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Kissinger Landratsamt wird zur Großbaustelle


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Dienstag, 11. Oktober 2016

Erweiterung des Landratsamtes und Sanierung des Hauptgebäudes waren Thema im Kreisausschuss. Für den Neubau wurde eine teurere Dachvariante gewählt.
Christian Gessner vom Gebäudemanagement des Landratsamtes auf der Baustelle im Sitzungssaal.  Foto: Benedikt Borst


Endspurt für den erneuerten großen Sitzungssaal des Landratsamtes. Die technischen Installationen sind beendet, derzeit werden letzte Putzarbeiten an den Wänden vorgenommen. Anschließend wird der Parkettboden verlegt, die Wandverschalung und die Deckenverkleidung angebracht. "Ende November kommen die Möbel und am 12. Dezember soll die erste Kreistagssitzung im neuen Saal stattfinden", erklärt Christian Gessner vom Gebäudemanagement. Damit ist in wenigen Wochen der erste von insgesamt drei großen Bauabschnitten bis 2019 am Landratsamt beendet.


Edelstahl 92 000 Euro teurer

Rund 11,5 Millionen Euro werden in den Sitzungssaal, in den Erweiterungsbau in Richtung Mühlgasse und in die energetische Sanierung des Hauptgebäudes gesteckt. Der Kreisausschuss hat sich in seiner jüngsten Sitzung erneut mit den beiden noch ausstehenden Maßnahmen beschäftigt. Zum einen ging es um die Frage, ob der Neubau ein Dach aus Edelstahl oder aus kostengünstigeren Bitumen erhalten soll. Die Edelstahlvariante kommt dem Landkreis laut Architekt Thomas Steimle bei den aktuellen Rohstoffpreisen um rund 92 000 Euro teurer, ist dafür aber länger haltbar. Die Gesamtkosten für das Dach belaufen sich dann auf 289 000 Euro.


Photovoltaik aufs Dach

Kreisrat und Münnerstadts Bürgermeister Helmut Blank (CSU) sprach sich, wie die große Mehrheit des Ausschusses, für die teurere Alternative aus. "Edelstahl hat bei uns wegen der langfristigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung immer den Zuschlag bekommen", berichtete er aus seiner Kommune. Stefan Lang (FW-CBB) sowie Burkardroths Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) stimmten dagegen. Angesichts der hohen Mehrkosten "überzeugen mich die Vorteile nicht", sagte Lang. Ein Bitumendach genüge den Anforderungen.

Das Ingenieurbüro Helfrich stellte die Planungen für eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus vor. Geplant sind 27 Module für rund 28 000 Euro, die eine Nennleistung von 8,6 Kilowatt bringen. Die Anlage ist so geplant, dass sie von der Straße aus nicht zu sehen ist. Die Genehmigung der Stadt ist an diese Bedingung gebunden. Die Anlage rechnet sich nach den Berechnungen der Ingenieure langfristig zwar kaum, dennoch plädierte Landrat Thomas Bold (CSU) für deren Anschaffung. Der Landkreis habe eine Vorreiterrolle. "Wir sollten die Anlage wegen der Signalwirkung beschließen", sagte er. Waldemar Bug schloss sich an. "Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist nicht eine Frage der Wirtschaftlichkeit, sondern eine der Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen", betonte er. Robert Kiesel (CSU) regte an, den nachträglichen Einbau von Stromspeichern zu berücksichtigen. Der Kreisausschuss stimmte einstimmig zu.


Neue Fenster fürs Haupthaus

Neben dem Erweiterungsbau beschäftigte sich der Ausschuss auch mit den Plänen für die energetische Sanierung des mehr als 50 Jahre alten Hauptgebäudes. Architekt Stephan Scharf veranschlagt dafür rund 2,7 Millionen Euro Kosten, wobei bis zu 90 Prozent Förderung durch den Freistaat im Rahmen des Kommunalinvestitionsprogramms KIP möglich sind.

Vorgabe bei der Planung sei, die bestehende Architektur des Gebäudes zu erhalten. "Prägende Elemente sollen möglichst nicht verändert werden", erklärte Scharf. Sämtliche Fenster werden durch neue ersetzt und mit einem einheitlichen Sonnenschutz versehen, die Außentüren werden erneuert und auf die Fassade eine neue Dämmung aufgebracht. Das Dachgeschoss ist bei der Maßnahme allerdings nicht mit beinhaltet.

Innen in den Büroräumen werden die Einbauschränke auf der Fensterseite entfernt und anschließend alle Heizkörper samt Rohren demontiert und ersetzt. Auch die 24 Jahre alte Gaskesselanlage im Keller wird ertüchtigt. Parallel dazu wird die Elektrik erneuert und eine neue Jalousieanlage angeschlossen. Die Arbeiten sollen abschnittsweise ausgeführt werden, damit immer ein Teil des Gebäudes für den Betrieb nutzbar bleibt. Scharf geht von einer Bauzeit von sechs Monaten, beginnend im ersten Halbjahr 2018, aus.


Emblem an Südfront angedacht

Für die Südseite, also in Richtung Obere Marktstraße, hat Scharf einen Alternativvorschlag für die Fassadengestaltung vorgestellt. Die Fenster über dem Haupteingang könnten zu einer Fläche mit großem Landkreisemblem umgestaltet werden. Landrat Thomas Bold (CSU) fand die Idee zwar ansprechend, wies die Ausschussmitglieder allerdings darauf hin, dass dieser Sonderwunsch nicht von den Fördergeldern gedeckt und damit vom Landkreis zu zahlen wäre. "Schönheit kostet Geld", kommentierte er.

Der Kreisausschuss gab einstimmig die Planung und die Kostenschätzung für die Maßnahme frei. Bis November ist der entsprechende Förderantrag bei der Regierung von Unterfranken vorzulegen.


Infos zu den Baumaßnahmen am Landratsamt im Überblick

Kosten Die Sanierung des Sitzungssaals liegt bei rund 1,15 Millionen Euro, die energetische Erneuerung des Hauptgebäudes soll rund 2,7 Millionen Euro kosten, wobei bis zu 90 Prozent Zuschüsse möglich sind. Die Kosten beim Erweiterungsbau steigen durch die Entscheidungen für das Edelstahldach und die Photovoltaikanlage um rund 120 000 Euro auf mehr als 7,6 Millionen Euro an.

Bauzeiten Die Arbeiten am Sitzungssaal werden bis Dezember abgeschlossen, die für den Neubau im Herbst ausgeschrieben. Baubeginn ist im Frühjahr 2017 geplant. Der Förderantrag zur energetischen Sanierung des Haupthauses muss nach derzeitigem Stand bis Mitte November bei der Regierung von Unterfranken eingereicht werden. Planung und Ausschreibung für die Maßnahme ist für nächstes Jahr vorgesehen, die Arbeiten sollen im ersten Halbjahr 2018 starten.