Kissinger müssen das evangelische Gemeindehaus abreissen
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Freitag, 02. Mai 2014
Das evangelische Gemeindehaus in der Salinenstraße in Bad Kissingen lässt sich nach der Kellerüberflutung nicht mehr sanieren. Jetzt wird ein neuer Standort gesucht.
Es war der berühmte Schreck am Morgen, als mitten in die Pfarramtsbesprechung die Meldung platzte, dass im evangelischen Gemeindehaus an der Salinenstraße der Keller unter Wasser steht. "Wir sind sofort rübergegangen und haben uns die Lage angeschaut", sagt Pfarrer Jochen Wilde. Und das Nötigste getan: Keller ausräumen, Wasser rauspumpen und große Trockner aufstellen.
Die Ursachensuche endete überraschend. "An einem undichten Dach konnte es trotz der starken Regenfälle nicht liegen. Da hätte man auch an den Wänden etwas sehen müssen. Also konnten es nur die gerade laufenden Kanalarbeiten der Stadt vor der Tür sein.
Hoffnung hat sich nicht erfüllt
Für die Gemeinde wäre das die beste Lösung gewesen: ein Versicherungsschaden für die Stadt. Aber dort wurde man hellhörig: "Wir haben sofort eine TV-Kanalbefahrung durchgeführt und dabei festgestellt, dass der Kanal in Ordnung war, dass aber der Hausanschluss so zugesetzt war, dass nur noch ein Rinnsal durchkam", sagt Tiefbauchef Thomas Hornung. Der Regen aus dem Haussammler konnte nicht abfließen. Also doch ein Schaden zu Lasten der Gemeinde.
Mittlerweile ist der Keller wieder einigermaßen trocken, riecht aber noch stark nach Schimmel. Aber ein Ortstermin mit den Bauleuten des Kirchenamtes in München hat mehr oder weniger das Todesurteil für das Gebäude gebracht. Das Urteil der Experten: "Eine Sanierung ist wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll." Jochen Wilde: "Wir werden in dieses Gebäude keinen Euro mehr investieren."
Ganz ungelegen, wenn auch etwas zu früh, lässt Wilde durchblicken, kam der Schaden nicht: "Wir haben den Zustand schon immer als verbesserungswürdig betrachtet." Als das Gebäude 1968 von dem Stararchitekten Hans-Busso von Busse (Flughafen "Franz-Josef-Strauß", München) geplant wurde, musste es schnell gehen. Denn es war ein Modell-Gemeindehaus, und wenn die Kissinger gezögert hätten, hätten es andere bekommen. "Da war keine Zeit, sich über Raumprogramm und Ausstattung groß Gedanken zu machen." So wurde das Haus schnell von der Zeit und den Anforderungen überholt.
Näher an die Kirche ran
Zum anderen hat der Kirchenvorstand beschlossen, einen anderen Standort näher an der Kirche zu suchen, weil durch die Entfernung vieles einfach nicht möglich ist. Freie Flächen gibt es da nicht, obwohl sich Wirtschaftsförderer Michael Wieden, mit dem Wilde schon Kontakt aufgenommen hat, das "Rixen"-Gelände durchaus "als Entwicklungsfläche" (nach Abriss) vorstellen kann, "eher als Investitionsobjekt".
Aber Wilde denkt auch in eine andere Richtung. Er kann sich ein Joint Venture mit einem der benachbarten Hotels vorstellen, um deren Infrastruktur für Gemeindeveranstaltungen zu nutzen. "Aber dort ist man gedanklich noch nicht so weit."
Bleibt die wichtigste Frage, die Kostenfrage. Die Gemeinde hat keinen Cent übrig, denn sie hat genug andere Baustellen: Kirchenrenovierung, große Orgel, Glocken, Pfarramtsrenovierung - und die beiden letzten Raten für die Bad Bockleter Johanneskirche müssen auch noch bezahlt werden. "Wir werden schon angesichts der demographischen Entwicklung - wir verlieren jedes Jahr 100 Gemeindeglieder - sehr zurückhaltend planen und nichts überstürzen", sagt Wilde mit vorsichtigem Optimismus. Im äußersten Fall will er die Häuser hinter dem Gemeindehaus verkaufen: "Die Pfarrer können auch in gemieteten Wohnungen leben. Die Dienstwohnungen sind ja auch nicht kostenlos." Und wenn gar nichts anderes geht, wird an der alten Stelle irgendwann ein neues Gemeindehaus stehen.