Kissinger Kreisbaumeister geht in Ruhestand
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Freitag, 22. Juli 2016
Günter Stammwitz war nicht nur für Millionen Euro teure Neubauten und den Bauunterhalt des Landkreises zuständig, sondern hat auch Bauherren beraten.
Wer in den zurückliegenden knapp 25 Jahren ein Denkmal sanieren, ein außergewöhnliches Gebäude bauen oder einen Gewerbebetrieb erweitern wollte, bekam es mit ihm zu tun: Baudirektor Günter Stammwitz (61) ist seit Februar 1992 Kreisbaumeister, in dieser Woche hatte er nun seinen letzten Arbeitstag, im Herbst endet seine Dienstzeit offiziell. "Das breite Aufgabenfeld ist sehr interessant", sagt er im Rückblick über seine Tätigkeit.
Gereizt habe ihn vor allem die Abwechslung: "Wenn jemand zur Tür reinkommt oder das Telefon klingelt, weiß man nie, worum es gehen wird."
Gebürtiger Nüdlinger
Günter Stammwitz wurde in Nüdlingen geboren, zog aber bereits mit drei Jahren nach Bad Kissingen, wo er zur Schule ging und Abitur machte. Nach der Bundeswehr studierte er zunächst in Berlin und später in Darmstadt Architektur.
Ab 1983 arbeitete er sieben Jahre lang in der Bundesbaudirektion, pendelte zwischen Bonn und West-Berlin, eine seiner größten Baustellen war das Bundes-Gesundheitsamt. Hautnah hat er in der Zeit auch die Wende miterlebt: "Ich habe nur einen halben Kilometer von der Bornholmer Brücke weg gewohnt. Ich bin da frühs aufgewacht und habe mich gewundert, wie sich die Menschen die Nasen an den Schaufenstern platt gedrückt haben."1990 zog es ihn zurück in die Heimat: Eineinhalb Jahre lang arbeitete er zunächst als Kreisbaumeister in Bad Neustadt, dann in gleicher Funktion in Bad Kissingen. "Meine damalige Freundin und jetzige Frau wollte nicht nach Berlin", nennt er als einen Grund, vor allem aber habe ihn die "Komplexität der Aufgabe" gereizt: Der Kreisbaumeister ist für die Bauleitplanung, den Denkmalschutz, den kreiseigenen Hoch- und Tiefbau und die Beratung von Bauherren zuständig. Rund ein Dutzend Ingenieure und Techniker hat Stammwitz dafür in seinem Sachgebiet, die Verwaltung der rund 250 Kilometer Kreisstraße sei seit jeher ziemlich eigenständig.
Seit Jahren kämpft Stammwitz gegen den ungezügelten Flächenverbrauch: "Bei unserer demographischen Entwicklung ist keine Neuausweisung von Bauland mehr notwendig", predigte er den Kommunen immer und immer wieder. Lediglich bei der Ausweisung von Gewerbegebieten war er großzügiger: "Wir brauchen eben Arbeitsplätze hier." Wenn schon Neubaugebiete, dann nach Meinung des Kreisbaumeisters mit möglichst wenigen Festlegungen für die Bauherren: "Architektonisch einheitliche Siedlungen bekommt man heute eh nicht mehr hin, der Hausbau wird immer internationaler." Aber: "Ich kann nicht in die Planungshoheit der Gemeinden eingreifen", kennt er seine Grenzen bei der Beratung der Kommunen.
Auch im Landratsamt habe es solche Grenzen gegeben: "Die Frage des Ob oder Ob-Nicht ist oft eine politische Entscheidung", sagt er. Beispiel: "Wenn der große Sitzungssaal Licht bekommen soll, dann bekommt er Licht." Dafür habe er bei der Ausführung unter den Landräten Neder und Bold meist freie Hand gehabt: "Auf der fachlichen und gestalterischen Ebene sind mir kaum Auflagen gemacht worden."
Faible für die
Denkmalpflege
Viel Spaß habe ihm schon immer die Innen-Entwicklung und die Denkmalpflege gemacht: Die Sanierung des Schreinersch-Hauses in Machtilshausen und des Heimatspielhauses Münnerstadt habe er von Anfang an unterstützt, aber auch die Kirchen und Pfarrhäuser des Landkreises kennt er ganz genau: "Ich zahle inzwischen gerne Kirchensteuer, weil dadurch auch diese Fenster in die Geschichte erhalten werden."Egal ob Neu- oder Altbau: "In der Architektur gibt es immer viele Lösungen, das Reizvolle ist das Finden eines Kompromisses." Dabei sei es ein Vorteil gewesen, dass er aus der Region stammt und den Landkreis kenne. Im Bereich Hochbau betreute Stammwitz zahlreiche Großprojekte. Wie viele Millionen Euro die Umbauten der Gymnasien, der Bau der Prümmer-Schule, die Aufstockung des Landratsamtes, die Geralsanierung des Eli oder die Altenheime der Carl-von-Heßschen-Sozialstiftung gekostet haben, könne er nicht sagen, aber: "Wir hatten bei all den Maßnahmen keinen tödlichen Unfall", ist er froh. Zudem sei in den vergangenen Jahren immer mehr auf einen effektiveren Bauunterhalt geachtet worden, denn: "Bei der Errichtung eines Gebäudes fallen nur ein Drittel der Kosten an, der Rest fließt später in Betrieb und Unterhalt."
"Die Erfahrungen, die Sie mitgebracht haben, kamen uns natürlich zugute", würdigte Landrat Thomas Bold gestern die Verdienste von Günter Stammwitz, und: "Ich weiß, dass man im Landkreis sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit war, damit, wie Sie die verschiedenen Interessen der Bauwilligen und die des Heimatschutzes zusammengeführt haben." Als Bauherr müsse der Kreis ein gutes Bild abgeben: "Und dazu haben Sie beigetragen."