleuchte die Nacht) besonders viel Probenzeit abverlangt haben. Überraschend war auch das Lied "Señora Doña Maria" aus Chile, bei dem sich das Streichquartett unerwartet in ein Zupfquartett verwandelte.
Wie in allen Adventskonzerten wurde schließlich auch das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Einerseits besinnlich, zugleich aber auch fröhlich auf die Weihnachtszeit eingestimmt, verließen die Zuhörer danach das Kurtheater in die fast winterliche Kälte des ersten Adventsabends.