Kissinger Jugendmusikkorps fliegt nach Südafrika
Autor: Thomas Mäuser
Bad Kissingen, Mittwoch, 05. Februar 2014
Das musikalische Aushängeschild Bad Kissingens, das Jugendmusikkorps, vertritt die Stadt und den Freistaat in Südafrika. Abflug ist am Sonntag. Zwei Wochen geben die jungen Botschafter fast täglich Konzerte.
Angefangen hat alles vor drei Jahren. Bernd Hammer, der Leiter des Jugendmusikkorps, unterhielt sich zwanglos mit einer Bekannten. Die Bad Bockleterin Gaby Zahn managt im südafrikanischen Kapstadt das Cape Classic Festival, und sie war es, die Hammer auf den Kulturaustausch hinwies, der zwischen Bayern und Südafrika stattfindet. Das Ergebnis: Am Sonntag fliegt das Jugendmusikkorps für zwei Wochen in das Land um unteren Ende des Schwarzen Kontinents.
Der Weg, bis die 48
jungen Botschafter samt Dirigent und einer Begleitperson die Koffer packen konnten, war nicht einfach. Viele Gespräche waren nötig, erinnert sich Bernd Hammer. Eingeschaltet wurden ein Kulturbeauftragter in Südafrika, ein bayerischer Ministerialrat und sogar Ministerpräsident Horst Seehofer.
Zwiebelplootz statt Weißwurst
Doch so weit war es 2011 noch nicht. Da war Hammer nur bekannt, dass der Freistaat wirtschaftliche Beziehungen mit Südafrika pflegt, die mit einem kulturellen Austausch untermauert werden. In der Regel flogen Musikgruppen aus dem Süden Bayerns nach Afrika. Doch Gaby Zahn war der Meinung, dass auch einmal unterfänkische Kultur gezeigt werden sollte. Statt Weißwürsten und Lederhose Kreuzberg und Zwiebelplootz.
So kam es, dass ein Orchester aus Kapstadt anno 2012 die Kurstadt an der Saale besuchte. Beim Empfang für die Afrikaner bei Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) trat auch das Jugendmusikkorps auf - und wurde prompt nach Afrika auf das Royal Crusados Performance Festival eingeladen.
Natürlich gibt es so eine Reise nicht zum Nulltarif. Rund 80.000 Euro Reisekosten kristallisierten sich als realistisch heraus. Und das können Stadt und Musiker bzw. deren Eltern nicht stemmen.
Also nahm Bernd Hammer Kontakt mit der bayerischen Staatskanzlei auf. "Ich habe alles zusammengeschrieben", sagt er. Dann bot sich die Möglichkeit, während des Kissinger Sommer Kontakt mit dem Ministerpräsidenten aufzunehmen. "Der kriegt Briefe genug", sagte sich Bernd Hammer und ließ sich etwas Besonderes einfallen. Er überreichte Seehofer einen Zinnsoldaten in der Uniform des Jugendmusikkorps, an dem er hinten einen Aufkleber "Welcome to South Africa" befestigt hatte."Damit er es nicht vergisst", schmunzelt der Dirigent des Jugendmusikkorps.
Seehofer soll damals seinen Ministerialrat Fischer angewiesen haben: "Sie nehmen das in die Hand." Nach einem neuerlichen Treff mit dem Ministerpräsidenten bei der Eröffnung der Landesausstellung "Main und Meer" in Schweinfurt - auch da konzertierte das Jugendmusikkorps - ging alles ganz schnell. In Form eines Schreibens aus der bayerischen Staatskanzlei. Und darin stand die entscheidende Förderzusage.
Nun konnte Bernd Hammer zusammen mit OB Blankenburg, der wie der Stadtrat voll hinter dieser Reise steht, zur Elternkonferenz bittet. "Es gab eine absolut positive Resonanz", sagt Hammer. Obwohl jeder der 48 jungen Musiker 500 Euro plus Taschengeld mitbringen muss. Staat, Sponsoren, der Bayerische Musikrat und die Stadt mit 30.000 Euro sorgen für den Rest des Reisegeldes. Auch die Schulen spielen mit, schließlich sind zur Zeit keine Ferien. "Schulaufgaben werden während der zwei Wochen nicht geschrieben", sagt Hammer. Und OB Kay Blankenburg sagte im Kulturausschuss: "Auch das gehört zum Jugendmusikkorps, Fahrten in Länder, in die die Jugendlichen sonst nicht hinkommen. Sie sind als Repräsentanten Bayerns unterwegs."
Das bietet sonst niemand
Wie ihre Mitmusikerinnen und -musiker freut sich Orchestersprecherin Mirja Betzer (18) auf die Reise. "Das ist eine Wahnsinns-Erfahrung, die man als Privatmensch nicht machen kann", sagt sie, "das bietet kein Verein und keine Schule." Dass die Reise auch die Teilnehmer etwas kostet, stört nicht. "Das ist eine einmalige Chance, da fährst Du hin", haben ihre Eltern gesagt.
Acht intensive Proben haben die jungen Musikerinnen und Musiker hinter sich. Im Koffer ein umfangreiches Programm, angefangen von konzertanter Blasmusik über Folklore bis hin zur südamerikanischen Hymne. "Fast jeden Tag ist ein Konzert", sagt Hammer. Darunter in der Residenz des deutschen Botschafters.
Der Flieger hebt am kommenden Sonntag ab. "Am 22. Februar sind wir wieder da", sagt Bernd Hammer und betont, dass die Reise ein Highligt des Juniläumsjahres sei. Denn schließlich wird das Jugendmusikkorps heuer 50 Jahre alt. Aber das ist eine andere Geschichte.