Kissingen erfüllt Kriterien für Weltkulturerbe
Autor: Thomas Mäuser
Bad Kissingen, Sonntag, 22. Sept. 2013
Die derzeit 14 beteiligten europäischen Heilbäder wähnen sich auf einem guten Weg in Richtung Unesco-Weltkulturerbe. Darüber waren sich die Vertreter der Kurstädte einig, die in Bad Kissingen zu einem Treffen zusammengekommen waren.
Bei diesem Treffen bescheinigte der Chairman der "Great Spas of Europe", Karlsbads Oberbürgermeister Petr Kulhánek, Bad Kissingen, alle Kriterien zu erfüllen. Die transnationale Bewerbung soll Ende 2015 bei der Unesco in Paris eingereicht werden. Ein positives Resümee der Zusammenkunft zog auch Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD): "Wir haben sehr gute Chancen, dass wir ins Ziel kommen." Allerdings warte noch ein langer, steiler und steiniger Weg auf die
Bewerber.
Festgelegt wurde in Bad Kissingen, dass man gemeinsam marschieren wird und die Gruppe mit den 14 derzeit beteiligten Heilbädern "geschlossen" ist. Chancen, mit hineinzurutschen, haben allenfalls noch die beiden österreichischen Kurorte Baden bei Wien und Bad Ischl. "Mehr werden es nicht", betonten Blankenburg und Kulhánek.
Im Frühjahr 2014 werden sich die Kandidaten ein weiteres Mal treffen, diesmal in Baden-Baden. Außerdem wird es bereits im Oktober ein Treffen in Prag geben, federführend wird die tschechische Kultusministerin sein. Bei einem weiteren Treffen wird man mit Vertretern der Unesco zusammentreffen, um das künftige Vorgehen und den Zeitplan zu besprechen. Man sei noch am Anfang des Prozesses, doch bis Ende 2015 sollen alle Details geklärt sein, sagte Petr Kulhánek.
Familiäre Atmosphäre
Wie Blankenburg am Samstag betonte, sei aus der Gruppe der 14 beteiligten Heilbäder inzwischen "eine Familie geworden". Von einer "Big Family" sprach auch sein Karlsbader Amtskollege Kulhánek, der der Zusammenkunft in Bad Kissingen eine gute Atmosphäre bescheinigte.
Das Deutschland mit sechs Kurorten überproportional vertreten ist, ist für Petr Kulhánek kein Thema "Wir unterscheiden nicht nach Nationen, es kommt darauf an, was die Orte zu bieten haben."
Seit Donnerstag hatten die Repräsentanten der 14 Mitgliedsstädte die Gelegenheit, Bad Kissingen kennenzulernen. Das sich der fränkische Kurort im internationalen Vergleich keinesfalls zu verstecken braucht, betonten Kulhánek und sein Stellvertreter Jirí Klsák im Gespräch mit OB Blankenburg. Kulhánek, der zum 2. Mal in Bad Kissingen weilte, sprach von einer Atmosphäre der Entspannung. Als die beiden Highlights hob der Karlsbader Oberbürgermeister Trink- und Wandelhalle sowie den Regentenbau mit seinem einzigartigen Interieur und seiner hervorragenden Akustik hervor.
Vergangenheit und Zukunftsplanung
Dass Bad Kissingen alles hat, um bei der Bewerbung um das Unesco-Weltkulturerbe zu punkten, darüber waren sich die Teilnehmer der Lenkungsgruppe klar, die von Donnerstag bis Samstag in Bad Kissingen tagte, einig
OB Blankenburg und Unesco-Projektleiter Peter Weidisch verwiesen dabei auf die typischen Elemente einer Kurstadt im 19. Jahrhundert, darunter das Kurviertel, die umfangreichen Parkanlagen, die Villenviertel und die Einbeziehung der umgebenden Landschaft über Promenadenwege und gestaltete Aussichtspunkte.
Doch die Relikte aus einer großen Vergangenheit sind nicht die einzigen Kriterien, die die Bewerber erfüllen müssen. Es geht genau so um die Pflege des Erbes, den Status Quo und die Zukunft des Kurgeschehens. Hier kann Bad Kissingen auf die Sanierung von Wandelhalle, Arkaden- und Regentenbau verweisen. Auch die Sanierung der Schwemmkanalisation aus dem 19. Jahrhundert dürfte ein Pluspunkt sein.
Eine entscheidende Rolle spielt die Weiterentwicklung. Hier sind laut Weidisch die Neugestaltung der Fußgängerzone sowie die Planungen für den Umbau historischer Hotelanlagen zu modernen Firstclass- Häusern und der Umbau des Luitpoldbades zum Behördenzentrum zu nennen.
Liste der Bewerber ist (fast) geschlossen
Dabei Zur Zeit bewerben sich 14 Heilbäder und Kurorte gemeinsam um den Status eines Unesco-Weltkulturerbes. Es sind dies Bad Kissingen, Bad Pyrmont, Bad Ems, Wiesbaden, Bad Homburg, Baden-Baden (alle Deutschland), Karlsbad, Franzensbad, Marienbad, Luhacovice (alle Tschechien), Spa (Belgien), Bath (England), Vichy (Frankreich) und Montecatini Terme (Italien).
Kandidaten Denkbar ist, dass aus Österreich noch Baden bei Wien und Bad Ischl hinzukommen. Diese beiden Kurorte haben sich jedoch noch nicht für eine Teilnahme entschieden. Definitiv beschlossen ist, dass nicht mehr als die genannten 16 Kurorte in die Gruppe aufgenommen werden.