Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg setzt auf Home Office
Autor: Steffen Standke
Bad Kissingen, Dienstag, 24. März 2020
Die Corona-Pandemie zwingt den Bad Kissinger OB zum Umdenken. Und sie zwingt den 62-Jährigen zu Entscheidungen, mit denen er so ohne Krise nicht konfrontiert worden wäre.
Seine letzten Wochen als Oberbürgermeister hatte sich Kay Blankenburg sicher anders gedacht: sich noch bei öffentlichen Termine zeigen, Abschiedsreden formulieren, die Übergabe seines Amtes an Nachfolger Dirk Vogel einleiten. Aber nicht in Zeiten von Corona. Da sieht sich Blankenburg plötzlich ganz unerwarteten Herausforderungen gegenüber.
Der OB ist derzeit häufig daheim erreichbar. Das nicht, weil er krank wäre. Oder eine wochenlange Quarantäne absitzen müsste. Blankenburg möchte krisenbedingt persönliche Kontakte reduzieren, die Mitarbeiter seiner Verwaltung und sich vor dem Virus schützen, indem er "so viel wie möglich zu Hause" arbeitet. Selbst verordnetes Home Office also.
Aber die Arbeit des 62-Jährigen hat sich in den vergangenen Tagen grundlegend verändert. Wegen Corona fallen praktisch alle öffentlichen Termine flach. Stattdessen organisiert Blankenburg viel Verwaltungstechnisches um.
So möchte er so vielen seiner Mitarbeiter "mobiles Arbeiten" ermöglichen. Sie sollen von zu Hause aus "über dienstliche Geräte Zugang zum städtischen Netzwerk" erhalten. Dafür steht der OB telefonisch und per Mail permanent mit der IT-Abteilung im Kontakt. "Noch ist es keine große Zahl an Mitarbeitern, die von daheim aus schaffen. Aber wir arbeiten daran." Besonders wichtig: Die Führungsebene muss handlungsfähig bleiben.
Blankenburg will zudem verhindern, dass "notwendige Infrastruktur" - wie Müllabholung und Abwasserentsorgung - zusammenbricht. Auch eine stabile Stromversorgung liegt ihm am Herzen. Aber das sei Sache der Stadtwerke.
Kurzum: Blankenburg hat den repräsentativen Teil seines Amtes stark heruntergefahren; organisiert dafür seine Verwaltung um. Da werden Mitarbeitern aus derzeit kaum oder nicht beanspruchter Infrastruktur auch mal andere Aufgaben zugewiesen. Ein Beispiel: Wer vorher Jugendkulturzentren oder die Musikschule mit Leben füllte, macht sich vermutlich gut im Telefondienst.
Kay Blankenburg gibt sich keiner Illusion hin: Der erwartbar empfindliche Rückgang der Gewerbesteuer, besonders aus Hotels und Gastronomie, wird ein tiefes Loch in den Stadtsäckel reißen. Doch die Verwaltung baut den Unternehmern Brücken. Dem OB zufolge können Kissinger Gewerbetreibende damit rechnen, dass die Stadt Vorauszahlungen von Gewerbesteuer herabsetzt. Und dass sie Steuern stundet, ohne dafür belastende Zinsen zu verlangen.