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Kissinger Hütte: Das sind die Hürden beim Kanalbau


Autor: Johannes Schlereth

Burkardroth, Mittwoch, 10. März 2021

Seit über 100 Jahren thront die Kissinger Hütte auf dem Feuerberg und bietet einen Blick weit in den Landkreis Bad Kissingen. Mittlerweile gibt es wichtige Neuigkeiten zur Renovierung und dem Kanal, der das Abwasser ins Tal führen soll.
Der Kanal der Kissinger Hütte soll vom Feuerberg nach Langenleiten laufen. Foto: Archiv: Marion Eckert


Die Arbeiten an der Kissinger Hütte sind in vollem Gange. Einiges haben die Ehrenamtlichen Helfer vom Rhönklub um Manfred Egert, dem Vorsitzenden des Zweigvereins, bereits gestemmt. Nun stehen er und sein Team vor einer Aufgabe, bei der sie auf externe Expertise zurückgreifen müssen: Den Kanalbau nach Langenleiten.

Kissinger Hütte auf dem Feuerberg: Handlungsbedarf beim Abwasser

Das Vorhaben ist notwendig, denn die Kläranlage auf dem Gipfel, unweit der Wanderhütte, ist in die Jahre gekommen und funktioniert nicht mehr richtig. In den vergangenen Jahren musste ein Unternehmen den Unrat der Gäste aus der Anlage regelmäßig abpumpen. Nach einigem Grübeln stand für den Verein fest: Ein Kanal soll es richten. Die Rohre führen talabwärts, nach Langenleiten.

Rund 2,6 Kilometer führt die Trasse in das Rhöndorf vom Gipfel des Feuerbergs hinab. Dabei muss das Bauwerk einen Höhenunterschied von etwa 280 Metern überwinden. Zunächst läuft der Kanal von der Wanderhütte aus entlang der Zufahrt vom Basaltwerk oberhalb von Gefäll. Vor dem Waldrand zweigt der Kanal dann ab, bevor die Trasse durch Wald und Wiese führt. Abschließend folgt die Rohrleitung dann einem Wanderweg, bevor sie die Staatsstraße quert und an den Langenleitner Kanal andockt.

Staatsstraße muss gequert werden

"Die Querung der Straße haben wir bereits beim staatlichen Bauamt in Schweinfurt beantragt", teilt Sonja Reubelt (CSU), die Bürgermeisterin der Gemeinde Sandberg, auf deren Gemarkung das Bauwerk des Bad Kissinger Vereins steht, mit. Welche Firma das Projekt umsetzt, ist jedoch noch nicht klar. "Wir haben die Genehmigung und sind derzeit in der Angebotsphase", sagt Egert. "Sobald es trocken ist, gehts los."

Bauliche Besonderheiten: Kanal soll durch sensibles Stück Natur laufen

Doch das Bauprojekt hat einige Hürden: "Die Trasse führt durch ein Wasserschutzgebiet", sagt Reubelt. "Das Wasserwirtschaftsamt hat hier deshalb Auflagen gemacht." Um die sensiblen Flächen zu schützen, muss die bald beauftragte Firma dort verschweißte Poly-Ethylen Rohre, die mit Dichtmaterial umhüllt sind, verbauen. Für den Unterhalt der Rohrleitung ist der Rhönklub zuständig. Darüber sei eine Sondervereinbarung geschlossen worden.

Wasserversorgung muss organisiert werden

Weil der Kanal über Grundstücke der Kommune läuft , trug die Gemeinde dem Verein eine Grunddienstbarkeit ein. Dasselbe haben private Eigentümer entlang der Trasse bereits ebenfalls getan (wir berichteten). Vor und nach den Bauarbeiten muss zudem der Langenleitner Hochbehälter kurzzeitig abgestellt werden. "Die Wasserversorgung wird über einen zweiten Hochbehälter sichergestellt", heißt es aus dem Sandberger Rathaus.

Auch wenn es noch etwas dauert, bis der Kanal gebaut ist, könnte die Kissinger Hütte - laut Egert - heuer bereits vollständig renoviert sein. "Wegen der Corona-Pandemie konnten wir manches früher als geplant anfangen", sagt er. Derzeit werkeln er und seine Mitstreiter im Bettenhaus. Dort handele es sich nur noch um Restarbeiten. Neben neuer Infrastruktur wie Stromleitungen gab es auch einen neuen Boden für den Gebäudeteil. "Uns fehlen hier nur noch ein paar Stunden Arbeit", schätzt Egert. Ursprünglich war geplant das Bettenhaus in zwei Abschnitten anzugehen: Im Frühjahr und Herbst diesen Jahres.

Kissinger Hütte: Arbeiten gehen schnell voran

Fertig sind auch die Arbeiten im Foyer. Dort hat das Team um Egert vor allem Licht in den Raum geschaffen. Dort findet auch der Basaltobelisk mit den Namen der Spender seinen Platz. Arbeitsbedarf herrschte im vergangenen Spätherbst noch im Außenbereich. Die bis dahin fehlende Notleiter ist mittlerweile ebenfalls montiert. Fertiggestellt ist ebenfalls die etwa acht auf acht Meter große Terrasse. Gäste haben dort die Möglichkeit den Sonnenuntergang über Wildflecken und der Hochrhön zu genießen. Den Ausblick ins Land der Offenen Fernen blockierten damals noch zwei Garagen des Landkreises. Diese finden sich mittlerweile auf dem Parkplatzbereich der Kissinger Hütte.

Hand angelegt hatte das Team um Egert ebenfalls im Hüttengebäude. Die Infrastruktur im Erd- und Obergeschoss, die Küche und die Warenanlieferung sind seit dem vergangenem Herbst erneuert. Zudem gibt es ein Fenster für den Außenverkauf von Speisen mit Luftvorhang. Neu ist auch die Heizung. Statt wie bislang auf Öl, setzt der Rhönklub nun auf Gas, um den Gästen einzuheizen. "Wir sind mit dem Baufortschritt zufrieden", sagt Egert.

Quelle auf dem Feuerberg: Schüttung muss verbessert werden

Was noch ansteht sind unter anderem Arbeiten an der Quelle. Dort wollen Egert und seine Mitstreiter im April Hand anlegen. "Wir hatten Probleme mit der Schüttung. Dort muss Wurzelwerk raus", sagt er. In diesem Zuge sollen die Pumpen ebenfalls ertüchtigt werden.

Die Kosten für die Renovierung der alten Dame auf dem Feuerberg liegen bei etwa 1,2 Millionen Euro. Der Rhönklub Zweigverein Bad Kissingen musste dafür einen Kredit aufnehmen. Die Summe: Rund 480 000 Euro. Zusätzlich sind 200 000 Euro über die Gaststättenförderung zwischenfinanziert. Geld für den urigen Tourismus Hotspot kommt unter anderem auch von umliegenden Kommunen wie Sandberg und Burkardroth. Diese steuern zusammen 30 000 Euro für das Projekt bei. Obwohl der Markt Wildflecken ebenfalls als Anlieger zu sehen ist, kommt von der Kommune kein Geld. Ursache dafür ist unter anderem die prekäre Haushaltslage.

Förderverein sucht Mitglieder

Hilfe bei der Finanzierung kommt dagegen noch aus Bad Kissingen. Von der Stadt erhält der Zweigverein 10 000 Euro. Zudem fließen Spenden und Eigenkapital in das Projekt. Auch der junge Förderverein "Freunde der Kissinger Hütte" hilft mit, um die Finanzierung sicherzustellen. In diesem sind derzeit knapp 60 Menschen engagiert. "Über weitere Mitglieder im Verein würden wir uns sehr freuen", sagt Egert.

Ursprünglich hatte der Verein angestrebt, das Bauvorhaben über Fördermittel der Europäischen Union zu stemmen. Diese Leader-Förderung nimmt der Rhönklub nun doch nicht in Anspruch.